Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
es gibt einen Grund für diesen kleinen Ausflug in englische Sozialgeschichte?«
»Jetzt bist du bereit für die Pointe«, sagte ich und zog ein dünnes, in Leder gebundenes Buch aus meinem Stapel hervor. Darin befanden sich die biographischen Details der aktuellen Mitglieder des Greenwich Presidium. Ich blätterte zu der Seite, die ich mir markiert hatte, und las laut vor: »Harold Monmonth, der an vierter Stelle des Presidium steht und Sprecher des Gremiums ist, wurde als Edward Fitzwilliam Dupree in London, England, 1774 geboren.« Ich sah von dem Buch auf und konnte von Ethans Gesicht ablesen, wie er die Verbindung herstellte.
»Also haben Celina und Edward, oder Harold, was getan – einen Plan ausgeheckt? Um George zu töten?«
Ich klappte das Buch zu und legte es auf den Tisch. »Erinnerst du dich daran, was sie im Park gesagt hat, kurz bevor sie dich filetieren wollte? Etwas über Menschen, wie gefühllos sie sind, wie ein Mensch ihr Herz gebrochen hat? Nun, lass mich dir das aus einer weiblichen Perspektive erklären. Du lebst in einem fremden Land mit deinen englischen Cousins, weil du aus Frankreich herausgeschmuggelt wurdest. Die Leute halten dich für eine seltene Schönheit, du bist die Cousine eines Herzogs, und mit jungen neunzehn Jahren schnappst du dir den Erben eines Viscounts. Da haben wir unseren George. Du willst ihn, vielleicht liebst du ihn sogar. Was du auf jeden Fall liebst, ist, dass du ihn geködert hast. Aber genau in dem Augenblick, als du glaubst, dass du den Handel besiegelt hast, erzählt dir der edle George, dass er sich in die Tochter eines Londoner Kaufmanns verliebt hat. Eines Kaufmanns, Ethan. Jemanden, den Celina als weit unter ihrer Würde verstanden hätte. Du hast an und für sich nichts gegen Anne. Vielleicht hast du sogar Mitleid mit ihr, weil sie so viel weniger ist als das, was du bist.« Ich stützte meine Ellbogen auf den Tisch. »Mit George aber hast du kein Mitleid. George, der dich hätte haben können, deine Schönheit, dein Ansehen, an seiner Seite. Er wirft dich für Londoner Gesindel weg.« Ich sprach leiser weiter. »Celina würde sich das niemals gefallen lassen. Und was, wenn George praktischerweise einen älteren Cousin hat, einen dreißigjährigen Cousin, der sich ein wenig in unsere liebe Anne verguckt hat, die gerade mal sechzehn Jahre ist? Du und Edward, ihr unterhaltet euch. Ihr besprecht eure gemeinsamen Ziele. Pläne werden geschmiedet, und Georges Leiche wird in einem Londoner Slum gefunden.«
»Pläne werden geschmiedet«, wiederholte Ethan und nickte, »und zwei Mitglieder des Presidium sind an einem Mord beteiligt. Das Presidium, das Celina freigelassen hat, trotz ihrer Untaten in Chicago.«
Ich erwiderte sein Nicken. »Warum sollte man sich die Mühe machen, die Mitglieder des Presidium zu verzaubern oder auf den eigenen, unwiderstehlichen Charme zu setzen, wenn man, wie du es sagen würdest, eine gemeinsame Vergangenheit hat? Wenn beide der Meinung sind, dass Menschen beliebig austauschbar sind?«
Ethan blickte auf den Tisch und schien zu überdenken, was er gerade gehört hatte. Ein Seufzer, und dann sah er mich wieder an. »Wir können das niemals beweisen.«
»Ich weiß. Und ich glaube, dass diese Information das Haus nicht verlassen sollte, nicht bis wir sicherer sind, wen wir als unseren Freund betrachten können. Aber wenn wir vorherzusehen versuchen, was sie tun könnte, wo sie hingehen könnte, wer ihre Freunde sind, dann ist das der beste Ansatz. Nun«, fügte ich hinzu, »für mich ist das der beste Ansatz.« Ich überflog den Tisch, auf dem zahlreiche Bücher, aufgeschlagene Notizblöcke und Stifte lagen – eine wahre Fundgrube an Informationen, die darauf warteten, miteinander in Verbindung gebracht zu werden. »Ich weiß, wie ich ein Archiv durchsuchen muss, Ethan. Das ist eine meiner Fähigkeiten, an der ich keinen Zweifel habe.«
»Es ist bedauerlich, dass dich deine beste Quelle verachtet.«
Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. »Kannst du dir Celinas Gesichtsausdruck vorstellen, wenn ich sie anriefe und fragte, ob sie mit mir einen Kaffee trinken würde? Wenn ich sie anriefe und um ein Interview bitten würde?«
Er grinste. »Ihr würde das öffentliche Interesse sicher gefallen.« Er sah auf seine Uhr. »Und wo wir gerade bei öffentlichem Interesse sind, die Meister sollten mit den Ergebnissen ihrer Nachforschungen innerhalb einer Stunde hier sein.«
Dass ich mich Morgan erneut stellen musste, war sicherlich
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