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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Alyx hatte Probleme. Sie erzählte von schlimmen Träumen, von Fängen und einziehbaren Krallen. »Das ist es, woran ich mich erinnere, die Art, wie sie zu sein schienen.« Und dann sagte sie etwas, was Hutch nie vergessen würde: »Es ist, als würde man plötzlich herausfinden, dass das Universum nicht den Gesetzen gehorcht, die man sein ganzes Leben lang für unumstößlich gehalten hat. Als würde man in der Nacht an einer Bushaltestelle stehen und sehen, wie sich der Typ neben einem in einen Werwolf verwandelt. Die Engel waren schrecklich. Aber was mich wirklich fertig macht, ist das Wissen, dass so etwas tatsächlich existiert.«
    Während der nächsten paar Tage kam Alyx häufiger, und sie unterhielten sich immer wieder über das Ereignis, wenn Hutch auch nicht viel sagte, sondern vorwiegend zuhörte. Manchmal nahm die Konversation auch einen anderen Verlauf. Manchmal sprachen sie über Zukunftspläne, Männer, Klamotten und was sie am Zielpunkt erwartete. Aber sie kehrten unvermeidbar immer wieder zu jenen entsetzlichen Augenblicken auf der Oberfläche zurück.
    Langsam schwand Hutchs Neigung, die Erfahrung in Gedanken immer wieder aufleben zu lassen. Und die Gefühle, die mit dem Ereignis verbunden waren, verschmolzen zu einer Art Taubheit. Etwas, das sie zusammenpacken und in einer Kammer einschließen konnte, die sie einfach nicht mehr öffnete.
    Und zwischen ihr und Alyx hatte sich ein tiefes gegenseitiges Verständnis entwickelt.
     
    Sie waren noch einige Tage von dem Klasse-G-Stern entfernt, als Tor auf der Brücke auftauchte. Anscheinend hatte er nicht viel zu sagen, denn er erkundigte sich lediglich, wie es ihr erging.
    »Mir geht es gut«, sagte sie.
    »Du hast ziemlich deprimiert gewirkt.«
    »Ich dachte, jeder hier hätte deprimiert gewirkt.«
    »Touché.« Er seufzte. »Die Mission war nicht gerade eine fröhliche Vergnügungsreise, was?«
    »Nicht so ganz.«
    »Ich weiß, dass es für dich besonders schwer war.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das war für niemanden leicht.«
    »Falls ich irgendwas für dich tun kann…«
    Sie lächelte dankbar. »Danke, Tor, ich weiß.«
    »Du kannst mich jederzeit ansprechen.«
    »Das werde ich, wenn es nötig ist.«
    »Was, denkst du, werden wir dieses Mal finden?«
    »Das weiß niemand«, sagte sie, doch insgeheim hatte sie das Gefühl, wie eine Getriebene einer unendlichen Spur zu folgen, die von unsichtbaren Satelliten gesäumt wurde.
    Für einen endlosen Augenblick sah er sie nur an. Dann: »Hutch, ich wünschte, wir hätten mehr Zeit miteinander verbringen können, damals in Arlington.«
    Ihr ging es ebenso, aber das war eine vollkommen neue Erkenntnis, und ein Teil der Enttäuschung angesichts der Tatsache, dass er nicht um sie gekämpft hatte, war immer noch lebendig. »Ich auch«, sagte sie in neutralem Tonfall. »Aber mein Flugplan scheint mir nie genug Zeit für persönliche Beziehungen zu lassen.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich verstehe das.« Er lächelte, und sie fürchtete, er würde es wieder tun, würde wieder nur höflich nicken, sich entschuldigen, den Raum verlassen und das Thema nie wieder zur Sprache bringen. Oder zumindest einige Jahre lang in der Versenkung verschwinden, nur um dann unerwartet wieder aufzutauchen, anzudeuten, dass er sie die ganze Zeit geliebt habe und wünschte, es wäre anders gelaufen. Zum Teufel mit dir, Tor.
    »Ich wollte nur, dass du weißt«, sagte er jedoch, »dass du für mich immer etwas ganz Besonderes warst.«
    »Das ist nett von dir«, antwortete sie. »Danke. Ich glaube, du bist auch etwas ganz Besonderes.«
    Verloren blickte er sich um. »Vielleicht sollte ich langsam gehen.« Er küsste sie flüchtig auf die Wange. »Falls du mich je brauchst, Hutch…« In der Tür blieb er noch einmal stehen und sah sie lange an. Dann war er verschwunden.
    Hutch öffnete eine Schublade in ihrem Schaltpult, ergriff einen Stift und schleuderte ihn quer durch den Raum.
     
    Planmäßig fand der Sprung zurück in den normalen Raum etwa 48 AEs von dem Zentralgestirn entfernt statt, ungefähr dort, wo das Signal das System durchquerte. Hutch richtete die Antennen aus, und sie begannen erneut mit der schon bekannten Suche nach der eingehenden Transmission.
    George wünschte, sie hätten eine bessere Kommunikationseinrichtung. Hutch erklärte ihm, dass er für sein Geld die bestmöglichste Anlage bekommen hatte. Die Memphis war auf dem neuesten Stand der Technik, und es gab nun einmal physikalische Grenzen, die sie nicht

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