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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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die Parkplatzsuche in der Regel eine Katastrophe war, hatte ich mich schon darauf vorbereitet, Jonah eine SMS zu schicken, dass ich eine Stunde für den Weg zum Navy Pier brauchte – zwanzig Minuten für die Fahrt und vierzig Minuten für die Parkplatzsuche und den anschließenden Fußweg.
    Obwohl Chicago zu beinahe jeder Uhrzeit eine hektische Stadt war, legte sich das zum Glück ein wenig, wenn die Vampire durch die Nacht strichen. Als ich nach einem Parkplatz suchte, hatte die Betriebsamkeit in Downtown nachgelassen, und ich fand daher einen auf der Straße und lief die Strecke zum Piereingang zurück. Dabei hielt ich mein Schwert fest, damit es nicht wie wild herumbaumelte.
    Ich war nicht über den Lake Shore Drive gefahren, da ich davon ausging, dort von Gaffern behindert zu werden. Daher sah ich das Wasser erst, als ich mich dem Navy Pier näherte. Ich hatte zwar mehr Zeit gehabt, mich auf den Anblick des Sees vorzubereiten, aber das minderte mein Entsetzen nicht. Natürlich war der See nachts immer dunkel gewesen. Manchmal so dunkel, dass man meinen konnte, das Seeufer wäre der Rand der Welt und Chicago der letzte Außenposten der Zivilisation, bevor sie in Vergessenheit geriet. Doch zu jeder Zeit hatte man auf den Wellen weißen Schaum erkennen können oder das vom Wasser reflektierte Mondlicht. Man wusste genau, dass am nächsten Tag die Sonne aufgehen und der See wieder zu sehen sein würde.
    Aber diese Dunkelheit war etwas völlig anderes. Es gab weder Bewegungen noch Leben, noch Spiegelungen. Es gab keine Wellen, und das Licht des Mondes fiel auf eine glatte schwarze Oberfläche, die wie eine lackierte vollkommene Leere wirkte.
    Es sah nicht nur merkwürdig aus – es fühlte sich falsch an.
    Vampire waren nicht von Natur aus magische Kreaturen. Wir waren das Ergebnis einer genetischen Mutation, die uns ein wenig kräftiger als Menschen machte, dafür aber auch zahlreiche Nachteile hatte – vor allem, was Espenholzpflöcke und das Sonnenlicht anging. Doch wir konnten Magie um uns herum spüren, was sich wie ein Summen in der Luft anfühlte, sanft, doch belebend wie Koffein.
    Heute fehlte es nicht nur an Magie – der See fühlte sich wie ein magisches Vakuum an, das jede Magie in sein Maul sog und verschlang. Ich merkte, wie die Magie an mir vorbeigesogen wurde, als ob ein eiskalter Wind im Winter Feuchtigkeit abtransportierte. Das Gefühl war unangenehm und schlich sich wie eine lästige Brise unter meine Haut; das Ganze wurde nur noch merkwürdiger dadurch, dass sich kein Lüftchen regte.
    »Wer könnte den Michigansee in eine Art magisches Spülbecken verwandeln?«, fragte ich mich leise.
    »Das scheint die entscheidende Frage zu sein.«
    Die Worte ließen mich aufschrecken. Ich sah hinter mich und entdeckte Jonah. Er trug Jeans, Stiefel und ein langärmeliges graues Shirt mit dem Aufdruck MIDNIGHT HIGH SCHOOL . Die Schule gab es gar nicht – es war eine Tarnung, die die Mitglieder der Roten Garde nutzten, um ihre Zugehörigkeit zu signalisieren, sollte irgendetwas schieflaufen.
    Vermutlich war es kein gutes Zeichen, dass er jetzt eins trug.
    »Spürst du es auch?«, fragte ich.
    »Jetzt ja. Im Haus konnte ich es nicht spüren. Das gefällt mir gar nicht«, fügte er hinzu und ließ seinen Blick über den See schweifen. »Lass uns ans Ende des Piers gehen. Ich will näher ans Wasser ran.«
    Ich nickte und folgte ihm. Erst jetzt bemerkte ich, dass unzählige Menschen sich genau wie wir auf den See zubewegten. Ich nahm an, dass jeder einmal einen Blick darauf werfen wollte. Bedauerlicherweise waren diese Menschenmassen, die sich langsam durch die Dunkelheit bewegten, Zombies nicht unähnlich. Ich zitterte unwillkürlich und folgte Jonah.
    Er hatte recht, was den Pier betraf. Das gut drei Meter hohe Tor war verschlossen. Nachdem er ein Paar Wachmänner an uns hatte vorbeigehen lassen, sprang er mit wenig Mühe über den Zaun. Er sah zu mir zurück und bedeutete mir, ihm zu folgen.
    Ich war schon einmal über einen Zaun geklettert, war aber nicht begeistert von dem Gedanken, es vor diesem besonderen Publikum zu wiederholen, und daher ziemlich nervös. Ich atmete tief durch, ging ein paar Schritte zurück und sprang. Ich schaffte es über zwei Meter hoch und kletterte den Rest. Gerade als ich die Beine über den Zaun schwingen wollte, blieb ich mit irgendeiner Jackentasche an einer der Zaunspitzen hängen. Ich schlug völlig verdreht mit dem Hintern zuerst auf dem Boden auf, was nicht nur meinem

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