Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Ich griff weiter an, denn ich wollte den Kerl unaufhörlich unter Druck setzen – ihm keine Chance lassen, sein Gleichgewicht zu finden – , bis sich eine Gelegenheit bot, ihn bewusstlos zu schlagen.
»Glaubst du etwa, du bist besser als die anderen?«, knurrte er, hob das Schwert über den Kopf und schlug zu. Ich sprang zurück, um seinem Angriff auszuweichen, aber einer meiner Stöckelschuhe blieb in einem Astloch der Bodendielen hängen. Ich stolperte rückwärts und prallte gegen einen der riesigen Holzpfosten, wo ich mich mit einer Hand festhielt.
Ethans besorgt klingende Stimme hallte durch meinen Kopf. Hüterin!
Mir geht’s gut, versicherte ich ihm und entledigte mich meiner Schuhe. Eine Vampirin musste ohnehin nicht in Stilettos kämpfen.
Als ich mich wieder aufgerichtet hatte, packte ich meinen Dolch fester und starrte den Vampir an. »Was wolltest du gerade sagen?«
»Schlampe«, brüllte er und zog sein Katana ungeschickt in einer diagonalen Bewegung von oben nach unten; ein Angriff, der eher zu einem Breitschwert gepasst hätte als zu edlem japanischem Stahl. Ich zuckte stellvertretend für das Katana zusammen, dann duckte ich mich rasch und spürte das Zittern des Pfostens, als das Katana hineingejagt wurde – und stecken blieb. Was für eine Verschwendung!
Ich drehte mich unter ihm durch, als er den Griff losließ und zurückwich. Mit weit geöffneten Augen schien er auf einmal zu begreifen, dass er die Hüterin des Hauses Cadogan an der Backe hatte.
Vielleicht ließ die Wirkung der Droge nach.
»Ich werd dir einen Gefallen tun«, sagte ich und streckte meinen Dolch zur Seite. »Ich werd den hier wegwerfen, damit wir einen ehrlichen Kampf führen können.«
Als ich den Stahl von mir warf, war seine Erleichterung deutlich zu erkennen. Seine Augen folgten dem Dolch, der drehend über den Boden hüpfte, und ich nutzte meine Gelegenheit. Mein Roundhouse-Kick traf ihn sauber am Kopf. Er schlug hart auf dem Boden auf und blieb liegen.
Klar, ein Roundhouse von einer Frau im Cocktaildress war nicht gerade damenhaft, aber er war definitiv wirkungsvoll.
Da ich meinen Abtrünnigen außer Gefecht gesetzt hatte, sah ich zu Ethan hinüber. Er war gerade dabei, seinen Gegner mit einem Überkopfwurf in feinster Judo-Manier zu Boden zu schicken, und das Ergebnis ließ die Holzdielen erzittern. Ethan schlug zur Sicherheit noch mit dem Ellbogen auf seinen Nacken, um ihn wirklich ruhigzustellen.
Als sich der Kerl nicht mehr bewegte, sah er zu mir auf und merkte, dass mein Gegner auch nicht mehr aufrecht stand. Roundhouse? , fragte er wortlos.
Ist und bleibt ein Klassiker, sagte ich und erwiderte seinen Blick. Die restlichen ungeladenen Gäste waren ebenfalls besiegt worden und lagen nun ohnmächtig auf dem Boden.
Jonah sah sich im Raum um, bis er mich entdeckte. »Bist du in Ordnung?«, formte er mit seinen Lippen.
Ich nickte. Das war definitiv persönlich.
»Scott«, rief Darius, »was zur Hölle war das?«
Bevor Scott darauf antworten konnte, füllte ich die Leerstelle. »Bei allem gebotenen Respekt, Sire – das waren Ihre fehlgeleiteten Vampire.«
Sekunden später stürmten Scotts Wachen in den Raum, unter ihnen Jonahs Freunde Jeremy und Danny, und brachten die bewusstlosen Drogenkonsumenten nach draußen. Das Katana ließen sie im Pfosten stecken – eine deutliche Mahnung an andere im Haus, die dumm genug waren, um V auszuprobieren.
Wir verabschiedeten uns von Gabriel und Tonya, die verständlicherweise das Haus verließen, sobald die Lage wieder unter Kontrolle war. Scott brachte uns in den Lichthof, während die Reste der Dinnerparty weggeräumt wurden. Charlie und Darius standen schweigend nebeneinander; Morgan hielt sich allein etwas abseits. Ich stand bei Ethan, als Scott und Jonah zu uns herüberkamen.
Scott sah uns beide an. »Danke für die Hilfe!«
Ethan nickte freundlich. »Das passiert leider selbst den Besten unter uns.«
»Wie geht es den Vampiren?«, fragte ich.
»Sie sind noch bewusstlos. Im Moment werden sie im Krankenzimmer bewacht. Wenn sie wieder bei Sinnen sind, werden wir ein längeres Gespräch über Drogen und Pflichtbewusstsein führen.«
»Kennst du sie gut?«, fragte ich.
»Nur als Bewerber für unser Haus«, sagte Scott. »Es sind noch Neuankömmlinge. Sie waren in deinem Initiantenjahrgang.«
»Was bedeutet ›Neuankömmling‹ aus unsterblicher Sicht?«, fragte ich.
Scotts Mundwinkel zuckten ein wenig nach oben. »Alles unter zehn Jahre.«
Demnach war ich
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