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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich abgelenkt. Er sah auf, zu einem Punkt auf der anderen Seite des Raumes, und seine Augen wurden groß.
    »Ethan?«
    Sein Blick richtete sich auf einmal wieder auf mich. »Es ist zu gefährlich. Lass nicht zu, dass sie das tun, Merit!«
    »Was tun?«
    »Sie werden ihren Vorteil nutzen. Ich glaube, sie versuchen es in diesem Augenblick.« Er sah auf seine Hände, die sich zur Hälfte in Asche verwandelt hatten. »Ich glaube, dort gehe ich gerade hin.«
    »Ethan? Ich verstehe das nicht.«
    »Ich bestehe nur aus Asche«, sagte er. Er sah mich wieder an, und ich spürte, wie mich Panik erfasste, denn ich konnte die Angst in seinen Augen sehen – eine bodenlose, quälende Angst.
    »Ethan …«
    Ohne Vorwarnung begann er sich schneller aufzulösen, und schon bald war nichts mehr von ihm übrig. Im letzten Augenblick schrie er meinen Namen.
    »Merit!«
    Ich wachte mit einem Ruck auf, in Ethans Decken eingewickelt, und kalter Schweiß lief mir den Rücken herunter. Die Angst saß mir tief in den Knochen. Ich brauchte einen Moment, um mich daran zu gewöhnen, dass ich wieder wach war, dass das alles nur ein Traum gewesen war. Dass das Entsetzen nicht real, aber er noch immer fort war.
    Sicherlich führte der immense Stress dazu, dass die Albträume nun immer häufiger kamen. Ich hatte das Problem immer noch nicht gelöst, und es standen uns noch zwei weitere elementare Gefahren bevor – vielleicht sogar die größten Gefahren. Erde und Feuer.
    Hoffentlich konnte ich das Problem lösen, bevor die Stadt in Flammen stand.
    Nachdem sich mein Puls beruhigt hatte, schälte ich mich aus den Decken und ging zum Schlafzimmerfenster. Die Rollläden, die sich tagsüber automatisch schlossen, waren bereits hochgefahren und eröffneten mir den Blick auf einen herrlich dunklen Himmel, an dem sogar ein paar Sterne funkelten.
    Ich schloss erleichtert die Augen. Der Himmel war wieder normal, und das bedeutete wahrscheinlich, dass auch Fluss und See wieder normal waren. Wenn Claudia und Catcher recht behielten – und es sich um Elementarmagie handelte, die einer Art Muster folgte –, dann war diese Atempause nur vorübergehend. Wir hatten Luft und Wasser gesehen. Erde und Feuer würden nicht lange auf sich warten lassen. Aber selbst eine kurze Atempause würde uns ein wenig entlasten.
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück. Da als Nächstes Tate auf meiner Liste stand, und ich von Catcher eine SMS erhalten hatte, die unser Treffen bestätigte, sprang ich unter die Dusche und zog meine Lederklamotten an. Ich wollte Tate heute nicht mit meinem Geschäftssinn beeindrucken; es ging darum, übernatürliche Probleme zu lösen. Das Plagenholz befand sich natürlich wieder in meiner Tasche.
    Jonah hingegen hatte mich nicht angerufen, was mich ein wenig besorgte. Ich hoffte, dass er mir nicht aus dem Weg zu gehen versuchte, weil ich ihn abgewiesen hatte. Wir waren ein noch junges, aber sehr gutes Team. Mir wurde zwar langsam klar, dass ich allein Hüterin sein konnte, aber ich hätte es dennoch bevorzugt, einen Partner an meiner Seite zu haben.
    Da ich mir dachte, dass geteiltes Leid halbes Leid war, rief ich Mallory an. Sie ging erst nach dem fünften Klingeln ran, und sie klang überhaupt nicht begeistert.
    »Bin gerade ziemlich beschäftigt.«
    »Dann geh einfach das nächste Mal nicht ran«, witzelte ich, aber ihre Bemerkung tat mir dennoch weh.
    »Entschuldigung«, sagte sie und klang dabei, als ob sie es ehrlich meinte. »Ich bin einfach nur … Es wird mit jeder Prüfung schlimmer, verstehst du? Ich bin völlig übermüdet, und bald bin ich auch am Ende meiner Kräfte. Ich will einfach nur noch, dass diese ganze Sache vorbei ist. Es ist mir egal, ob ich es schaffe. Ich will es einfach hinter mich bringen.«
    Ihre Erschöpfung war ihr deutlich anzuhören, auch weil sie unglaublich schnell sprach. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie dutzendweise Energydrinks heruntergekippt hätte.
    »Hab verstanden«, sagte ich. »Ich muss noch was erledigen, aber hättest du danach Zeit für eine kleine Verschnaufpause?«
    »Meine nächste Prüfung beginnt in wenigen Minuten.«
    »Was für ein Mist!«
    »Du sagst es. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, hat sich Catcher zu einer echten Nervensäge entwickelt. Ich glaube, er hat keine Vorstellung davon, unter was für einem Druck ich gerade stehe.«
    Sie klang gereizt, und ich fragte mich, ob überhaupt jemand wusste, welchen Druck sie gerade aushalten musste.

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