Chicagoland Vampires
schaffst.«
Ich hatte das zwar leise, aber deutlich gesagt, und meine Worte schienen endlich zu ihm durchzudringen.
Er ging in die Raummitte und unterbrach ein halbes Dutzend Vampire, die sich auf den Tatami-Matten im Freikampf übten.
»Raus«, brüllte er, und niemand fragte nach dem Grund. Sie schnappten sich wortlos ihre Sachen und eilten zur Tür.
»Schließ sie ab«, befahl mir Ethan, und ich verriegelte die Tür hinter ihnen. Mein Herz raste vor Vorfreude.
Als ich mich zu ihm umdrehte, bedeutete er mir, näher zu kommen. »Ich bin so weit, Hüterin.«
Und ich erst. Er war so unerträglich gewesen, dass ich kein schlechtes Gewissen haben würde, ihn zu schlagen, und ich wartete nicht darauf, dass er als Erster zuschlug. Ich rannte auf ihn zu und griff ihn mit einem Scherentritt an, aber er war schnell genug, um ihn abzuwehren.
Ich trat ihm in die Kniekehle, was ihn nach vorne stolpern ließ. Er fing sich aber wieder und schaffte es, seine Vorwärtsbewegung in einen Rückwärtstritt umzuwandeln.
Ich kreischte überrascht, sprang aber über seinen Fuß. Wir hatten in weniger als einer Sekunde wieder Haltung angenommen und starrten uns an.
Erster Durchgang: Unentschieden.
»Du gibst dir nicht gerade viel Mühe«, sagte ich.
»Ich werde dich nicht wirklich verletzen.«
Ich lachte leise. »Das würde ja voraussetzen, dass du es könntest . Kannst du aber nicht. Versuch’s ruhig noch mal.«
Ethan schlug ein paarmal halbherzig nach mir. Ich antwortete mit einem Schlag, einem Kinnhaken und einer doppelten Schlagfolge. Er wich allen aus und schaffte es, einen Seitentritt auszuführen, der meine rechte Niere streifte. Seine Augen wurden groß, aber ich schnaubte nur sarkastisch.
»Da musst du dich schon ein wenig mehr bemühen, Sullivan. Oder wie Morpheus sagen würde: Hör auf, es zu versuchen, mach es.«
Ich musste seinen Stolz verletzt haben, denn er drehte sich nach hinten und entschied sich für einen halbkreisförmigen Tritt, einen seiner Spezialangriffe. Er besaß die ausdauernde Kraft eines Fußballspielers und die Beweglichkeit eines Tänzers. Seine Ferse streifte meinen Oberschenkel, und ich ließ einen schnellen Seitentritt folgen, der seinen Hintern kurz berührte, als er sich mit einer Drehung in Sicherheit brachte.
Aber Ethan reichte der halbkreisförmige Tritt nicht. Er drehte sich weiter und erwischte mit der Ferse meine Kniekehle. Mein Bein gab nach, ich ging zu Boden und krachte auf den Rücken. Bevor ich wieder auf die Beine kommen konnte, machte er einen Satz, warf sich auf mich und hielt meine Arme nieder.
Meine Augen wurden mit einem Schlag silbern, und dieser schnelle Übergang war mir zutiefst peinlich. Es war nervtötend, dass er die Macht besaß, mich so schnell zu beeinflussen – dass das Gefühl seines Körpers auf mir mich sofort in ein hilfloses Opfer verwandelte.
»Ein Punkt für mich«, sagte er.
Ich ging meine Möglichkeiten durch – ein Scherenangriff, der unsere Positionen vertauschen und ihn auf seinen Rücken bringen würde, oder meine Kapitulation, die ihn genau an derselben Stelle lassen würde, sein langer und warmer Körper auf mir.
»Ein Punkt für dich«, sagte ich, »aber ich bin immer noch in bester Verfassung.«
»Es wird nicht immer so einfach sein«, sagte er, und in seinem Blick lag weiterhin Angst.
Ich verstand ihn nur zu gut. Ich verstand sehr gut, welche Gefahren er zu vermeiden versuchte. Doch er hatte mein Leben bereits zweimal gerettet. Ich vertraute ihm blind, und das nicht, weil ich Angst vor ihm oder seinen möglichen Taten hatte. »Ich habe keine Angst vor dir.«
Seine Augen wurden silbern. »Das solltest du aber.«
»Niemals. Du hast dich für mich einem Pflock in den Weg geworfen.«
»Da war ich ein anderer Mann.«
»Schwachsinn. Du bist derselbe Mann, der du zu dem Zeitpunkt auch warst. Vielleicht ein wenig draufgängerischer und vielleicht ein wenig launischer, seitdem sich Mallory eingemischt hat. Aber derselbe Mann.« Ich strich mit einem Finger über die Narbe auf seiner Brust. »Du hast dein Leben für mich gegeben. Du hast eine Narbe, die dein Leben lang beweisen wird, was du für mich geopfert hast. Würdest du es noch einmal tun?«
»Jederzeit.«
Und das war mir Antwort genug. Er mochte vielleicht Angst gehabt haben, dass er mir Schmerzen bereiten könnte, aber er wusste auch, was er zu tun bereit war, um mich zu beschützen.
»Du hast mir in Nebraska gesagt, dass du mich Mallory vorziehen würdest.« Ich strich eine
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