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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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doch hat er eine Besonderheit. Der Boden ist wegen dieser Einebnung dichter, Grundwasser liegt tiefer und bei der furchtbaren Flut vor ein paar Jahren waren keine auf dem ehemaligen Hügel stehende Häuser dem Wasser ausgesetzt. Es umfloss den ‚Berg’, ließ Keller der danebenstehenden Wohnblocks volllaufen und sicher alle bangen, aber es geschah eben nichts. Das deutet auf… die Richtigkeit hin. Oder auch nicht. Jedenfalls kannte man bis zur Eröffnung des Restaurants noch keine Berichte über Windmühlen, die dermaßen dicke und starke Wände hatten, wie sie der alte Pulverturm angeblich besaß. Und nun versucht man, Mythen am Leben zu halten. Vielleicht ein wenig so, wie seine Theorie der Tiefflieger? Er lacht sich selbst aus, geht unten am großen Saal vorbei, beobachtet die Männer, die auf halber Höhe sitzen und nicht zu übersehen sind, wild miteinander gestikulieren und wohl auch streiten, ihn jedoch nicht sehen. Gut. Dann kann er sich hinter die Hellebardenständer setzen und sich ein Bier gönnen. Zum Essen fehlt ihm irgendwie die Ruhe. Trinken… das geht immer. Natürlich geht das. Er ist schließlich ein Mann. Zu diesem Gedanken lacht er, lässt die eben gebrachten Karten zurückgehen und bestellt nur ein recht großes Bier. Das wird ihn beruhigen. Dann wendet er seinen Blick wieder hinüber, durch die Spalten am Ständer hindurch direkt auf den Umlauf, wo die Beobachteten sitzen und ihn nicht einmal erahnen.
     
    „Was soll ich Ihnen geben? Jetzt fangen Sie auch noch mit irgendwelchen Filmen an, die da irgendwo in den Tresoren gelegen haben sollen? Ich bekomme langsam… Hummeln!“
    Mauersberger schimpft vor sich hin. Er interessierte sich heute gar nicht für die Eröffnungen der Kommission. Das ist wahrlich nicht sein Kampf. Er verfolgt ganz andere Ziele, will nun auch die Geister, die er damals rief, wieder losbekommen, und ärgert sich, dass man ihm und seinem Tun nun vonseiten so vieler unterschiedliche und doch gleiche Interessen verfolgender Geheimdienste soviel Interesse widmet. Das kann im schlimmsten Fall nur zu noch mehr und vor allem ihm schädlichen Komplikationen führen.
    „Die Filmrollen wollen wir haben. Alle. Es müssen schon einige sein… in den Schränken waren sie drinnen. Und erzählen Sie mir nicht schon wieder etwas von der Zerstörung und dass man da nicht mehr herankam, als… die Bomben gefallen waren. Schauen Sie doch… was ist das hier? Was? Ich frage Sie… was erkennen sie?“
    Warner schaut Begin in die Augen, wundert sich über die Härte der Rede dieses Mannes. Mauersberger kann jeden Moment ganz zumachen… und dann bekommen sie gar nichts. Er riskiert das Ende der gesamten Aktion. Das wäre… fatal! Er flucht vor sich hin, schaut dann noch einmal beschwörend zu dem Israeli, der aber keine Vernunft anzunehmen scheint, sondern drei Fotos im A3-Format vor Mauersberger und Bauer legt. Schnittge, der sich zwischen Warner und Borissow setzte, scheint gar nicht hinsehen zu wollen. Vielleicht kennt er die schon? Warner überlegt. Borissow meinte letztens, er hätte noch ein Ass im Ärmel. Schnittge? Wie denn? Das kann er sich nicht vorstellen. Der ist… zu wankelmütig. Vielleicht gerade darum eine gute Partie? Er hofft es nicht.
    Natürlich schaut Bauer auf die Fotos. Aufklärung… Klar. Was sonst? Alt? Ja, ein Datum steht unten in der rechten Ecke. Mitte Februar 1945. Also nach dem Angriff… auch noch zum Thema gehörend. Hmm… Was sieht man nun darauf?
    „Schauen Sie genau hin… Habe extra dieses Format gewählt. Also, was ist das in der Mitte?“
    Eine Struktur… hat fast alles dort. Da sieht man auch Rauch, der einen Teil des Bildes verdeckt. Dann… zerstörte Häuser. Ja, sicher. Straßenzüge und Ruinen. Dazu noch… die Elbe. Ein Dampfer scheint nur halb daraus hervorzuragen. Hmm… gingen welche unter? Ja, man versenkte sie, um sie zu retten. So hörte er es einmal, Stimmt das oder bekam dieses Schiff einen direkten Treffer? Was hätte das alles mit ihrem Fund zu tun? Und warum wissen diese Leute soviel darüber? Jemand meinte… es war wohl Schnittge… dass der Israeli sie ins Boot holte. Warum?
    „Stellen Sie sich doch nicht so an! Was sehen Sie hier?“
    Das ist auch eine Struktur… und zwar dort, wo keine sein dürfte. Zumindest, wenn Bauer sich auf dem Foto richtig zurechtfand. Das ist die Elbe, da sind Wiesen… heute. Früher auch. Noch mehr gar. Damals schimpfte man nicht auf einen geplanten Brückenbau, sondern hatte ihn fest

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