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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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keine zu sehen, denn sie hatten vermutlich ihre üblichen Patrouillenwege verlassen, um den See anzustarren. Die Probleme begannen erst, als Jonah das Tor übersprungen hatte. Ich war nur wenige Schritte hinter ihm und bereitete mich gedanklich auf meinen eigenen Versuch vor. Zu meiner Überraschung gelang mir der Sprung wesentlich besser, und ich befand mich gerade im Fall auf der anderen Seite, als Schreie ertönten. Der Krach reichte aus, um meine Konzentration zu stören. Noch in der Luft verlor ich meine saubere Haltung und prallte unbeholfen stolpernd auf den Boden. Ich machte einige Schritte, um wieder richtig auf die Beine zu kommen, und suchte anschließend die Umgebung nach der Quelle der Schreie ab.
    Leichter gesagt als getan. Der Lärm hallte auf seltsame Weise von den Gebäuden am Pier und dem Lake Point Tower wider, einem turmhohen Gebäude in Kleeblattform, das sich zwischen dem Navy Pier und dem Rest von Streeterville befand.
    Jonah entdeckte den Ursprung des Chaos zuerst und deutete auf eine Grünfläche vor dem Pier. Ein Knäuel aus etwa einem Dutzend Wesen schrie und kreischte in der ansonsten stillen Herbstnacht. Das Prickeln in der Luft – das in das Vakuum hinter uns gesogen wurde – bewies uns, dass dieses Durcheinander magischer Natur war.
    Wir liefen hinüber, und ich prallte fast in Jonah hinein, als er plötzlich stehen blieb, die Augen überrascht aufgerissen. Er fing an zu stottern, kaum in der Lage, etwas Vernünftiges hervorzubringen. »Ich habe ja schon … Fotos von ihnen gesehen … aber in echt … bin ich ihnen noch nicht begegnet. Sie sind … wow! Das sind so viele. Und sie sind so … mit diesen Kleidern und den Haaren …«
    Jonah hatte recht. Es waren sehr viele, und ihre Kleider und Haare sorgten dafür, dass sie auffielen. Sie waren zierlich und gut gebaut, hatten lange Haare und trugen sehr kurze Kleider. Jedes Kleid hatte eine andere Farbe und stellte jenen Teil des Chicago River dar, für den die Nymphe verantwortlich war.
    Eine einzelne Nymphe – die Rothaarige von dem Foto, das mir Kelley gezeigt hatte – war von zehn oder zwölf anderen umgeben. Im Augenblick beschränkten sie sich darauf, ihr Obszönitäten an den Kopf zu werfen, aber es schien, als ob sie gleich auf sie losgehen würden.
    Ich hatte die Flussnymphen schon einmal kämpfen sehen, und ich wollte nicht darin verwickelt werden. Sie setzten ihre Fingernägel ein und zogen sich an den Haaren. Ich würde einen hoch angesetzten Tritt gegen meinen Kopf jederzeit bevorzugen.
    »Das sind die Flussnymphen«, sagte ich zu Jonah und stupste ihn in die Seite. »Auf geht’s!«
    Wir erreichten das Knäuel innerhalb weniger Sekunden, aber sie interessierten sich überhaupt nicht für uns. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, die rothaarige Nymphe in der Mitte ihres kleinen Kreises zu beschimpfen. Sie mochten ja unheimlich süß und zierlich und weiblich sein und Schönheitspflege zu den wichtigsten Dingen in ihrem Leben zählen, aber das, was sie von sich gaben, war einfach nur vulgär. Selbst Jonah zuckte zusammen, als eine blonde Nymphe die Mutter der Rothaarigen mit diversen Schimpfworten bedachte.
    »Das ist ganz und gar nicht damenhaft«, murmelte er.
    »Willkommen in der Welt der Nymphen!«, sagte ich und trat vor, so wie ich es bei Jeff schon einmal gesehen hatte. »Meine Damen, vielleicht könnten wir uns für einen Augenblick beruhigen und ein wenig entspannen?«
    Vielleicht waren sie zu aufgeregt, um meinen Waffenstillstandsvorschlag mitzubekommen, oder vielleicht interessierte sie das auch gar nicht – sie ignorierten mich auf jeden Fall. Während eine der Brünetten ihre Beleidigung mit einer bedrohlichen Geste zu unterstreichen versuchte, blieb ihr Absatz im Gras hängen. Sie stolperte nach vorn, und die restlichen Nymphen verstanden das als Angriff. Wir hörten schrilles Geschrei, Kleidungsstücke wurden zerrissen und Stilettos trampelten über den Boden, als das Schauspiel sich in eine Gewaltorgie verwandelte.
    Bedauerlicherweise hatte ich mich ihnen zu sehr genähert und wurde in das wirre Knäuel hineingezogen.
    Ich schützte meinen Kopf mit einem Arm und kämpfte mich in die Mitte des Kreises vor, um die Rothaarige zu erreichen und sie aus dem Gedränge zu zerren. Ich kniff jedes Mal die Augen zu, wenn ihre Nägel auf mich zukamen, und zuckte zusammen, wenn kleine, spitze Ellbogen mich rammten. Ich hatte mich in ihren Streit eingemischt, was mir aus diplomatischen Gründen die Möglichkeit

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