Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
vorbei.
Andererseits war ich eine Vampirin. Sie konnten mir nichts anhaben. Es gab sicherlich genügend Kritikpunkte, die man Ethan zum Vorwurf machen konnte, weil er mich zum Vampir gemacht hatte, aber mein Kalorien verbrennender Metabolismus und die damit verbundene Tatsache, dass ich kein Gramm zunehmen konnte, war wirklich kein Nachteil.
Ein klügerer Vampir hätte es wohl mit Blut versucht und mit ein oder zwei Beuteln Blutgruppe 0 oder AB sicher sein Verlangen gestillt. Aber Mallocakes waren so menschlich. Manchmal musste eine Frau einfach im Einklang mit ihrer menschlichen Seite handeln. Manchmal brauchte eine Frau ein Frühstück ohne Leinsamen oder Weizengras oder artgerechte Freiland-Biovollkornprodukte. Waren wir nicht die einzigen Lebewesen, die völlig ungestraft weißen Industriezucker und Kohlehydrate zu sich nehmen konnten?
Also her mit den Mallocakes!
Der feierliche Anlass war meine Erleichterung, weil der Rave der letzten Nacht in der heutigen Zeitung mit keiner Silbe erwähnt wurde. Meine Rückkehr ins Haus war zwar etwas holperig verlaufen, aber ahnungslose Medien waren dennoch ein Sieg, den wir dringend brauchten.
Einen kleinen Sieg und zweitausend Kalorien später warf ich aufgerissene Zellophanverpackungen in den Müll und holte mir mein Handy vom Nachttisch. Der Zwischenimbiss war erledigt, also musste ich zurück an die Arbeit.
Jeff nahm den Anruf entgegen, bevor es zum zweiten Mal geklingelt hatte. »Merit.«
»Lass hören, Jeff! Hast du etwas über die Handynummer rausfinden können?«
»Nicht das Geringste. Sie gehört zu einem Einweghandy, und von diesem Gerät wurde weder angerufen noch eine weitere Nachricht verschickt. Nur diese einzige SMS . Ich habe in meiner Transaktionsdatenbank auch keinen Kaufvertrag für das Gesprächsguthaben oder das Handy selbst gefunden. In beiden Fällen ist wohl Bargeld über den Tisch gegangen.«
»Hm! Wie schade! Ich möchte übrigens zu Protokoll geben, dass ich es als äußerst verstörend empfinde, wenn du von Transaktionsdatenbanken sprichst.«
»Es ist nur ein wenig illegal. Du, soll ich dich aus dem Finanzsystem verschwinden lassen? Kann ich machen. Selbst das FBI könnte dich nicht finden, die sind ein Haufen Anfänger.«
Die Begeisterung in seiner Stimme machte mich nervös. Immerhin war ich die Enkelin eines Polizisten. Andererseits arbeitete Jeff für diesen Polizisten.
»Nein, danke! Und wenn du schon Verbrechen begehst, dann sollten sie wenigstens zum Wohl der Stadt sein.«
»Mit dir kann man ja überhaupt keinen Spaß haben«, beschwerte sich Jeff.
»Oh, das stimmt nicht! Mit mir kann man viel Spaß haben.«
»Vampire sind immer nur zu zehn Prozent beim Spaß dabei. Die restlichen neunzig Prozent zermartern sie sich ihre Hirne. Und lassen Leute zur Ader.«
»Du hast viel zu viel Zeit mit Mister Bell verbracht. Wo ich dich gerade am Telefon habe, kann ich kurz mit ihm sprechen? Ich hätte da eine Frage.«
»Klaro«, sagte er, und dann hörte ich, wie er meine Bitte weiterleitete. »Catcher, die kleine Enkelin ist in der Leitung!«
Ich hörte schlurfende Geräusche, die vermutlich entstanden, weil Jeff das Handy zu Catcher hinübertrug. Das gab mir etwas Zeit, um »die kleine Enkelin« zu verdauen. So viel zu meinem unwiderstehlichen Vampircharme.
»Sag an, leg los«, sagte Catcher. »Was gibt’s?«
»Drogen.«
»Wir sind hier in der drittgrößten Stadt des Landes. Du musst schon konkreter werden.«
Ich nahm den Umschlag in die Hand und betrachtete ihn eingehend. »Weiße Tabletten. Übliche Dosis ist vermutlich eine, vielleicht zwei Tabletten. Sie werden in einem kleinen weißen Umschlag verteilt. Auf der Tablette steht ein V , und das befindet sich auch auf der Umschlagaußenseite.«
Er schwieg einen Augenblick lang. »Ich müsste mal in der Datenbank nachsehen, aber das kommt mir erst mal nicht bekannt vor. Warum fragst du?«
Ich gab ihm eine kurze Zusammenfassung, in der ich erneut Jonahs Namen durch Noahs ersetzte. Jede Lüge zog eine andere Lüge nach sich, und es ging mir ziemlich gegen den Strich, dass ich damit überhaupt hatte anfangen müssen. Bald würde ich extra dafür eine Handy-App brauchen, um mich nicht selbst in meinen Lügen zu verheddern.
»Kann es sein, dass die Menschen damit aufgeputscht wurden?«, fragte ich. »Damit sie der Verzauberung weniger entgegenzusetzen haben?«
»Um auf der Party dann bereitwilliger Blut zu spenden? Das hört sich für mich wenig überzeugend an.« Ich stellte mir
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