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Chiffren im Schnee

Chiffren im Schnee

Titel: Chiffren im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Berlinger
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aber es war so eingerichtet, dass der Lieutenant ohne Umwege und Hindernisse zu seinem Sessel, an sein Pult und an seine Bücher kam.
    Herr Ganz betrachtete die Bücherschränke genauer, er beugte sich vor, um die Bücherrücken zu studieren. «Das sieht asiatisch aus. Was das wohl für eine Sprache ist?»
    Anna trat neben ihn. «Chinesisch oder Japanisch – beide Sprachen benutzen diese Zeichen, aber sie werden nicht gleich ausgesprochen. Das hat mir ein Herr erklärt, der mit fernöstlicher Kunst handelt.»
    «Faszinierend.» Er richtete sich wieder auf. «Unser Gast hat wohl seinen Dienst im Pazifik absolviert. Auf jeden Fall dürfte es sich um einen interessanten Charakter handeln.»
    An diesem Tag hatte Anna keine Zeit mehr, sich mit Henning zu unterhalten. Sie versuchte es am nächsten Morgen in seinem Reich; in der Hoffnung, seinen Rat zu Fräulein Eberhardts eigenartigen Spaziergängen einzuholen.
    Anna mochte die Bar. Die vielen Gläser, Flaschen und geheimnisvollen Gerätschaften liessen sie an ein alchemistisches Labor denken. Allein schon die Vielfalt an Gläsern war berauschend – es gab diverse Wein-, Champagner-, Portwein-, Cordial-, Bier- und Sherrygläser, Gläser für Punsch, Mineralwasser und Fruchtsäfte. An der verspiegelten Wand hinter der Bar entlang zogen sich Regale, auf denen fein säuberlich wie Soldaten unzählige Flaschen aufgereiht waren. Zuoberst die Whisky-, Brandy- und Ginflaschen, darunter die Cordials oder Liqueure mit ihren verführerischen Namen: Eau d’Amour, Crème d’Ananas, Huile de Fleurs Oranges, Eau Céleste, Bénédictine, Chartreuse.
    Doch die prächtige Ordnung von Gläsern und Flaschen war anscheinend empfindlich gestört worden. Anna fand Henning in einem Zustand tiefster Verzweiflung über eine auf dem Tresen liegende Bestandsliste gebeugt.
    «Ach, Stauffacherin», rief er bei ihrem Anblick aus und streckte ihr die Hände entgegen, «Ihr seid meine Rettung, ich bin kurz davor, das heiligste Gebot meines ehrwürdigen Standes zu brechen und mich zu betrinken. Was war das nur für ein Kretin, dem man meine Bar anvertraut hat?»
    Die Vorräte der Bar waren anscheinend in einem erbärmlichen Zustand, nicht zu erwähnen die horrende Zahl von Gläsern, die zu Bruch gegangen waren, ohne dass Ersatz beschafft worden wäre. Und so ging es immer weiter, wobei Anna mitfühlend zuhörte, bis Henning von der eigenen Litanei erschöpft war.
    «Also wirklich, wie konnte der sich hier nur Zugang verschaffen? Ist denn niemandem aufgefallen, dass er offensichtlich keine Ahnung hat, wie man eine Bar führt?»
    Aus Erfahrung war Anna bekannt, dass in Hennings Augen höchstens ein halbes Dutzend Männer auf diesem Planeten das wirklich wussten, aber in diesem Falle musste sie ihm recht geben. «Es gab Beschwerden. Aber Jean war ja nicht Ihr eigentlicher Ersatz, das war Albert, und der beherrschte sein Handwerk. Doch er reiste bereits kurz nach Beginn der Saison wieder ab, ein Unglücksfall in der Familie. Jean war der Ersatz für den Ersatz – Sie wissen, dass man in der Hochsaison nicht viel Auswahl hat. Er war sehr beflissen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er wirklich wusste, was er tat. Viele Gäste haben nach Ihnen gefragt.»
    «Kein Wunder! Ich habe keine Ahnung, ob ich noch alle fehlenden Vorräte bis zu den Festtagen beschaffen kann. Wenn nicht Charles zwischendurch ausgeholfen hätte, ich weiss nicht, ob wir überhaupt noch eine Bar hätten.»
    Die Lage musste ernster sein, als Anna gedacht hatte. Charles war ein Kellner, der unbedingt Bartender werden wollte und deshalb Henning manchmal aushelfen durfte – doch ein Wort des Lobes hatte Anna über ihn bisher nur selten gehört.
    «Ja, Charles ist ziemlich häufig hier eingesprungen. Herr Ganz fand, dass Jean sich zu viel freie Abende nahm, aber Charles beklagte sich natürlich nie.»
    «Das glaube ich gerne! Wie’s aussieht, hat er immerhin keine Gäste vergiftet, aber um das Aufstocken der Vorräte hat er sich auch nicht richtig gekümmert. Ich weiss nicht, wie wir Weihnachten und Neujahr überstehen sollen – es fehlt an allen Ecken und Enden etwas.»
    «Sie schaffen das schon – Sie sind doch ein wahrer Zauberer.»
    Er schenkte ihr ein Lächeln und glättete seine zerzausten Haare. «Danke, nach allem, was ich gehört habe, mussten Sie im Sommer auch ein rechtes Zauberkunststückchen vollbringen. Mit der Baronin von Helmdorf in der Rolle der Jungfer, die entzweigesägt wird.»
    «Ach, das war nicht ganz

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