Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
ihm das nicht ab. »Ich bin bewaffnet, Morgan.«
»Aha.« Er hob seinen Blick von meiner Brust und sah mir in die Augen. Es war leicht zu erkennen, dass ich ihn verletzt hatte, aber sein Schmerz wurde durch seine Wut betäubt. Die Wut eines Raubtiers. Ich hatte ihn genau so schon einmal erlebt, als er Ethan im Haus Cadogan in der falschen Annahme herausgefordert hatte, Ethan hätte Celina bedroht. Es schien sich um einen roten Faden in Morgans Leben zu handeln – die Wut eines Mannes, der glaubte, dass ein anderer Vampir sein Mädchen anmachte.
»Wenn du etwas zu sagen hast«, forderte ich ihn auf, »dann solltest du es vielleicht einfach tun.«
Er starrte mich sehr, sehr lange an. Keiner von uns bewegte sich, aber als er sprach, kamen die Worte weicher und trauriger, als ich es erwartet hatte. »Fickst du mit ihm?«
Wir hatten uns zwar in Mallorys Flur geküsst, aber Morgan und ich waren definitiv nicht zusammen. Er hatte nicht das Recht, so eifersüchtig zu sein, und schon gar keinen Grund dazu. Ich war kurz davor, meine Toleranzgrenze gegenüber unverschämten Männern zu überschreiten. Wut kochte in mir hoch, und Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus. Ich ließ sie um mich herumfließen, kämpfte darum, meine Emotionen nicht sichtbar werden zu lassen, das Silber aus meinen Augen zu halten, die Vampirin nicht zu wecken.
»Du«, sagte ich mit leiser Stimme und kurz vor einem Wutausbruch, »bist unglaublich anmaßend. Ethan und ich sind nicht zusammen, und zwischen dir und mir bestehen nicht wirklich Verbindlichkeiten. Du hast nicht das Recht, mich der Untreue zu bezichtigen, und außerdem gibt es überhaupt keinen Grund dazu.«
»Ah«, sagte er, »ich verstehe.« Er sah mit gefühlskaltem Blick auf mich herab. »Also seid ihr beide nicht zusammen. Ist das der Grund, warum du mit ihm getanzt hast?«
Ich hätte gestehen können, dass dies Teil eines Plans gewesen war, um Beziehungen aufzubauen, Verbindungen. Dass es dazu gedacht gewesen war, nah an einen Reporter heranzukommen, der über die Macht verfügte, den Vampiren das Leben wirklich, wirklich schwer zu machen, wie unwahrscheinlich die Geschichte jetzt auch klingen mochte.
Aber Morgan hatte nicht ganz unrecht. Ich hatte eine Wahl gehabt. Ich hätte auch einfach gehen können.
Ich hätte Ethan seine Grenzen aufzeigen können, ihn daran erinnern können, dass wir auf der Party waren, um Informationen zu erhalten, nicht um uns zu amüsieren. Ich hätte ihn daran erinnern können, dass ich für meinen Job Zeit mit meinen Freunden geopfert hatte, und ihn darum bitten können, auf den Tanz zu verzichten.
Ich hatte nichts davon getan.
Vielleicht weil er mein Meister war. Vielleicht weil es meine Pflicht war, seine Befehle zu befolgen.
Oder vielleicht, weil ich insgeheim Ja sagen wollte, genauso sehr wie ich hatte Nein sagen wollen, trotz des unbehaglichen Gefühls, das er in mir hervorrief. Trotz der Tatsache, dass er mir nicht so sehr vertraute, wie ich es verdient hatte.
Aber wie konnte ich das Morgan gestehen, der in die Party meiner Eltern hereingeplatzt war, um mich bei meinem Treuebruch zu erwischen?
Das konnte ich nicht, weder ihm noch mir selbst.
Also tat ich das Einzige, was mir sonst noch einfiel.
Ich verließ den Raum.
»Das kann ich gerade nicht brauchen«, sagte ich Morgan und raffte meinen Rock. Ich drehte mich auf dem Absatz um und stürmte zur Tür.
»Hervorragend«, rief er mir hinterher. »Hau einfach ab! Wie erwachsen von dir, Merit. Ich weiß das zu schätzen.«
»Ich bin mir sicher, du findest allein den Weg hinaus.«
»Ja, tut mir leid, dass ich deine Party gestört habe. Ich wünsche dir und deinem Chef einen super Abend, Hüterin.«
So, wie er es aussprach, klang es wie ein Fluch. Vielleicht war es das auch, aber mit welchem Recht kritisierte er mich? Ich war Ethan verpflichtet. Er war meine Aufgabe. Meine Bürde. Mein Lehnsherr.
Ich wusste, dass es unreif war. Ich wusste, dass es kindisch und falsch war, aber ich war sauer, und ich konnte mich einfach nicht daran hindern. Ich wusste, dass es das Einzige war, was Morgan als Vampir Navarres nicht tun konnte. Aber es war der perfekte Spruch, der perfekte Abgang, und ich konnte einfach nicht widerstehen.
Ich sah über die Schulter zurück, während die Seide um meine Beine wirbelte, und mit einer erhobenen Augenbraue bedachte ich ihn mit dem überheblichsten Blick, den ich zustande bringen konnte.
»Du kannst mich mal beißen«, sagte ich und ließ ihn
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