Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
Schwerstarbeit werden würde, und nahm sie ihnen ab. Wir brauchen keinen neugierigen Reporter, der Fragen in der Bar stellt und sich über die Jungs in den ZNA-Jacken wundert.«
»Der Artikel war ziemlich pro Haus Cadogan. Und pro Hüterin.«
»Ich habe wohl vorschnell geurteilt«, sagte Nick. »Ich bin in der Lage, meine Fehler einzugestehen. Aber was wichtiger ist, der Artikel konzentriert sich auf die Vampire…«
»Und nicht auf die Formwandler?«, beendete ich seinen Satz.
Er nickte.
»Verständlich. Ich wusste nicht, dass du für die Zeitung arbeitest.«
»Im Moment nur als Freiberufler.« Nick betrachtete uns beide. »Es ist eine große Sache, dass ihr hier seid. Gabriel prüft euch auf Herz und Nieren.«
»Das haben wir gehört«, sagte Ethan. »Und wir freuen uns darüber, dass sich diese Chance ergeben hat.«
Sie schwiegen einen Moment lang und musterten sich gegenseitig von Kopf bis Fuß. Das war zumindest mein Eindruck, und vieleicht dachten sie darüber nach, Frieden zu schließen oder in den Krieg zu ziehen.
»Wo wir gerade von Gabriel sprechen«, sagte ich und deutete auf den Raum, »begräbt man so das Kriegsbeil?«
»Wie ihr wisst, war ich einer der Hauptakteure bei Dingen, die ziemliche Wellen geschlagen haben und von denen er gar nicht begeistert war«, gab Nick finster zu, »aber ich hoffe, dass ich irgendwann sein Vertrauen zurückgewinnen kann. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Was die Versammlung der Rudel angeht, so glaube ich nicht, dass sie sich dafür entscheiden werden, hierzubleiben.«
»Es besteht definitiv die Möglichkeit, dass sie Chicago verlassen«, sagte Ethan.
»Sollte diese Entscheidung am Ende getroffen werden, dann werden wir lernen, uns an die neue Situation anzupassen.«
Ich fragte mich, ob die Breckenridges sich dann auch anpassen mussten. Nach dem, was ich bisher mitbekommen hatte, schienen sie keine typischen Formwandler zu sein – keine Harleys, kein Leder. Sie waren stattdessen eine Familie mit starken Verbindungen zu Chicago und einer noch stärkeren Verbindung zu ihrem Land.
»Wenn sie sich entscheiden zu gehen«, fragte ich Nick, »würdest du dann auch gehen? Würdest du dir Michael und Fin und Jamie und deine Eltern schnappen und nach Norden gehen?«
»Das kann ich nicht beantworten.«
Ich neigte den Kopf neugierig zur Seite. »Weil es ein Geheimnis ist?«
»Weil ich es nicht weiß.«
In seiner Stimme schwang Niedergeschlagenheit mit – und Schuldgefühle. Es waren die Schuldgefühle eines Mannes, der glauben wollte, der sich aber noch nicht ganz entschieden hatte, ob er dem Anführer bedingungslos folgen würde. Auch wenn man das Chaos bedachte, das er bei den Vampiren ausgelöst hatte, so empfand ich dennoch Mitgefühl für ihn. Wer in seinem Herzen zweifelte, den lähmte die Angst.
Nick wurden weitere Vorhersagen erspart, denn vor uns teilte sich die Menge.
Ich sah die Leute in unsere Richtung drängen, und dann stand Berna vor uns, die sich mit kräftigem Einsatz ihrer Ellbogen einen Weg durch die Formwandler gebahnt hatte und einen Teller in der Hand hielt, auf dem Essen für eine halbe Kompanie aufgehäuft war: verschiedenste Fleischsorten, Aufläufe und Gemüse und obendrauf ein süßes Hefegebäck, wie die Kirsche auf einem Eisbecher.
Die Formwandler um uns herum waren still geworden und wandten ihre Blicke den beiden Frauen zu, die sich gegenüberstanden: ich, die relativ große, schlanke Vampirin mit dem dunklen Pferdeschwanz und der leuchtend roten Schwertscheide, und Berna, die eher kleine und rundliche Frau mit ihren blondierten Haaren und knubbligen Fingern, die mit ausgestreckten Armen auf mich zugekommen war.
Sie hielt mir den Teller hin. »Du musst was essen.« Ich wollte gerade widersprechen, aber das gehässige Blitzen in ihren Augen hielt mich davon ab.
»Vielen Dank, Berna. Es ist sehr aufmerksam von dir, mir einen Teller zu bringen.«
Sie schnaubte nur und zog eine Gabel aus einer Tasche ihres Polyesterhemds, die sie mir ebenfalls überreichte. Ich warf Ethan einen Blick zu. Er nickte mir zu – was die Formwandler, die den Austausch verfolgt hatten, zu belustigen schien –, und ich stach mit der Gabel in den Kartoffelauflauf und nahm einen Bissen.
Meine Augen schlossen sich, als ich den Geschmack von weichen Kartoffeln, Butter, Paprika und Sahne auf der Zunge spürte. Die Menge an Sahne hätte übrigens für fünf weitere Gerichte gereicht.
»Oh, Berna! Das ist fantastisch.«
»Hmm, hmm«, sagte sie,
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