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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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aufbaute. Nein, er wird es nicht tun. Die spuren schon. Dresden, Sachsen überhaupt… die rasseln immer einmal und dann… tun sie doch, was man ihnen sagt. Liegt wohl in der Geschichte begründet. Warum? Er hat keine Ahnung.
    „Ja, hallo…? Ach ja, danke… also, hmm… passen Sie einmal auf, Herr Minister… wieso werden denn bei Ihnen inmitten der Weihefeierlichkeiten alte Nazischätze geborgen? Ja, ich mache sicher Scherze! Gerade eben kommt in Ihrem Ministerium eine eMail mit entsprechenden Unterlagen an. Sichten Sie die mal und erstatten mir Bericht. Ich will wissen, wer für diesen Mist verantwortlich ist!“
    Er legt auf. Guter Abgang… die werden toben, sich den Kram anschauen, die wenigen Notizen der Israelis lesen und sich ihren Teil denken. Dann klingelt sicher wieder das Telefon…
     
    Begin sitzt auf dem Besucherstuhl im Gang des Polizeipräsidiums und schaut sich die bunten Plakate an der Wand ihm gegenüber an.
    Hmm, denkt er. Hier macht man Werbung für Sicherheit. In seiner Heimat braucht man das alles nicht. Man kennt die Behörden und geht ihnen lieber aus dem Weg… oder weiß, dass man von ihnen eine vollständige Unterstützung bekommt, wenn man sich an sie wendet. Und in den Straßen patrouillieren seine Männer genau so, wie die Armee und die Polizeibehörde. Hier? Sieht man vielleicht mal einen Polizeiwagen und wenige Frauen in knapper Uniform, die Parkzettel verteilen. Komisch, komisch… dabei waren die Deutschen einmal als recht sichere Nation bekannt. Wie sich die Zeiten ändern?
    „Herr Begin?“
    Ein Kommissar Dengler stellt sich vor, bittet ihn zu seinem Chef, einem Oberkommissar Behringer. Strukturen… sind sicher wichtig, aber manchmal einfach unpassend. Er schnappt die Mappe vom Stuhl neben sich und folgt dem Mann in ein kleines Büro mit Blick auf den Parkplatz, neben dem der Taxifahrer ihn absetzte. Er mag kein Aufsehen. Darum fuhr er auch mit der Bahn nach Dresden und verzichtete auf ein Abholkommando.
    Man begrüßt sich, tauscht einige Höflichkeiten aus. Dann legt er einen Plan vor, der alt scheint, eine Kopie ist und scheinbar aus einem Onlinearchiv der Fotothek in Dresden stammt. Nur die Punkte darauf, die sind neu, wurden nachträglich mit der Hand, eher einem Fasermaler eingezeichnet.
    Warum man ihn nicht im Innenministerium und auch nicht beim Landeskriminalamt empfangen will, ist Begin noch unklar. Der Oberkommissar soll wohl einen Fall bearbeiten, in dem ähnliche Orte eine Rolle spielten. Er verstand gar nichts, aber er ist froh, dass man in Berlin dermaßen überzeugt von seinem Einfluss war, dass er hier nun auch recht schnell offene Türen fand.
    „Oh, woher haben Sie denn den?“
    Begin grinst. Er spricht Deutsch. Eher ein wenig Jiddisch mit deutschem Einschlag, aber Behringer scheint ihn zu verstehen.
    „Das ist egal. Es geht um die Orte. Sagen die Ihnen etwas?“
    Der Oberkommissar schickt Dengler nach einem aktuellen Stadtplan, dann noch nach Kaffee, während er den Plan schon einmal ausbreitet und versucht, die maßstäbliche Genauigkeit einzuschätzen.
    „Ja, das ist der Neumarkt und… nein, was sollen mir diese vier Punkte sagen? Ist das eine Verschwörungstheorie?“
    Begin will auffahren, unterlässt es aber.
    „Schauen Sie bitte noch einmal genauer hin… Diese vier Stellen… keine Ahnung?“
    Behringer schaut und beginnt, nach Luft zu ringen.
    „Das kann doch nicht… diese da… dort vorn… da hatten wir in den vergangenen Jahren zwei Vorkommnisse. Ich muss das noch einmal vergleichen, aber…was, zum Teufel ist das denn bitte?“
    Ja, was? Die Utopie eines alten Mannes, den man hier sicher als verrückt einstufen würde? Er sagt das nicht.
    „Jemand sah die Weihefeierlichkeiten im Fernsehen und entdeckte dies hier.“
    Er legt das Foto auf den Tisch. Behringer schlägt die Mappe neben sich auf. Der Minister ließ sie ihm zukommen. eMail-Ausdrucke, aber ganz gute Qualität. Diese Fotos nun, die Begin mitbringt, sind besser.
    „Hmm… was… halt, was ist denn das?“
    Er schaut auf den Lkw, dessen Logo, den Kranausleger, die vielen Menschen und…
    „Hier, da ist noch eine Vergrößerung… wir hatten ein Filmteam dort. Ist ja schließlich ein Ereignis… auch für Israel… diese Kirche. Im Frieden… und doch scheint der Frieden hier nicht ganz so wichtig zu sein, oder? Vergangenheitsbewältigung einmal anders, glaube ich…“
    Behringer zuckt mit den Schultern.
    „Kann alles sein. Ich verstehe es trotzdem noch nicht. Was ist das?

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