China
Dienstherrn, dem Herrscher im Staate. Im Gegenzug erhielt der Beamte eine bevorzugte soziale Stellung, und die Staatskasse garantierte ihm lebenslangen Unterhalt
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Die Reformen
Der Qing-Kaiser Guangxu (1871–1908) stand westlichem Gedankengut und neuen Ideen offen gegenüber. 1898 erließ er ein Dekret, das zahlreiche Verordnungen – so auch die Modernisierung der Verwaltung – beinhaltete. Ziele waren unter anderem der Abbau des aufgeblähten, streng hierarchischen Beamtenapparates und die Durchführung der Beamtenprüfungen nach modernen Grundsätzen. Die Beamten in Amt und Würden fürchteten um ihre Existenz und wussten die Umsetzung der Verordnungen zu verhindern. Hundert Tage nach Veröffentlichung des Dekrets scharte Guangxis Tante, die Kaiserinwitwe Cixi, die reformunwilligen Beamten um sich. Sie ließ ihren Neffen inhaftieren und ergriff selbst die Macht. Der kaiserliche Reformerlass ging als „100-Tage-Reform“ (siehe S. 144) in die Geschichte Chinas ein. Bei der Beamtenausbildung und -prüfung dagegen blieb alles beim Alten.
Die Illustration „Schreibprüfung in China“ gehörte zu einer Beilage der französischen Tageszeitung „Le Petit Journal“, die am 28 Juli 1895 erschien
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(c) Interfoto, München
Der Boxeraufstand gegen die Dominanz der Kolonialmächte
(1900)
Die politische und wirtschaftliche Schwächung Chinas seit Abschluss der „Ungleichen Verträge“ hatte Ende des 19. Jahrhunderts im Land eine Krisenstimmung ausgelöst. Aus dieser heraus entwickelte sich mit der Zeit eine wachsende fremdenfeindliche Bewegung, die sich im Jahr 1900 im so genannten „Boxeraufstand“ entlud. Die Bezeichnung „Boxer“ ist auf eine der ersten Gruppen zurückzuführen, die die Bewegung dominierte und die sich „yihequan“, „in Rechtschaffenheit vereinigte Faustkämpfer“ nannte.
Der Aufstand
Obwohl die fremdenfeindlichen Kämpfer das herrschende Qing-Regime unterstützten, versuchte der kaiserliche Hof bis ins Frühjahr 1900, die Boxer zu unterdrücken. Er wollte keine Auseinandersetzung mit den ausländischen Mächten riskieren. Im Mai 1900 eskalierte der Konflikt jedoch; die Boxer erreichten die Umgebung der Hauptstadt Beijing und griffen dort lebende Ausländer und ausländische Einrichtungen an. Die Ausländer, einige hundert Soldaten und über 3000 chinesische Christen verschanzten sich angesichts der Bedrohung im Gesandtschaftsviertel. Die alliierten Truppen (die USA, Großbritannien, Frankreich, Japan, Russland, ÖsterreichUngarn, Italien und Deutschland), die mittlerweile in Marsch gesetzt waren, erstürmten schließlich das befestigte chinesische Küsten-fort von Dagu. Daraufhin erließ der Kaiserhof am 21. Juni ein Edikt, das einer offiziellen Kriegserklärung an die Alliierten gleichkam. Die internationalen Truppen brachten den Chinesen jedoch eine vernichtende Niederlage bei und befreiten die belagerten westlichen Ansiedlungen und Einrichtungen. Beijing wurde von den Alliierten tagelang geplündert. Kaiserin Cixi hatte die Hauptstadt zu diesem Zeitpunkt längst verlassen.
Voraussetzungen und Auslöser
Die Kolonialmächte hatten ganze Teile des Landes besetzt und beuteten es aus. Die chinesische Regierung war korrupt und unfähig zu echten Reformen; den Konflikt zwischen Reformern und Konservativen entschieden Letztere für sich. Naturkatastrophen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die in China traditionell als beunruhigende Vorboten nahender Katastrophen gedeutet werden, verstärkten die Empfindung, dass die Harmonie gestört sei. Als Verantwortliche betrachteten die Boxer die Ausländer im Land
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Niederschlagung des Aufstandes
Die Niederschlagung des Boxeraufstands war in jeder Hinsicht folgenschwer. Der brutalen Kriegsführung der alliierten Truppen fielen tausende Zivilisten zum Opfer; die genaue Zahl ist unbekannt. Kaiserin Cixi machte die Boxer für die militärische Niederlage verantwortlich und ließ Regierungstruppen gegen sie vorgehen. Auch die alliierten Truppen eröffneten Strafexpeditionen gegen die geschlagenen Kämpfer. Diplomatisch musste China mit der Unterzeichnung des „Boxerprotokolls“ am 7. September 1901 eine schwere Niederlage einstecken. Das Dokument legte unter anderem die Zahlung hoher Reparationen, die Bestrafung von Aufständischen und neue Privilegien für ausländische Staatsbürger fest. Russland nutzte zudem die kriegerischen Auseinandersetzungen, um in die Mandschurei einzumarschieren. Dies sollte in der Folge schließlich den
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