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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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umdrehte, sah ich die Frau vor mir, die mir bereits die Tür geöffnet hatte. Sie betrachtete mich misstrauisch und schwang bedrohlich ihren Staubwedel.
    »Ein wunderbares Haus«, sagte ich und richtete mich wieder auf. »Ich war nur neugierig, wie das Innendesign aussieht. Mit dem Holz. Und der Einrichtung.« Ich räusperte mich selbstbewusst. »Und so.«
    Die Frau verdrehte die Augen und streckte mir dann ihren Staubwedel entgegen, wie ein Dirigent, der ein Orchester leitet. »Ich habe die Befugnis, Sie in den Wohnsitz Loreleys, der See-Sirene, einzuladen. Willkommen in ihrem Haus!«
    Das Innere des Gebäudes war genauso im Einklang mit der Natur entworfen worden wie das Äußere. Durch das Fenster konnte man in einen Raum blicken, der sich über zwei Etagen erstreckte. Aus einer Wand plätscherte Wasser über abgerundete Flusssteine hinab in eine schmale Rinne, die sich quer durch den gesamten Raum zog und auf der anderen Seite in ein Becken mit verdeckter Wasserkante mündete.
    Neben der Rinne saß eine kurvenreiche Frau auf dem Fußboden und ließ ihre Finger durch das Wasser gleiten. Sie hatte ihre dunklen Haare zu einem Dutt gebunden und trug ein schlichtes, aber schimmerndes graues T-Shirt und Jeans. Schuhe trug sie keine. Sie hatte die Augen geschlossen und sang leise, aber deutlich.
    Ich sah über meine Schulter, um nach der Frau mit dem Staubwedel zu suchen, aber da sie ihre Pflicht getan hatte, war sie verschwunden.
    »Sind Sie Loreley?«, fragte ich leise.
    Sie hielt mit ihrem Gesang inne, öffnete ihre schokoladebraunen Augen und sah mich an. »Schätzchen, wenn du dich auf meiner Insel befindest, weißt du schon, dass ich nur eine Person sein kann. Natürlich bin ich Loreley.« In ihrer Stimme klang ein leicht spanischer Akzent mit und reichlich Sarkasmus.
    Ich verkniff mir ein Lächeln. »Hallo, Loreley! Ich bin Merit.«
    »Hallo! Was bringt dich zu mir?«
    »Ich muss Ihnen einige Fragen stellen?«
    »Worüber?«
    »Den See.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte etwas mit den Veränderungen im Wasser zu tun?«
    »Ich weiß nicht, ob das der Fall ist oder nicht«, gab ich zu und kniete mich ebenfalls neben die Rinne, um mit ihr auf Augenhöhe reden zu können. »Ich versuche herauszufinden, was geschehen ist, und Sie scheinen ein guter Ansatzpunkt zu sein. Es betrifft ja nicht nur den See, sondern auch den Fluss.«
    Ihr Kopf zuckte nach oben. »Den Fluss? Er ist auch tot?«
    Weder die Frage noch ihr niedergeschlagener Blick vermochten mich zu trösten.
    »Ist er«, sagte ich. »Und der Fluss und der See saugen alle Zauberkraft aus Chicago heraus. Die Nymphen werden schwächer.«
    Loreley zuckte zusammen, als ob sie Schmerzen hätte, und drückte die Finger an die Schläfen. »Damit sind sie nicht allein. Ich fühle mich, als ob ich eine Vier-Tages-Schicht und ein zweitägiges Besäufnis hinter mich gebracht hätte. Schwach. Erschöpft. Schwindlig.« Sie sah zu mir auf. »Ich habe das nicht verursacht. Ich hatte gehofft, dass die Nymphen vielleicht die Antwort hätten, dass sie sich vielleicht zu sehr auf ihnen unvertraute Magie eingelassen haben und dass diese Magie wieder rückgängig gemacht werden könnte.«
    »Genau dasselbe haben sie von Ihnen gedacht.«
    »Das ist keine große Überraschung«, sagte sie trocken.
    »Sie verstehen sich nicht sonderlich gut?«
    Sie lachte gezwungen. »Ich bin in Paseo Boricua groß geworden. Geboren und großgezogen in Chicago von meinen Eltern aus Puerto Rico. Die Nymphen sind keine besonders gemischte Truppe und sehen mich nicht als eine von ihnen an. Eher als Eindringling in ihre kleine, süße, magische Welt.«
    »Warum?«
    Sie sah mich neugierig an. »Du weißt es wirklich nicht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf, und sie fluchte auf Spanisch. »Der See wird schwarz, und ich kriege eine Vampirin frisch vom Fließband«, sagte sie und sah mich dann entschuldigend an. »Nichts für ungut.«
    »Kein Problem.«
    Loreley seufzte und tauchte ihre Hand wieder ins Wasser. Ihre Gesichtszüge entspannten sich ein wenig, als ob die Berührung mit dem Wasser sie beruhigte.
    »Das Dasein einer Sirene ist nicht mit dem einer Nymphe zu vergleichen«, sagte sie. »Sie werden in ihre Rollen hineingeboren; ihre Mütter sind auch Nymphen. Die Macht einer Sirene funktioniert aber anders.«
    Sie deutete auf einen Tisch auf der anderen Seite des Raums. Darauf lag eine dunkle Eisenscheibe mit einem Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern. Auf

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