Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Kraft.«
Wir erreichten ländliche, bewaldete Gegenden, ein Hinweis darauf, dass wir unser Ziel bald erreichten. Wir waren gerade in eine Allee eingebogen, die aufgrund fehlender Straßenlaternen im Dunkeln lag, als Ethan – ohne Vorwarnung – langsamer fuhr und den Mercedes auf den Seitenstreifen lenkte. Als er den Motor ausgeschaltet hatte und sich Stille im Wagen ausbreitete, knipste er die Deckenleuchte an und sah mir in die Augen.
Ich erwiderte seinen Blick und fragte mich, warum er den Wagen angehalten hatte.
»Celinas Freilassung beunruhigt mich«, sagte er schließlich.
»Beunruhigt dich?«
»Wie du weißt, hat sich die Aufmerksamkeit des Greenwich Presidium in der Vergangenheit auf den Schutz der in Häusern lebenden Vampire und ihre Anpassung an die menschliche Gesellschaft konzentriert. Auf die Sicherung unserer Unsterblichkeit.«
Ich nickte. Der Vorläufer des Greenwich Presidium war als Folge der Ersten Säuberungen ins Leben gerufen worden. Sein Motto lautete Überleben.
»Und du machst dir Sorgen, dass Celinas Freilassung was bedeutet – ein neues Zeitalter?«
Ethan schwieg, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und nickte schließlich. »Menschen werden sterben. Vampire werden sterben. Ich kann mir kein anderes Ende dieser Geschichte vorstellen.«
Er wurde wieder still, und als er mich diesmal ansah, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert – er wirkte aufs Äußerste entschlossen. Jetzt wird wohl die motivierende Rede folgen, dachte ich mir.
»Wir haben die Menschen an unsere Existenz erinnert. Heute Nacht erinnern wir sie an unsere Verbindungen. Wir werden jeden Vorteil nötig haben, den wir kriegen können, Merit. Egal, ob Celinas Pläne kurzfristig oder langfristig sind, ob es sich um eine Art kleinen Aufstand oder eine klare Revolte oder um die Forderung nach politischen Rechten handelt – etwas wird kommen.«
»Etwas Böses.«
Ethan nickte. »Um es mal mit Shakespeare auszudrücken: ›Ha, mir juckt der Daumen schon, sicher naht ein Sündensohn.‹«
Ich legte eine Hand an meinen Hals, der von einem Vampir aufgeschlitzt worden war, den sie dazu angestiftet hatte, mich zu töten. Die Wunden waren verheilt, und ich hatte keine Narben zurückbehalten. »Zitat hin oder her«, sagte ich. »Was immer sie auch ›treibt‹, sie hat bereits Blut vergossen, hat Vampire zu Verrätern an ihren Meistern werden lassen, das Greenwich Presidium überzeugt – und mir ist egal, ob das jetzt Hochverrat ist, aber ich bin bis jetzt von ihm nicht sonderlich überzeugt –, dass der Tod von Menschen nur ein Kollateralschaden ist.«
Er machte ein zustimmendes Geräusch, packte wieder das Lenkrad und klopfte nervös mit den Fingern auf das Leder. Da wir immer noch parkten, ging ich davon aus, dass da noch etwas war.
Ich warf ihm einen Blick zu, versuchte hinter seine Motivation zu kommen, einen Hinweis darauf zu kriegen, was es noch gab. »Warum erzählst du mir das jetzt?«
»Ich habe mit Malik und Luc gesprochen«, sagte er in fast schon defensivem Tonfall. Als ob ich seine Zugehörigkeit zur eigenen Befehlskette infrage stellte.
»Das habe ich dich nicht gefragt.«
»Du bist die Hüterin des Hauses.«
Die Antwort ist zu einfach, dachte ich, und sie kam zu schnell. »Warum, Ethan?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich stark genug bin, um Nein zu ihr zu sagen.«
Diesmal brauchte ich einen Moment für meine Antwort. »Nein zu sagen?«
Mit sanfter und sehr zögerlicher Stimme sagte er: »Wenn sie versucht, mich zu überzeugen, mich ihrer Sache anzuschließen, indem sie Blut oder Verzauberung gegen mich einsetzt, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich Nein sagen kann.«
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es im Wagen. Ich starrte nach vorne, denn sein Eingeständnis entsetzte mich, dass er diese Information – diese Schwäche – preisgab. Dem Mädchen, das er gebeten hatte, seine Gefährtin zu werden. Dem Mädchen, das ihn abgelehnt hatte. Dem Mädchen, das den Verrat Ambers an ihm bezeugen konnte. Dem Mädchen, das seinen Gesichtsausdruck gesehen hatte, als Amber ihre schwere Sünde gebeichtet und ihre Beteiligung an Celinas Verschwörung eingestanden hatte.
Dem Mädchen, das die Macht von Celinas Verzauberung gespürt und sie überstanden hatte. Aber das hatte er auch.
»Du hast im Park Nein gesagt«, ermahnte ich ihn. »Als sie ihre Beteiligung an den Morden gestand, als sie dich auf ihrer Seite wollte, hast du Nein gesagt.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Sie
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