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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Neill
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sagen, was für ein Rot du siehst? Hellrot? Dunkelrot?
    Ich schluckte schwer und zwang mich, noch einmal nach draußen zu sehen. Dunkelrot. Orangerot.
    Sonst noch etwas?
    Tränen liefen mir über die Wangen. Ich weiß es nicht. Ich bin so müde.
    Das weiß ich, aber du musst dich konzentrieren. Was befindet sich sonst in deiner Nähe.
    Ich kann sonst nichts sehen.
    Alles in Ordnung, Merit. Verwende deine anderen Sinne. Was riechst du? Was hörst du?
    Ich schloss meine Augen und ließ die Mauern sinken, die mich gegen die Eindrücke im Zimmer schützten. Ich hörte das Gurren und Scharren von Tauben, die in der Decke über mir ihren Schlafplatz hatten, und spürte eine feuchte Brise in der Luft.
    Ich glaube, wir sind in der Nähe des Sees , sagte ich zu Morgan.
    Sehr gut, Merit. Was sonst?
    Damit sagte er nur, dass meine Aussage nicht wirklich half. Der Michigansee war riesig, und sie würden mich vermutlich niemals finden.
    Nein , ermahnte ich mich. Konzentriere dich. Wenn du das hier überstehen willst, dann musst du dich konzentrieren!
    Ich versuchte es erneut und ließ meine Sinne meine nähere Umgebung erforschen. Noch mehr Tauben. Kies. Feuchtigkeit, absterbendes Gras.
    Und unter alldem ein trockener, beißender Geruch. Etwas Pulverartiges. Etwas Staubiges.
    Etwas, das ich kannte.
    Ich versuchte mich zu erinnern, aber ich konnte nur sehr schwerfällig denken.
    Merit? Bist du noch da? Ethan fragt nach dir.
    Morgan sagte das, um mich aufzumuntern, aber ich spürte, wie schwer es ihm fiel, Ethans Namen auszusprechen, unsere Beziehung zu erwähnen.
    Er fügt sich selbst Schmerzen zu, um mir zu helfen, dachte ich, und diese Erkenntnis reichte mir, um meine Gedanken wieder zu sammeln und die Erinnerung in aller Deutlichkeit abzurufen: Ich stand in einem Zimmer, und Seth Tate saß an einem Tisch vor mir. Der Duft von Zitrone und Zucker erfüllte die Luft. Aber unter diesem Duft verbarg sich mehr … derselbe Geruch von Kalk, den ich auch jetzt roch.
    Ich wusste, wo ich war.
    Die Keramikfabrik , sagte ich.
    Es handelte sich um ein verlassenes Gelände, wo man Seth Tate eingesperrt hatte, bevor er sich auf die Suche nach dem Maleficium machte. Ich hatte ihn dort aufgesucht – hier  –, zweimal. Beide Male bei Nacht, und beide Male recht lange, denn Tate hatte mir wertvolle Informationen über das Maleficium und Magie gegeben.
    Über mir sind Tauben.
    Sie wissen, wo du bist, Merit. Sie sind auf dem Weg. Halte durch.
    Bitte lass mich nicht allein. Ich rutschte einen weiteren Zentimeter in meine Ecke. Wenn sie mich nicht rechtzeitig fanden, dann wollte ich nicht allein sein. Nicht hier. Nicht an diesem Ort mit Tate.
    Ich lass dich nicht allein , sagte er. Ich bin bei dir.
    Ich weiß nicht, wie viele Minuten oder Stunden vergingen, aber ich stand in der Ecke, den Rücken an die Wand gepresst, und nur noch wenige Zentimeter trennten mich vom Sonnenlicht, als ein lautes Geräusch ertönte, das einem Schuss ähnelte. Ich legte mir die Hände auf die Ohren. Stimmen waren zu hören. Schreie, das Aufheulen eines Motors, das Geräusch von Kies.
    Das Sonnenlicht kam näher, achtete nicht auf meine Tränen und war sich nicht einmal bewusst, welche Gefahr es für mich darstellte. Mir lief die Zeit davon. »Bitte seid meine Rettung. Bitte seid meine Rettung.«
    Erneut hörte ich Morgans Stimme in meinem Kopf, die genauso erschöpft wie meine klingen musste. Merit, sie kommen, um dich zu holen. Halte durch, okay?
    Ich legte meinen Kopf an die Wand hinter mir und spannte jeden Muskel an, um mich weiterhin aufrecht zu halten und den geringen noch verbliebenen Schatten zu nutzen. Du schaffst das , sagte ich mir immer wieder. Du schaffst das. Du schaffst das.
    Paige kam in den Raum gestürmt. »Ich habe sie gefunden!«, rief sie.
    Ich schluchzte erleichtert.
    Jeff kam hinter ihr hereingerannt, eine silbern glänzende Rettungsdecke in Händen. Er rannte auf mich zu, denn er war gegen das Sonnenlicht immun. »Ich hole dich jetzt hier raus, okay?«
    Ich schaffte es, kurz zu nicken, bevor er die Decke über mich warf und mich in seinen Armen davontrug, als ob ich leicht wie eine Feder wäre. Ich schaffte es noch, einen Arm um seinen Hals zu legen. »Tate?«
    »Kurzfristig lahmgelegt«, sagte Paige und schob Jeff zur Tür hinaus. »Viel Zeit haben wir aber nicht.«
    Jeff trug mich nach draußen, wo ich einen Motor aufheulen und eine Wagentür sich öffnen hörte. Ich wurde sanft auf etwas Weichem abgelegt, und dann waren wir auch schon auf

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