Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Abgesehen natürlich von Simon, der dafür verantwortlich war.
Wo ich sie aber gerade schon in der Leitung hatte … »Hör mal, ich weiß, du bist beschäftigt, aber könntest du mir irgendwas dazu erzählen, was gerade in der Stadt los ist – mit dem See und dem Himmel? Soweit ich das verstanden habe, muss es sich um Magie handeln, die in Verbindung mit den vier Elementen steht – Wasser, Luft, Erde und Feuer. Hast du davon schon mal was gehört?«
Als Antwort erhielt ich eine Schimpftirade. »Herr im Himmel, Merit! Wie oft hast du dich jetzt schon gefragt, ob die Probleme dieser Stadt mit den Hexenmeistern zu tun haben? Das hast du schon damals bei den Drogen gedacht.«
»Ich stelle mir im Moment ziemlich viele Fragen«, sagte ich und ermahnte mich, dass sie gerade unter erheblichem Stress stand. »Es ist meine Aufgabe, die Möglichkeiten abzuwägen und dann die Wahrheit herauszufinden.«
»Ach, jetzt sind wir schon eine Möglichkeit?«
Ich hatte keine Ahnung, warum wir uns jetzt stritten. Ich hatte sie ja keines Vergehens bezichtigt. Fuhr sie mich an, weil sie genau das dachte, oder einfach nur, weil sie gestresst war?
»Es ist ja nicht so, dass ich da draußen nach Lust und Laune Unsinn treiben würde«, sagte sie, noch bevor ich antworten konnte. »Oder willkürlich irgendwelche Teile von Magie untersuchte. Ich mache gerade meine Prüfungen, Merit.«
Seit wann waren traumatische Ereignisse für die Stadt irgendwelche Teile von Magie? Der Kommentar ärgerte mich, aber ich blieb ruhig. »Das weiß ich doch. Ich werfe dir gar nichts vor. Aber da ist eine Magie am Werk, die ich nicht verstehe. Ich hatte gehofft, dass du sie verstehst.«
»Weißt du, was ich verstehe, Merit? Ich weiß über Sigillen und Bannkreuze und magische Verfahren und Stärkungsauren Bescheid. Davon verstehe ich was.«
»Weißt du was«, sagte ich zu ihr und zwang mich, ruhig zu bleiben. »Ich merke, dass du dich wieder ans Lernen machen willst, wir verschieben das also auf später, okay?«
»Das ist vermutlich eine gute Idee. Vielleicht solltest du mich bis zum Ende meiner Prüfungen gar nicht mehr anrufen und mir auch deine Anschuldigungen ersparen.«
Dann war die Leitung tot. Ich war sprachlos, ich war verwirrt, ich war entsetzt.
Genau diesen Moment wählte Lindsey aus, um kurz in meinem Zimmer vorbeizuschauen. »Frühstück?«
Ich hielt mein Handy hoch. »Mallory hat einfach aufgelegt!«
Lindsey runzelte die Stirn, kam herein und schloss die Tür hinter sich. »Was hast du getan?«
»Nichts. Na ja, ich habe sie gefragt, ob sie irgendwas über den See und den Himmel weiß, aber sonst nichts.«
Lindsey pfiff leise. »Geschickt gemacht.«
»Es war eine berechtigte Frage. Sie ist eine von nur drei Leuten in der Stadt, die darüber Bescheid wissen könnten.«
»Stimmt. Dieser Streit kann mir ja auch eigentlich egal sein. Ich fände es nur toll, wenn ich mal keine Beziehungsstreitigkeiten hätte.«
Dieser Kommentar ließ mich erahnen, dass nun Details folgten, die ich womöglich nicht hören wollte, aber er hörte sich auch wie ein Hilferuf an. »Was hast du getan?«
Sie vergeudete keine Zeit. »Langer Rede kurzer Sinn: Beziehungen sind schwierig, ich kämpfe mit unfairen Mitteln, und ich bin die chaotischste Person, die er kennt.«
Ich verzog das Gesicht und musste ihm innerlich zu den Punkten eins und drei recht geben. Ihr Zimmer war vollgemüllt mit allem möglichen Zeug, aber nicht auf die Ich-sortiere-alles-ordentlich-in-identischen-Weidenkörben-Art. »Du kämpfst mit unfairen Mitteln?«
Sie ließ die Schultern hängen. »Vielleicht deute ich an, dass ich mich wegen eines Streits von ihm trenne?«
»Oje!«
»Tja. Es ist doch nur – ich habe das noch nie wirklich ernst genommen, weißt du? Ich habe eine Beziehung noch nie so ernst genommen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass in mir diese Angst wütet, und die muss irgendwohin. Ich rede mir ein, dass es nicht funktionieren wird.«
»Er liebt dich.«
»Ich weiß. Aber er könnte damit eines Tages aufhören. Und eines Tages könnte er fort sein, und wo bin ich dann? Ich habe mich von diesem Kerl um den Finger wickeln lassen, und jetzt komm ich nicht mehr los.«
Sie ließ sich auf mein Bett fallen. »Ich bin müde, ich bin überarbeitet, man enthält mir ausreichend Nahrung vor, ich stehe unter Stress, und ich habe einen Freund – einen Freund , Merit –, der seine eigenen Probleme hat, und im Augenblick will ich nur noch kiloweise Eis in mich hineinschaufeln.
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