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China

China

Titel: China Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Schmitz
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der Öffnung Chinas nach Westen sollten auch deutsche Kaufleute ihren Platz im China-Handel haben und brauchten dazu den nötigen Rückhalt. Auch andere Staaten, darunter Großbritannien oder Frankreich, richteten sich Handelsstützpunkte an der chinesischen Küste ein. Im Jahr 1861 wurde zunächst ein Handelsvertrag zwischen China und Preußen unterzeichnet. Fast 30 Jahre lang wurden geeignete Standorte gesucht und geprüft. Der deutsche Geograf und Forschungsreisende Ferdinand Freiherr von Richthofen unternahm sieben große Reisen nach China und wies auf die künftige Rolle Kiautschous als Flottenstützpunkt hin. Schließlich beschloss 1896 die deutsche Regierung, den Erwerb des Handelspostens aktiv zu betreiben.
    Die Ermordung zweier deutscher Missionare im Jahr 1897 waren für die deutsche Regierung Anlass genug als Reaktion darauf, die Bucht von Kiautschou zu besetzen. China wurde ein Ultimatum zur Unterzeichnung eines Pachtvertrags gestellt, dem die chinesische Regierung aufgrund der großen deutschen Militärpräsenz nachgab.
Aufstieg und Fall
der deutschen Kolonie
    Am 6. März 1898 unterzeichneten Deutschland und China einen Pachtvertrag für ein Gebiet an der Kiautschou-Bucht, in der auch das Dorf Ts’ingtao lag. Die Pachtdauer wurde auf 99 Jahre festgelegt. Die Deutschen errichteten eine Musterkolonie und das Fischerdorf Ts’ingtao entwickelte sich schnell zu einer modernen Stadt. Bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es laufend neue Entwicklungen im deutschen Pachtgebiet, unter anderem 1899 die Eröffnung eines Stadtfernsprechdienstes und 1900 den Anschluss an das Welttelegrafennetz. 1901 wurde die erste Teilstrecke der Shandong-Eisenbahn von Ts’ingtao nach Kiautschou, 1904 der neue Überseehafen für Ozeandampfer eröffnet und 1909 wurde die Deutsch-Chinesische Hochschule gegründet. Das von Deutschland verwaltete Gebiet blühte auf.
    Entwicklung seit Beginn des Ersten Weltkriegs
    Zu Beginn des Ersten Weltkriegs, am 7. November 1914 wurde Ts’ingtao von Japan besetzt. Deutsche Soldaten gerieten in japanische Kriegsgefangenschaft. Nach Ende des Ersten Weltkriegs blieb die Stadt zunächst unter japanischer Verwaltung. Am 10. Dezember 1922 erfolgte die Rückgabe an China
.
    Heute ist Qingdao eine typische chinesische Millionenstadt. Viele Bauten aus der deutschen Kolonialzeit mussten dem Bauboom weichen. Erhalten geblieben ist unter anderem die ehemals deutsche Germania-Brauerei. Im alten Gelände befindet sich heute ein Museum, während die Brauerei selbst inzwischen die größte Brauerei Asiens ist. Das dort gebraute Ts’ingtao-Bier wird weltweit vertrieben.

Das von dem Maler und Grafiker Thomas Theodor Heine (1867–1948) gestaltete Titelblatt zeigt Deutschland als Seiltänzerin Germania. Mit ihrem Schwert balancierend versucht sie, das chinesische Festland zu erreichen. Dort macht ein Chinese bereits einen Kniefall vor der deutschen Flottenpräsenz
.
    (c) Interfoto, München

Guangxu und die 100-Tage-Reform
(1898)
    Kaiser Guangxu entstammte einer Nebenlinie der kaiserlichen Qing-Dynastie. Seine Tante Cixi adoptierte ihn und setzte ihn als Nachfolger ihres Sohnes, des jung verstorbenen Kaisers Tongzhi, durch.
Kaiser Guangxu
    Guangxu wurde 1875 im Alter von drei Jahren Kaiser, die Regierungsgeschäfte blieben bis zu seiner Volljährigkeit in den Händen der Kaiserinwitwe Cixi. Guangxu wird als kränklicher, willensschwacher junger Mann charakterisiert, der gegen seinen Willen Kaiser wurde, vor den strengen Palasteunuchen Angst hatte und dessen Stimme aufgrund einer Lungenerkrankung nahezu unverständlich war.
    Als Erwachsener kam er mit den Ideen einer Gruppe von Reformern in Berührung, die ihn stark beeinflussten und zur 100-Tage-Reform inspirierten. Seine Tante ließ ihn daraufhin unter einem Vorwand auf einer Insel im Südlichen Palastsee in Beijing inhaftieren. Guangxu starb 1908 offiziell an einer Nierenschrumpfung, anderslautende Gerüchte besagen, seine nur einen Tag später verstorbene Tante habe ihn vergiften lassen, um ihrem Günstling Puyi den Weg zum Thron zu ebnen.
Die 100-Tage-Reform
    Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Chinesische Kaiserreich eine lange Reihe von Demütigungen durch ausländische Aggressoren hinter sich und neben Ratlosigkeit und Empörung über die militärische Unterlegenheit verbreitete sich unter fortschrittlichen Gelehrten der dringende Wunsch nach Reformen. Der Kaiser hatte erkannt, dass China im Kampf gegen die wirtschaftlich, technologisch und militärisch

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