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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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erwarten sollte«, beendete Nick ihren Satz. »Man braucht keinen Meteorologen, um das herauszufinden.«
    »Also, was könnte einen Schneesturm im Weltraum hervorrufen?«, fragte Tor. »Sollte das nicht vollkommen unmöglich sein, Bill?«
    »Es ist offensichtlich nicht unmöglich.«
    »Du weichst aus. Ist das unter natürlichen Umständen möglich?«
    »Meiner Ansicht nach nicht.«
    Sie waren immer noch einige tausend Kilometer entfernt. Die Entscheidung, hinzufliegen, war unter den Passagieren einstimmig getroffen worden, und man hatte Hutch nicht mehr eigens nach ihrer Meinung gefragt. Aber natürlich hätte sie sich angeschlossen. Dies war die Art von Phänomen, die Akademieangehörige in Begeisterung versetzen konnte. Und es wirkte zudem auch noch vollkommen ungefährlich.
    Sie ließ sich sogar ein wenig von dem allgemeinen Enthusiasmus mitreißen. Sie waren wie Kinder. George verhielt sich wie ein kleiner Junge, der am Weihnachtsabend ein Spielzeug nach dem anderen unter dem Baum findet. Alyx wollte den Weltraum wie üblich auf die Bühne holen – wir können den Schneesturm machen, wir müssen ihn von hinten anleuchten, das Publikum soll hineinsehen können, soll die Fremdheit spüren, weil das kein gewöhnlicher Sturm ist. Tor plante bereits, auf den Rumpf zu gehen, um das Ding zu malen, und Nick verbrachte seine Zeit mit philosophischen Betrachtungen, die er in seinem Notebook festhielt. »Das wird ein Bestseller, wenn ich erst zu Hause bin«, sagte er. »Die Notizen von Nicholas Carmentine. Klingt doch gut.«
    »Was schreiben Sie?«, fragte Hutch.
    »Das ist ein persönlicher Bericht. Teufel, Hutch, wenn wir zurückkommen, werden wir alle berühmt sein. Haben Sie darüber je nachgedacht? Wir haben alles gefunden, was wir zu finden gehofft haben. Und mehr.«
    »Na ja«, meinte Tor. »Beinahe alles.«
    Selbst Bill ließ sich von der allgemeinen Hochstimmung anstecken. »Es muss künstlichen Ursprungs sein«, sagte er zu Hutch.
    Die Anomalie, was immer es auch sein mochte, war groß, Tausende von Kilometern breit. Fontänen schossen in alle Richtungen aus dem Phänomen hervor, Lichtstreifen zogen sich um den halben Planeten. Das Zentrum des Sturms war eine große Blase, angefüllt mit Wind und Schnee. Der Wind erreichte etwa 80 Stundenkilometer, in Böen auch 130. Relativ gemäßigt für einen Sturm auf einem Gasriesen. Und er befand sich direkt über dem Äquator.
    Der Kaffee war stark, warm und wohltuend. Hutch erinnerte sich, wie sie als kleines Mädchen in einem Ferienlager gewesen war und des Nachts Geistergeschichten am Lagerfeuer erzählt wurden. Der Geruch von Kaffee (den sie noch nicht trinken durfte) hatte ihr immer ein beruhigendes Gefühl vermittelt, als würde er die Welt wieder in das rechte Licht rücken können. Und nun fühlte er sich wohltuend an, weil dieser Wolke etwas von jenen dunklen Wäldern ihrer Kindheit anhaftete.
    Sie brachte die Memphis nahe genug heran, dass sie beinahe hätten hinauslangen und einen Eimer Schnee hereinholen können. Der Sturm zog sich bis in die Atmosphäre hinab, aber das große Zentrum war mindestens hundert Klicks oberhalb der höchsten Wolken. Über dem Rand des Planeten konnten sie Cobalt sehen, der blau und golden in der fernen Sonne glänzte.
    »Das wird immer merkwürdiger«, verkündete Bill. »Ich messe explosive Effekte. Der Schnee kommt aus der Atmosphäre. Wie eine Fontäne.«
    »Wie«, fragte Hutch, »ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist eine Tatsache.«
    »Warum fliegen wir nicht einfach in den Sturm hinein?«, fragte George. »Vielleicht finden wir dann heraus, was es damit auf sich hat.«
    Der Vorschlag alarmierte seine Kollegen sichtlich. Tor runzelte die Stirn und signalisierte Hutch, dass er die Idee für nicht sonderlich gut hielt. »Das könnten wir tatsächlich tun«, sagte Hutch jedoch. »Aber später. Besorgen wir uns erst ein paar Informationen über die Umgebungsbedingungen, ehe wir uns irgendwo reinstürzen.«
    Bill ermittelte den Durchmesser des Sturms mit etwa 4.000 Kilometern. »Was immer das verursacht«, verkündete Tor, »es sollte nicht lange halten. Die Sonne scheint darauf.«
    »Wie lange, meinen Sie, wird es dauern?« In Bills Stimme war kein Hohn zu erkennen, aber Hutch wusste, dass er da war.
    »Oh, kann ich nicht sagen. Vielleicht ein paar Tage. Richtig, Hutch?«
    »Das kann keiner sagen«, erwiderte sie. »Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass er schon seit über einer Woche andauert.«
    »Da ist

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