Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen
knabberte an meiner Unterlippe, während ich ihre Frage überdachte. Wir waren auf dem besten Weg in ein Wespennest und verfügten nur über uns selbst als Waffen – die leitende Angestellte einer Werbeagentur und eine nicht mal zwei Tage alte Vampirin. Und obwohl Mallory jeden Tag eine Stunde im Fitnessstudio verbrachte und ich zehn Jahre Ballettunterricht und eine erkleckliche Anzahl Laufkilometer für mich verbuchen konnte, so bezweifelte ich doch, dass uns das wirklich helfen würde. Zumindest hatte es uns in den letzten Tagen recht wenig genützt.
»Wir werden uns ruhig und sachlich mit ihnen unterhalten«, lautete mein Entschluss.
»Und du wirst ›Darth Vader‹ Sullivan nicht an den Kopf werfen, dass du seine faschistische Vorstellung von Autorität werfen, dass du seine faschistische Vorstellung von Autorität ablehnst?«
Ich unterdrückte ein Lachen. »Vielleicht nicht gerade beim ersten Treffen.«
Es herrschte wenig Verkehr, und die Fahrt dauerte nicht lange. Mallory diente mir als Navigatorin, die regelmäßig die im Internet vorgeschlagene und von uns ausgedruckte Wegstrecke kontrollierte. »Wir sind bald da«, sagte sie schließlich und ließ mich links abbiegen. Als wir die Adresse erreichten, starrten wir ungläubig auf das Gebäude.
»Oh mein Gott!«
»Ich weiß. Ich kann’s auch sehen.« Ich parkte auf einem Parkplatz an der Straße – wie es der Zufall so wollte zwischen einem BMW und einem Mercedes –, und wir stiegen aus. Das Haus war eine riesige Villa und umfasste einen beachtlichen Teil des Straßenblocks. Es war von einem über drei Meter hohen schwarzen Eisenzaun umgeben, der keine reine Schmiedearbeit, sondern ein Kunstwerk war. Auf der Innenseite des Zauns wuchsen Büsche und Hecken, sodass die Rasenflächen von außen nicht einzusehen waren. Das Haus selbst war gewaltig, und seine drei Stockwerke hohen Kalksteinmauern wurden von einem schiefergedeckten Mansardendach gekrönt. An einer Ecke befand sich ein Turm, und hohe rechteckige Fenster umliefen das gesamte Gebäude.
Das oberste Stockwerk erhielt durch Mansardenfenster, die mit kleinen Giebeln überdacht waren, und mehrere Balustraden ein gotisches Aussehen. Aber obwohl das Gebäude beeindruckend und um einiges größer als die Nachbarhäuser war, fügte es sich gut in die nähere Umgebung von Hyde Park ein.
Nun, abgesehen von der Sache mit den Vampiren.
Mallory drückte meine Hand. »Bist du bereit?«
»Nein«, gab ich zu. »Aber ich muss es tun.«
Wir gingen den Bürgersteig bis zu einer Lücke in dem Eisenzaun entlang, wo zwei schwarz gekleidete Männer standen, die Schwerter trugen. Beide waren groß und schlank standen, die Schwerter trugen. Beide waren groß und schlank und trugen lange, glatte schwarze Haare, die streng nach hinten gebunden waren. Die Wachen ähnelten sich, und ihre fast hageren Gesichtszüge ließen sie wie Brüder erscheinen.
Der Linke von ihnen flüsterte etwas in ein Mikrofon, drückte dann das Ohrstück seines Headsets und nickte mir schließlich zu. »Sie dürfen hinein«, sagte er zu mir und richtete dann seinen Blick auf Mallory. »Sie nicht.«
Einfache Entscheidung. »Ich gehe nicht ohne sie.«
Er wandte uns den Rücken zu, und ich hörte ihn leise in sein Headset flüstern. Als er sich wieder umgedreht hatte, nickte er einfach nur zum Zeichen der Zustimmung.
Als wir den Weg hinaufgingen, fasste mich Mallory an der Hand und drückte sie. »Ganz schön gesprächig, die Jungs. Sie hatten Schwerter.«
Nicht einfach nur Schwerter, dachte ich, als ich über die Schulter einen Blick zurück auf die schmalen, leicht gebogenen Schwertscheiden und langen, geraden Griffe warf.
»Ich glaube, das waren Katanas.« Die Schwerter der Samurai. Das hatte ich während einer Recherche für meine Dissertation herausgefunden. Obwohl ich mich sehr für die höfischen Elemente mittelalterlicher Literatur interessierte – Stichwort Lancelot und Tristan –, so war das Genre doch eindeutig kriegs- und waffenlastig.
»Glaubst du, du bekommst ein Schwert?«
»Was zum Teufel soll ich mit einem Schwert?« Wir erreichten die unbewachte Vordertür. Der Säulenvorbau war gewölbt, und über der Tür hingen vier Symbole, das unterste von ihnen ein stilisiertes »C«.
»Hm!«, sagte ich. »Klopfen oder einfach reingehen, was meinst du?«
Die Entscheidung wurde uns abgenommen. Die Tür wurde von einem großen, extrem gut aussehenden Mann mit karamellbrauner Haut geöffnet. Seine Haare waren kurz, und seine
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