Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
um eine Freundin geweint, die ich – hoffentlich nur vorübergehend – an die süchtig machenden Kräfte schwarzer Magie verloren hatte. Ich hatte geweint, als ich Ethan endlich wieder in meine Arme schließen konnte. Doch all das war nichts verglichen mit dem Wiedersehen von Ethan und Malik.
Nachdem Ethan getrunken und ich Luc darüber informiert hatte, kam Malik die Treppe herauf und betrat mit weit aufgerissenen Augen das Zimmer. Er betrachtete abwechselnd mich und einen mittlerweile stärker wirkenden Ethan – der sich allerdings immer noch in seinem Bett ausruhte – und versuchte herauszufinden, welche Art von Magie oder Trick zu einem solchen Ergebnis hatte führen können. Er brauchte einige Minuten, bevor er überhaupt versuchte zu sprechen.
Sie kannten sich seit hundert Jahren. Da war es nur verständlich, dass ihr Wiedersehen einen besonderen Stellenwert hatte.
Nachdem sie dies hinter sich gebracht hatten, brauchten sie auch nicht lange, um sich schnurstracks wieder politischen Fragen zu widmen – als ob überhaupt nichts passiert wäre.
»Das Greenwich Presidium hat einen Zwangsverwalter geschickt«, sagte Malik.
»Nun, sie haben keine Zeit vergeudet«, murmelte Ethan. »Wen haben sie dafür ausgewählt?«
»Franklin Cabot.«
»Aus Haus Cabot? Grundgütiger!« Ethan verzog das Gesicht. »Der Mann ist ein schleimiger Wurm. Victor wäre wirklich besser dran, wenn er sich selbst pfählte. Wie schlimm war es für uns?«
Malik sah zu mir hinüber, als ob er erst sicherstellen wollte, ob er Ethan direkt mit den schlechten Nachrichten belasten sollte. Aber ich kannte Ethan gut genug, um zu wissen, dass er nicht verhätschelt werden wollte. Daher nickte ich Malik zu.
»Ich nenne dir nur die wichtigsten Sachen«, sagte Malik. »Er hat das Blut im Haus rationiert. Er hat das Recht des Hauses aufgehoben, von anderen zu trinken. Er hat das Versammlungsrecht eingeschränkt. Er hat Merit das Amt der Hüterin aberkannt und sie zu einem Treffen mit Claudia geschickt. Er hat die Wachen einer Prüfung unterzogen, bei der sie ihre Widerstandskraft gegen das Sonnenlicht beweisen mussten.«
Ethan riss ungläubig die Augen auf. »Ich kann dir nicht ganz folgen.«
»Er ist unfähig«, sagte Malik. »Aus Respekt vor dem Haus und dem Greenwich Presidium habe ich ihm ermöglicht, seine Nachforschungen durchzuführen. Aber er ist zu weit gegangen.« Malik räusperte sich. »Ich habe vor einigen Stunden mitbekommen, wie er Darius in einem Anruf darüber informiert hat, dass Vampire Cadogans sich mit einer Hexenmeisterin verschwört haben, um die Stadt zu zerstören. Ich hatte vorgehabt, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen, aber dann passierte das im Midway, und nun bist du zurück …«
Schweigen. Ethan ließ sich diese Informationen durch den Kopf gehen. Ich erwartete angespannt seine Reaktion – entweder einen Wutausbruch oder sorgfältig kontrollierten Zorn.
»Die können von mir aus zum Teufel gehen«, sagte Ethan schließlich.
Nach einem Augenblick vollkommener Verwirrung genoss ich mein zweites breites Grinsen in dieser Nacht. Malik schien sich nicht weniger zu freuen.
»Entschuldige bitte, aber hast du gerade ›Die können von mir aus zum Teufel gehen‹ gesagt?«, fragte ich zur Sicherheit.
Ethan lächelte grimmig. »Dies ist ein Neuanfang, sozusagen. Ich halte nicht sonderlich viel vom Greenwich Presidium, aber sie sind intelligent genug, Inkompetenz zu erkennen, wenn sie ihnen ins Gesicht springt.« Er sah Malik entschlossen an. »Und wenn das nicht der Fall ist, dann ist der einzige Grund für ihre Existenz obsolet.«
Er hatte das Wort »Revolution« zwar nicht ausgesprochen, aber angedeutet – die Möglichkeit, dass Haus Cadogan auch ohne das Greenwich Presidium existieren konnte.
Vielleicht würde ihn meine Mitgliedschaft in der Roten Garde doch nicht so sehr ausflippen lassen, wie ich es befürchtet hatte.
Nicht, dass ich vorgehabt hätte, ihm davon zu erzählen.
»Du hast dich … ein wenig verändert«, sagte Malik vorsichtig.
»Das ist nun mein drittes Leben«, sagte Ethan. »Und diesmal besteht die Möglichkeit, dass ich blind die Befehle einer Hexenmeisterin ausführe, die von schwarzer Magie besessen zu sein scheint. Das relativiert die Unvernunft des Greenwich Presidium.«
»Was ist mit der Kontrolle über das Haus?«, fragte Malik.
»Das Greenwich Presidium wird niemals erlauben, dass ich das Haus wieder übernehme, bevor nicht eindeutig klar ist, dass Mallory keine Macht
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