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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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aus denken hören«, sagte Tate. »Wenn stille Schuldeingeständnisse das Beste sind, was du zu bieten hast, dann bist du bei Weitem nicht so interessant, wie ich gedacht hatte.«
    »Zwei Vampire sind tot.«
    »Weißt du, wie viele Wesen seit dem Anfang der Welt geboren wurden und starben, Merit? Milliarden. Viele Milliarden. Und obwohl das so ist, schenkst du ihren Leben nicht dieselbe Beachtung, bloß weil du sie nicht gekannt hast. Aber wenn zwei Vampire sterben, die ein gutes und langes Leben geführt haben, dann beklagst du sie, als ob das Ende der Welt nahe wäre?« Er schnalzte mit der Zunge. »Wer von uns verhält sich unvernünftig?«
    Ich stand auf und schob meinen Stuhl zurück. »Sie haben recht«, sagte ich. »Zu trauern ist ein selbstsüchtiger Akt, aber ich muss mich dafür nicht entschuldigen.«
    »Hochtrabende Worte«, sagte er.
    Ich ging zur Tür, drehte mich aber noch einmal um und sah ihn an, den Schönling in seiner orangefarbenen Gefangenenkleidung. »Vielleicht wollte ich tatsächlich von Ihnen, dass Sie mir gegenüber eingestehen, was Sie getan haben und dass Sie das Greenwich Presidium angelogen haben. Vielleicht wollte ich, tief in mir, dass Sie die Verantwortung für ihren Tod übernehmen.«
    »Von mir erhältst du keine Absolution.«
    »Ich weiß.« Und das wusste ich wirklich. Ich wusste, dass Tate zu beschimpfen nichts ändern würde, und es würde auch diese unbändige Angst in mir, dass ich an Ethans Tod schuld war, nicht vertreiben. Wenn ich nicht gewesen wäre …
    Es gab verschiedene Perspektiven auf die Ereignisse dieser Nacht, und Tate konnte mir meine Schuldgefühle nicht nehmen. Aber ich wusste ganz genau, dass ich sein Büro betreten hatte, um den Drogenhandel zu unterbinden, den Häusern zu helfen, den Vampiren meiner Stadt zu helfen. Mochte das Greenwich Presidium doch beschließen, was es wollte – ich wusste, was in diesem Raum geschehen war, und ich würde mich nicht für ein Verbrechen verantworten, das ich nicht begangen hatte.
    Ich sah Tate erneut an und spürte, wie sich ein Teil meiner inneren Anspannung löste.
    Er strahlte. »Sehr schön«, sagte er mit einer leicht tiefer klingenden Stimme und funkelte mich mit eiskalten blauen Augen an. »Endlich sind wir wieder bei interessant angelangt. Du bist hierhergekommen, weil du keine Angst vor diesem Treffen gehabt hast. Auch wenn du geglaubt hast, von Sullivan abhängig zu sein, so bist und bleibst du doch eine unabhängige Person. Das habe ich schon immer gewusst. Ob du es nun hören willst oder nicht, aber dein Vater hat dich zu der Frau gemacht, die du heute bist. Vielleicht hat er sich dir gegenüber abweisend verhalten, aber dadurch hast du gelernt, selbstständig zu sein.«
    Schwere, prickelnde Magie erfüllte die Luft, als er diese Worte aussprach, und er klang dabei wie ein Gelehrter, der seinem Schüler Weisheiten vermittelt – was mich nur noch mehr verwirrte.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Seine Augen leuchteten. »Überhaupt nichts, Merit, außer dass du das bist, was du bist.«
    »Und was bin ich?«
    »Ein würdiger Gegner.« Es mochte an meiner eisigen Miene liegen, dass er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und mich mit einem selbstzufriedenen Grinsen bedachte. »Und ich muss sagen, dass ich den nächsten Spielzug voll auskosten werde.«
    Mich beschlich das unangenehme Gefühl, dass es mir da anders ergehen würde.
    »Ich lasse mich nicht auf Spielchen mit Ihnen ein, Tate.«
    Er schnalzte mit der Zunge. »Aber hast du es denn noch nicht bemerkt, Merit? Die Figuren sind schon längst in Bewegung, und so wie ich die Dinge sehe, bin ich am Zug.«
    Der knirschende Kies unter meinen Füßen und die kühle Herbstluft hatten etwas Beruhigendes an sich. Die Luft in dem Raum war stickig gewesen, und Tates Zauberkräfte waren mir auf die Nerven gegangen. Ich atmete tief durch und versuchte, meinen schnellen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Catcher und mein Großvater standen nur wenige Schritte von der Tür entfernt und kamen auf mich zu.
    »Alles in Ordnung?«, fragte mein Großvater.
    Wir blieben etwa zehn Meter von dem Gebäude entfernt stehen, und ich sah über die Schulter zurück. Von hier aus sah es vollkommen harmlos aus – ein kleines Ziegelsteingebäude, in dem vor langer Zeit Stechkarten und Rechnungen gelagert wurden. Jetzt war es das Zuhause einer übernatürlichen Kreatur unbekannter Herkunft.
    »Mir geht es gut«, antwortete ich. »Ich bin froh, wieder draußen zu sein. Der Raum

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