Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
bevor ich fragen konnte, warum er sich eigentlich entschuldigte, küsste er mich. Es war ein entschlossener, fordernder und forschender Kuss. Er rückte näher an mich heran, umschlang meinen Rücken mit seinen Armen und küsste mich noch inniger. Seine Zunge drang tief in meinen Mund ein, während er sich mir entgegendrängte, und plötzlich spürte ich seine unverkennbare Erektion an meinem Bauch.
Das hätte mich schockieren sollen. Es hätte ihn daran erinnern sollen, dass dies weder die Zeit noch der Ort war, dass wir beide wussten, wie schlimm sich die Dinge entwickeln konnten.
Aber mit jedem besitzergreifenden Knurren aus seiner Kehle verwob sich unsere Magie noch mehr miteinander. Ich wurde immer stärker angezogen – von der Magie, von seinem Kuss, vom fordernden Druck seiner Finger. Ich zerrte ihn an mich heran, führte alle Finger durch seine Gürtelschlaufen und bog mich ihm entgegen, um ihn noch gieriger küssen zu können. Es verlangte mich nach ihm, wie es mich noch nie nach Blut verlangt hatte, und mein Dasein bestand nur noch aus dieser Gier. Sie war unmittelbar, und sie verlangte befriedigt zu werden.
Die Liebe war eine gefährliche Droge.
Oh Gott! Das war es. Nicht Liebe oder Lust oder ein plötzliches, unstillbares Verlangen nach dem Muster billiger Groschenromane hatte Ethan überwältigt. Nein, diese spontane Grenzüberschreitung war wilde Angriffslust, nur ein bisschen anders ausgerichtet als das, was wir bisher gesehen hatten …
»Ethan, ich glaube, man hat uns unter Drogen gesetzt.«
Er ignorierte mich und knurrte nur wollüstig, während er mit den Händen durch meine Haare fuhr. Mein Herz setzte kurz aus, nicht aus Lust, sondern aus Angst, denn sein Knurren hatte sich verändert und klang nun bösartiger.
Ich änderte meine Strategie und gab ihm telepathisch einen Befehl, in der Hoffnung, dass dieser es schaffen würde, sich einen Weg durch sein vernebeltes Gehirn zu bahnen. Ethan, hör auf!
Er hob den Kopf, und ich sah in seinen Augen das Ringen widerstreitender Kräfte. Sein Gehirn befahl ihm aufzuhören, aber sein Körper verlangte weiterhin nach Befriedigung – was an seinen Augen deutlich abzulesen war. Sie waren praktisch komplett silbern.
»Was?«, fragte er.
»Ich glaube, wir sind unter Drogen gesetzt worden. Jemand hat uns V verabreicht. Vielleicht im Essen?«
Zorn brandete in mir auf, heiß und kribbelnd. Ich schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten; ich drückte so lange zu, bis der Schmerz in meinen Handflächen dazu führte, dass sich mein verwirrter Kopf wieder beruhigte.
»Die Aggression hat sich auf andere Weise einen Weg gebahnt«, sagte er heiser. »Vielleicht eine andere Dosierung. War das Zeug im Fleisch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Im Wein«, antwortete ich. »Ich glaube, es war der Wein. Er schmeckte seltsam, ganz, ganz bitter.«
»Wer hat sonst noch Wein getrunken?«
Ich versuchte mich zu erinnern. Ich hatte Wein getrunken und Ethan auch. Die einzige andere Person, die ein Glas Wein getrunken hatte, war Jonah. Aber ich konnte mir die Mühe sparen, Ethan das mitzuteilen.
Wir sahen beide hoch, als Jonah durch die Pflanzen auf uns zustürmte. Sein Blick wurde hart, als er Ethan fixierte. Seine Augen waren völlig silbern.
»Es ist sehr unhöflich, nicht mit anderen zu teilen.«
Ethan knurrte noch tiefer, eine Warnung an Jonah. »Ich teile nicht.«
Jonah schnalzte mit der Zunge. »Das solltest du aber. Das Leben ist viel interessanter, wenn wir alle mal kosten können, meinst du nicht auch?«
Ich hatte von Frauen gehört, die es erregend fanden, wenn Männer sich um sie schlugen, aber mir gefiel es gar nicht, wie Privatbesitz behandelt zu werden. »Niemand bestimmt über mich«, fauchte ich.
»Aber du hättest viel Besseres verdient«, lautete Jonahs Antwort.
Es ist einfach nur das V, ermahnte ich Ethan lautlos. Er hat auch Wein getrunken.
»Der Grund ist mir gleichgültig, er hat sich gefälligst zu benehmen«, stieß Ethan hervor. Er starrte Jonah mit entblößten Fangzähnen an. Sie waren fast gleich groß, hatten praktisch dieselbe Statur, nur Ethans Haare waren blonder. Sie wären wohlgleichwertige Gegner gewesen, abgesehen von Ethans Rang, der Jonah mehr Ärger einbringen würde, als der Kampf wert war.
»Jonah«, sagte ich warnend und richtete mich auf. »Halt dich zurück!«
Aber statt sich aus dem Staub zu machen, entblößte auch er seine Fangzähne und fauchte. Er hatte seine Beute im Visier, und er würde sie nicht so
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