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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Wasser 200 Euro, Kleidung 400 Euro, Essen 300 E, Auto 1000 E usw. (insgesamt 2900 Euro!!!)
    Wofür wirst du später noch Geld brauchen? Reisen? – Wie viel wird das kosten?)
    Hier kamen noch etliche Euro dazu:
    C: Das wird mies teuer aber ich glaub nicht, dass ich das alles bezahlen muss … mein Mann. (Zum Glück ist C bildhübsch und wird freie Ehemannwahl haben – aber die wird sie auch brauchen.)
    Jetzt muss ich nur noch überlegen, was ich damit anfange. Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für pädagogisch sinnlose Einzelgespräche. Aber ich würde wetten, dass in der nächsten Stunde niemand mehr sein Buch vergessen wird. Der Optimist lächelt und hofft, bis er den nächsten Reinfall erlebt …
    Wenn der Lehrer als Mensch entdeckt wird
    Heute war mal wieder ein Tag, da war alles dabei. Aber vor allem wurde viel gequatscht. Nebenbei wurde noch so ein wenig vor sich hin gearbeitet, aber jetzt, so kurz vor den Zeugnissen, will man sich ja auch nicht übernehmen.
    Ich liebe diese Tage, wenn eigentlich alles getan ist, die Kopfschmerzen abgeklungen sind und die Schüler friedlich an ihren Arbeiten rumwurschteln. Dann habe ich Zeit zum Aufräumen. Heute habe ich mit einigen Schülerinnen die Tuschkästen sauber gemacht und neue Farben einsortiert. Sehr handlungsorientierter Unterricht, und sogar die Produktorientierung kommt nicht zu kurz, denn man sieht sofort, was man geschafft hat.
    In solchen Stunden ist die Stimmung immer gut. Dann trauen die Schüler sich auch mal, etwas Persönliches zu fragen. Aber nicht alle Fragen sollte man als Lehrer beantworten, auch wenn man sich noch so sehr darüber freut, dass man ansatzweise als Mensch wahrgenommen wird. Typische Schülerfragen in netten Stunden:
    »Sind Sie verheiratet?« Kann man ruhig beantworten. Verneint man, folgt: »Habe Sie einen Freund?« – »Wie lange sind Sie schon zusammen?« – »Sieht der gut aus?« – »Wo haben Sie sich kennengelernt?« Von diesen Fragen muss man nicht alle beantworten.
    Heute wurde mir eine nette Frage gestellt: »Frau Freitag, hören Sie auch Musik?«
    »Natürlich höre ich auch Musik, was denkst du denn, was ich bin, ein Roboter?«
    Und warum denken Schüler immer, Lehrer hören grundsätzlich nur Klassik. Allerdings umschiffe ich die Frage nach meinen Musikpräferenzen immer geschickt, indem ich so lange über irgendetwas anderes quatsche, dass sie gar nicht merken, dass ich ihre Frage unbeantwortet lasse.
    Versteht man sich mit einer Gruppe Schüler besonders gut – das kommt ja vor –, dann fragen sie gerne mal: »Frau Freitag, habe Sie schon mal gekifft?« Hier gibt es nur eine mögliche Reaktion: »Na, was meint ihr denn?« Und dann schnell das Thema wechseln. Bloß nicht Ja oder Nein sagen.
    Die Klassiker sind aber: »Wollten Sie schon immer Lehrer werden?«, und: »Warum sind Sie eigentlich Lehrer geworden?«
    In der letzten Stunde kam diese Frage wieder, und ich – gut gelaunt die Tuschkästen sortierend – lasse mich dazu hinreißen, den Schülern meinen kompletten beruflichen Werdegang zu erzählen. Irgendwann sagt Meltem: »Frau Freitag, Sie haben es gut, Sie haben Ihren Beruf, verdienen genug Geld, können sich alles leisten.« Endlich hat es mal jemand kapiert.
    »Ja, genau, ihr müsst hier sein und bekommt kein Geld, aber ich bin hier und verdiene die ganze Zeit Geld.«
    »Ich will auch mal viel Geld verdienen«, sagt Meltem.
    »Wie viel ist denn für euch viel?«
    Noah: »Mindestens 2 500 brutto.«
    Zufällig habe ich meine Gehaltsabrechnung in der Tasche und hole sie raus: »Also ich verdiene mehr als das. Hier …« Ich lese ihnen mein Bruttogehalt vor, sie staunen. Dann lese ich ihnen genau vor, was wieder abgezogen wird. Sie sind entsetzt. Wir sprechen über den Solidarbeitrag, die Pflege- und die Rentenversicherung. Noah fragt: »Werden Sie da nicht sauer, dass Ihnen so viel abgezogen wird?«
    »Na ja, ich werde sauer, wenn ein Schüler den Haarpinsel im Wasser stehen lässt, der kaputtgeht und dann von den Steuern ein neuer Pinsel bezahlt werden muss. Oder wenn Schüler ständig zum Arzt rennen, nur weil sie keine Lust haben, zur Schule zu gehen und damit die Krankenkasse belasten.« Plötzlich sagt eine Schülerin: »Oh, es klingelt gleich.« – »Echt? Schon?« Sie räumen auf, stellen die Stühle hoch und gehen.
    Und die Bilder, die sie gemalt haben, sehen auch gar nicht schlecht aus.
    Heute Kinder wird’s was geben …
    … heute werdet ihr euch freu’n. Welch ein Toben, welch ein Beben wird

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