Chicagoland Vampires 01 - Frisch gebissen
sollen.«
»Ich hatte nicht wirklich viel Zeit, Merit. Und da du dir vollkommen im Klaren über meine Entscheidung bist, ist dieses bockige Verhalten unter deiner Würde.«
Ich widersprach ihm nicht, aber was glaubte er, wer er war? Aufwallende Gefühle schnürten mir die Kehle zu.
»Entschuldige bitte, wenn ich mich noch nicht daran gewöhnt habe, dass mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt wurde.
»Oder mit Dankbarkeit«, murmelte er, und ich fragte mich, ob er wusste, dass er gerade laut genug gesprochen hatte, um von mir gehört zu werden. »Ich habe dir ein Leben geschenkt. Und ich habe dich wie mich gemacht. Genau wie al deine Brüder und Schwestern. Sind wir solche Monster?«
Ich wünschte mir, Ja zu sagen. Ich wollte Ja sagen, um Entsetzen vortäuschen zu können.
Aber eine Träne lief meine Wange hinab, angetrieben von einer Mischung aus Wut und dem Schuldgefühl, Ethan Sullivan nicht so abstoßend zu finden, wie ich es eigentlich geplant hatte. Ich wischte die Träne mit meinem Handrücken weg.
Ethan sah mich lange an, und ich konnte die Enttäuschung an seinen Augen ablesen. Diese Enttäuschung machte mir mehr Sorgen, als ich mir selbst eingestehen wollte.
Er brachte die Fingerspitzen aneinander und beugte sich vor.
»Dann habe ich vielleicht einen Fehler begangen. Dem Haus Cadogan wurden in diesem Jahr zwölf neue Vampire zugesprochen, Merit. Dies macht dich zu einem Zwölftel dieses Kontingents. Glaubst du, dass du es wert warst?
Glaubst du, du kannst dich in ausreichendem Maße in Cadogan einbringen, um diese Investition zurückzuzahlen?
War meine Entscheidung, dich in unserem Haus aufzunehmen, eine gute Entscheidung, oder hätte ich jemand anders retten und ein neues Leben schenken sollen?«
Ich starrte ihn an, denn der Wert seines Geschenks, so wenig Ich starrte ihn an, denn der Wert seines Geschenks, so wenig ich es hatte erhalten wollen, wurde mir nun vol kommen bewusst. Ich ließ mich in den Stuhl vor mir fallen.
Ethan nickte. »Ich bin davon ausgegangen, dass dies helfen würde. Deine Einwände, gegen deinen Willen verwandelt worden zu sein, sind zur Kenntnis genommen.
Ich schlage daher für den Augenblick vor, erst mal weiterzumachen. Ich möchte nicht, dass dies zwischen uns steht, selbst wenn du dich entschlossen hast, mich als deinen Todfeind zu betrachten.« Er hob herausfordernd die Augenbrauen. Ich brauchte es nicht einmal zu leugnen.
Ich schwieg einen Augenblick lang und fragte dann: »Zur Kenntnis genommen?«
Ethan lächelte verständnisvol . »Zur Kenntnis genommen und vor einer Zeugin wiedergegeben.« Sein Blick huschte hinüber zur Ecke des Raums, und er betrachtete Mallory neugierig.
»Ich habe deine Begleiterin noch nicht kennengelernt.«
»Mallory Carmichael, meine Mitbewohnerin.«
Mallory sah kurz von dem Wälzer auf, den sie gerade durchblätterte. »He!«
»Deine Verstärkung, nehme ich an«, sagte er, stand auf und ging zu einer Bar, die in die Bücherregale zur Linken eingearbeitet war. Er goss sich eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein rundliches Glas und sah mich über den Rand an, während er trank. »Ich habe deinen Vater kennengelernt.«
»Tut mir leid, das zu hören.«
Er spielte mit dem Glas in seiner Hand. »Du stehst deiner Familie nicht sehr nahe?«
»Ich und mein Vater verstehen uns nicht besonders gut. Wir haben unterschiedliche Prioritäten. Er interessiert sich nur dafür, sein Finanzimperium aufzubauen.«
»Sie hat andere Interessen«, rief Mallory aus der Ecke.
»Sie ist vol kommen zufrieden damit, von Lancelot und Tristan zu träumen.«
»Lancelot und Tristan?«, fragte er.
Die Anspielung auf den vernarrten Teenie in mir war mir sehr peinlich, daher stammelte ich nur: »Ich schreibe – ich meine, ich habe an meiner Doktorarbeit geschrieben. Vorher.«
Ethan leerte das Glas, stellte es auf die Bar, lehnte sich an sie und verschränkte die Arme. »Ich verstehe.«
»Ehrlich gesagt, habe ich da meine Zweifel. Aber wenn du geglaubt hast, meine Wandlung würde dir den Zugriff auf das Geld der Merits ermöglichen, dann hast du Pech gehabt. Den habe ich nicht – weder den Zugriff noch das Geld.«
Ethan wirkte für einen Augenblick verwirrt und wich meinem Blick aus, als er sich von der Bar löste und zu seinem Schreibtisch zurückkehrte. Als er sich wieder gesetzt hatte, schaute er mich schräg an – nicht wütend, glaubte ich, sondern eher verwirrt. »Was wäre, wenn ich dir sagte, dass ich dir solche Dinge beschaffen könnte?
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