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China

China

Titel: China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Schmitz
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Versailles statt. Damals hieß Ludwig XV. seine Schwiegertochter Marie Antoinette willkommen. Heute gehören Feuerwerke zum Programm vieler großer Veranstaltungen und haben nichts von ihrer Faszination verloren.

Diese Illustration stellt Kaiser Wuwang (1122–1115 v. Chr.) aus der Zhou-Zeit und seine Armee dar. Die Krieger versuchen, den Feind mithilfe explosiver Substanzen in Angst und Schrecken zu versetzen
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    (c) Interfoto, München

Der Lotosfuß – ein schmerzhaftes Schönheitsideal
(975–1949 n. Chr.)
    Im alten China galten kleine Frauenfüße als Schönheitsideal. Dies führte so weit, dass die Füße der Frauen durch Einbinden und Knochenbrechen verkrüppelt wurden. Ein so geschaffener idealer „Lotosfuß“ maß etwa zehn Zentimeter; dies entspricht einer europäischen Schuhgröße 17. Wie anhand von antiken Schuhfunden festgestellt wurde, gab es sogar Fußlängen von nur 8,5 Zentimetern. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass nur adlige Frauen, die sich kaum bewegen mussten, dermaßen winzige Füße haben konnten.
Goldener Lotos
    Seinen Ursprung soll der Brauch des Füßeeinbindens in der Tang-Dynastie (961–975 n. Chr.) haben. Die Lieblingskonkubine des Kaisers Li Yu (Regierungszeit 762–779 n. Chr.), eine Tänzerin, musste sich die Füße mit Seidenbändern bandagieren, um in einer vom Kaiser für sie angefertigten goldenen Lotosblüte zu tanzen. Daher rührt auch die Bezeichnung „Goldener Lotus“ für gebundene Füße. Zunächst banden nur die Frauen des Hofes ihre Füße. Später erreichte dieses Schönheitsideal auch den Adel außerhalb des Palastes und schließlich alle Gesellschaftsschichten. Allerdings konnten sich die Frauen der ärmeren Bevölkerungsschichten aus praktischen Gründen dieser Prozedur oftmals nicht unterziehen. So war der „Lotosfuß“ zum Beispiel unter Bäuerinnen unüblich, da für die Arbeit auf dem Feld gesunde und belastbare Füße benötigt wurden. Eine Ausnahme bildeten auch die Mandschurinnen, bei denen sich die Mode nicht durchsetzen konnte.
    Die Tradition des Füßeeinbindens setzte sich – von den Frauen selbst als Schönheitsideal an ihre Töchter vermittelt – über Hunderte von Jahren fort und war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet.
    Schmerzen für die Schönheit
    Die Tortur für die Mädchen begann im Alter von ungefähr fünf bis acht Jahren, bei Adeligen vermutlich bereits mit zwei Jahren, da deren Füße zierlicher zu sein hatten
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    Die vier kleinen Zehen schnürte man mit meterlangen nassen Baumwollbinden, die beim Trocknen immer enger wurden, unter die Fußsohle. Dabei blieb die große Zehe immer frei. Die Bandagen wurden über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren hinweg täglich erneuert und immer enger gezogen, bis schließlich die Vorderfußknochen brachen. Bei älteren Mädchen wurde der Fußknochen auch mit einem Stein gebrochen. So kam es häufig zu Wunden und Eiterungen. Die Zehen verfaulten mit der Zeit und ließen den verhüllten Fuß zierlich erscheinen
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Symbol für Erotik und Tugend
    Einer Tochter die Füße zu binden, war in China Teil der Alltagskultur. Jede Mutter glaubte, auf diese Weise die Zukunft ihrer Tochter zu sichern. Oft achteten zukünftige Ehemänner kaum auf das Gesicht ihrer Braut, wenn nur die Füße klein genug waren. So wurden auch die Trippelschritte der Frauen von chinesischen Dichtern oftmals als erotisch beschrieben. Niemand durfte die Füße einer Frau unverhüllt sehen und nur der Ehemann durfte sie berühren. Da man es zu dieser Zeit außerdem als unschicklich für höherstehende Frauen empfand, das Haus zu verlassen, und Frauen mit gebundenen Füße dazu auch kaum noch in der Lage waren, galt eine Frau mit kleinen Füßen per se als tugendhaft. Ein heiratswilliger Mann zeigte seiner Mutter kein Porträt, sondern ein Paar Lotosschuhe seiner zukünftigen Frau. Mit den gesellschaftlichen Veränderungen in China Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Widerstand gegen diese Form der Verstümmelung immer größer. Mit Ende des Kaiserreichs und Gründung der chinesischen Republik wurde diese Praxis offiziell verboten.

Leben mit verkrüppelten Füßen. Mitte der 1990er Jahre lässt sich diese über 100 Jahre alte Frau in Binzhou in der Provinz Shandong von ihrer Tochter die Füße waschen und massieren. Abgeschafft wurde der Brauch des Füßeeinbindens erstmals 1911. Endgültig eingestellt wurde er aber erst nach der Gründung der Volksrepublik China durch Mao Zedong im Jahr 1949
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    (c) picture-alliance/dpa

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