Chicagoland Vampires
Brüder und Schwestern, ich habe keine Angst .«
Er stand wieder auf, betrat das Podium und hob eine kleine Schachtel auf, die dort abgestellt worden war. Sie hatte oben einen kleinen Schlitz, durch den höchstens ein oder zwei Blatt Papier passten.
Es war ein Stimmzettelkasten.
»Wir gehören nicht zu einer Kolonie des britischen Empire. Wir sind Bürger der Vereinigten Staaten, und wir gehen die Dinge anders an. Ich schlage vor, dass wir unsere eigene Entscheidung treffen. Wir können darauf warten, dass wir morgen offiziell ausgeschlossen werden. Oder wir können heute Nacht selbst handeln. Wir können das Greenwich Presidium zu unseren Bedingungen entlassen. Wir können eine neue Dachorganisation gründen, die unseren jetzigen Bedürfnissen entspricht.«
Er stellte die Schachtel wieder hin und steckte die Hände in die Taschen. Das Greenwich Presidium zu verlassen musste ihm Magenschmerzen bereiten, aber in seinem Gesicht war nicht der geringste Zweifel zu erkennen.
»Alles, worum ich euch bitte, ist, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden«, sagte er. »Wenn ihr das tut, dann werde ich eure Entscheidung ohne Wenn und Aber unterstützen, egal, wie sie lautet. Ich werde stolz auf eure Entscheidung sein.« Er nickte kurz. »Diese Versammlung ist hiermit beendet.«
Sofort setzte ein lautstarkes Geschnatter ein, und die Vampire verließen den Saal.
»Was wirst du machen?«
»Ist das nicht kompletter Wahnsinn?«
Sie machten ihren Zweifeln Luft, aber zugleich war auch ein wenig Hoffnung und neue Energie zu spüren. Es war eindeutig, dass dies nicht zu den Entscheidungen gehörte, die Novizen üblicherweise zu treffen hatten.
Als der Saal fast schon leer war, trat Ethan von dem Podium herab und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. Ich ergriff sie.
»Was glaubst du, was sie tun werden?«, fragte ich.
»Das ist nicht so wichtig«, sagte er. »Die Entscheidung ist nicht von Bedeutung, aber dass sie handeln, das ist wichtig. Entweder schließen wir uns dem Greenwich Presidium bedingungslos an und betteln um Vergebung, oder wir entscheiden uns dagegen und leben unser Leben nach unseren eigenen Bedingungen. Wir leben in aufregenden Zeiten, Hüterin.«
Wir gingen Hand in Hand zur Festsaaltür. »Mit aufregend meinst du ziemlich furchterregend?«
»Ich hatte mich gegen diese Worte entschieden, aber wenn du dich angesprochen fühlst …«
» Que será, será «, sagte ich. »Jetzt lass uns einen Engel umbringen.«
Na gut. Das hatte sich unausgesprochen in meinem Kopf besser angehört.
Wir versammelten uns in der Operationszentrale: der Himmelsbote, die Hexenmeisterin, die Vampire. Und in der Leitung waren ein Hexenmeister, eine weitere Hexenmeisterin und ein Formwandler.
Wir fanden am Konferenztisch kaum genügend Platz, aber das war nicht entscheidend. Wir waren ein Team, das sich gemeinsam daranmachte, ein Problem zu lösen, auch wenn Darius es bevorzugt hätte, wenn wir einfach Däumchen drehten.
Wir arbeiteten außerdem mit schlichten Mitteln. Anstelle von Whiteboards oder Touchscreens hatten wir riesige weiße Blätter auf den Tisch gelegt, und jeder hatte einen Permanentmarker erhalten.
»Also«, sagte Luc, »wir wissen, dass der eigentliche Kampf mit dem Schwert geführt werden wird. Das ist Ethans Aufgabe.« Er deutete mit seinem Marker auf Ethan und schrieb dann SCHWERT oben auf ein Blatt.
»Zuallererst«, sagte Lindsey, »müssen wir Dominik zum Ort des Kampfes bringen. Das geht durch die Beschwörung.« Sie schrieb unten auf das Blatt BESCHWÖRUNG .
»Dieser Teil der Geschichte ist recht unkompliziert«, sagte Seth und legte das Sigill auf den Tisch. »Das Sigill ist wie eine direkte Verbindung zu einem Engel der Gerechtigkeit. Wenn wir das Sigill aufzeichnen, muss Dominik erscheinen.«
»Funktioniert das auch bei dir?«, fragte ich.
Seth schüttelte den Kopf. »Tatsächlich ist mir das Ganze neu. Wir haben während unserer Recherchen herausgefunden, dass nur den Engeln der Gerechtigkeit Sigillen zugeordnet wurden. Sie dienten zur Kontrolle ihrer Macht und wurden von den Erzengeln erschaffen, die offensichtlich befürchteten, dass die Engel der Gerechtigkeit ihre Befugnisse überschreiten könnten.«
»Und genau das haben sie dann auch getan«, sagte Ethan finster.
Seth nickte.
»Na gut«, sagte Luc. »Wir haben die Macht, ihn hierher zu beschwören. Wir haben einen Schwertkämpfer, der es mit ihm aufnimmt.« Er zeichnete in die Blattmitte einen Kreis. »Jetzt brauchen wir nur
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