Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
wichtig war. Eine einzelne Seite osterglockenfarbenen Papiers lag in meiner Mappe. Sie enthielt nur zwei verhängnisvolle Sätze: »Celina Desaulniers freigelassen. Unterwanderung Chicagos zu erwarten.«
Ich warf einen Blick in die anderen Mappen; in jeder lag dasselbe gelbe Blatt Papier. Ethan musste die Nachricht verbreitet haben. Alle wussten es jetzt, und alle waren gewarnt. Celina war vermutlich auf dem Weg … wenn sie nicht schon hier war.
Das war mir Motivation genug, um mich an meine Pflichten als Hüterin zu erinnern. Ich erledigte meine Hausaufgaben und überreichte Luc die Einladung der Breckenridges. »Für Ethan«, sagte ich. »Freitagabend bei den Breckenridges.«
Er warf einen kurzen Blick in den Umschlag und nickte. »Schnelle Arbeit, Hüterin.«
»Ich bin eine Göttin unter den Vampiren, Chef.« Nachdem ich das erledigt hatte, schnappte ich mir eins der kleinen Headsets aus dem Regal, ließ es über meinen Pferdeschwanz gleiten und ging zu Lindseys Monitor.
»Geiles Stück im Dienst«, sagte Lindsey, und mein Kopfhörer knisterte.
»Hüterin«, bestätigte eine kehlige Stimme in meinem Ohr. Sie gehörte einer der RDI-Feen am Tor zu Cadogan. Sie bewachten das Grundstück, während wir schliefen (oder nicht, wie in Kelleys Fall), und standen vierundzwanzig Stunden am Tag Wache am Eingangstor. Für den Fall einer übernatürlichen Katastrophe blieben wir über die Headsets in ständigem Kontakt. Ich hatte Mallory einmal gesagt, dass man einfach nicht wissen konnte, wann riesige, geflügelte Monster vom Himmel herabstießen und sich einen Vampir griffen.
Hatte ich einen großartigen Job oder nicht?
Ich atmete kurz tief durch, richtete mein Headset neu aus, zupfte an Lindseys blondem Pferdeschwanz und ging zur Tür. »Ich bin auf dem Weg nach draußen«, sagte ich in das kleine Mikrofon neben meinem Kinn. »Bin in zwei Minuten da.«
»Nimm deinen Lippenstift mit«, rief mir Luc hinterher.
Ich sah ihn an, genau wie Lindsey, Juliet und Kelley. »Lippenstift?«
»Paparazzi«, sagte er. »Der RDI hat sie zusammengetrieben, aber sie stehen draußen an der Ecke.« Er lächelte schief. »Und sie haben Kameras.«
Kelley sah von ihrem Monitor auf. »Ich habe sie auf dem Rückweg gesehen. Etwa ein Dutzend.« Sie wandte sich wieder ihrem Computer zu. »Alle heiß auf Fotos von Chicagos neuen Lieblingen«, grummelte sie.
Ich blieb einen Moment lang im Türrahmen stehen und hoffte auf deutlichere Anweisungen von Luc – was in aller Welt sollte ich denn mit den Paparazzi machen? –, bekam aber nichts zu hören, bis er mich fortscheuchte.
»Du hast dir hoffentlich die Antwortliste noch mal durchgelesen«, sagte er. »Gehe dahin und … hüte.« Erst als ich den Raum verlassen hatte und bereits die Treppe hinaufging, rief er mir hinterher: »Und keine Arschfotos, Hüterin!«
Dafür konnte ich sorgen.
Nur wenige Minuten zuvor war das Haus nahezu leer gewesen, doch jetzt waren zahlreiche Vampire in ihrer für Cadogan typischen schwarzen Kleidung unterwegs. Einige hielten die neuesten technischen Spielereien in der Hand, und alle wirkten sehr beschäftigt und waren übernatürlich hübsch. Sie bereiteten sich auf Abende unter Menschen vor oder, wie in meinem Fall, auf Abende im Dienste des Hauses und seines Herrn.
Einige sahen auf, als ich an ihnen vorbeiging, und der Ausdruck auf ihren Gesichtern reichte von Neugier bis hin zu vollkommener Verachtung. Ich hatte bei meinen Brüdern und Schwestern nicht den besten ersten Eindruck gemacht, da ich Ethan nur wenige Tage nach meiner Wandlung herausgefordert hatte. Die Aufnahmezeremonie hätte ich fast im Tumult enden lassen, als ich mich unbeabsichtigterweise Ethans Befehl verweigerte, was meinem Ansehen auch nicht gerade zuträglich gewesen war. Ethan hatte mich im Lauf der Zeremonie zur Hüterin ernannt und mir damit die traditionsreiche Aufgabe erteilt, Haus Cadogan zu verteidigen. Aber Lindsey hatte recht – meine Aufgabe hob mich von den anderen Vampiren ab. Meine Kollegen bei der Wache hatten mich unterstützt, doch mir war klar, dass sich die restlichen Vampire im Haus fragten: Ist sie loyal? Ist sie stark? Schläft sie mit Ethan?
(Ich weiß. Der letzte Punkt war auch für mich verstörend. Ernsthaft.)
Ich verließ das riesige Haus durch den Haupteingang, ging über den Gehweg zum Tor und nickte den beiden in Schwarz gekleideten Feen zu, die dort Wache hielten. Sie waren groß gewachsen und schlank und trugen ihre langen, glatten Haare streng
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