Cholerabrunnen
und der angeblich die beste Wurst in ganz Dresden grillt, winkt ab.
„Kannst’e mitnehmen!“
Schon stehen wieder Kunden vor der Klappe und er verkauft einfach die letzten Würste aus der beanstandeten Verpackung. Natürlich gegrillt. Der Prüfer zieht die Augen hoch und schaut noch einmal auf die Ordnung, vor allem die Sauberkeit. Isolde, Klaus’ Frau, wischt über den kleinen Tresen und schließlich verschwindet der Mann in der gelben Weste. Klaus schnieft.
„Soll sich nicht so wichtig machen. So, Senf oder Ketchup? Und zu den Pommes Mayo? Okay, viersiebzig alles zusammen. Noch einen Glühwein? Ja, der ist heiß und gut. Hier…“
Es läuft, denkt er und reißt die vorletzte Packung Bratwürste auf. Isolde sieht seinen Blick und schwingt sich aufs Fahrrad. Irgendwo in der Nähe kennt sie einen Fleischerladen, der stets ein paar Packungen für sie im Kühlschrank zurückhält. Er grinst und sieht ihr nach. Dann fragt er einen der Passanten.
„Was ist denn eigentlich los?“
Der schüttelt nur den Kopf.
„Keine Ahnung. Ist eben viel Polizei. Haben irgendwas gefunden. Im Pflaster scheinbar. Da, zwischen der Kirche und diesem Denkmal.“
Ja, denkt sich Klaus. Soweit war er auch schon. Dann schaut er noch einmal genauer hin. Hmm. Der Kommissar dort, der kommt ihm bekannt vor. Ja, nicht jeder Polizist kauft bei ihm, aber…
„Was soll das große Aufgebot?“
Behringer schaut über den Platz. Die Kollegen mussten ganz schön arbeiten, um ihn vom Altmarkt hierher zu bekommen. Früher wäre das kein Akt gewesen. Von der Schießgasse gleich um die Ecke… na ja, man baut eben. Und das große neue Polizeizentrum weiter im Norden von Dresden, auch noch auf der anderen Elbseite, ist nicht geeignet für einen schnellen Einsatz in der Innenstadt.
Glöckner schaut ihn an.
„Ähm… Toter. Hier!“
Er weist auf die mit einem kleinen Bauzelt überdachte Stelle. So ein kleines, wie die Kanalarbeiter manchmal aufstellen, wenn sie im Regen in einen Gulli steigen müssen. Hier um den Neumarkt sind die alle verschweißt. Geht nicht anders. Außerdem braucht die Stadtreinigung nur selten Zugang. Bei der vielen politischen Prominenz, die sich erst in den letzten Jahren seit 2005, der Weihe der Frauenkirche, die virtuellen und realen Türklinken gegenseitig in die Hand gab, kann man fast immer die entsprechende Alarmstufe ausgerufen lassen.
Behringer schaut hin, kann natürlich nichts erkennen.
„Lag der hier einfach so herum?“
Seinem Assistenten stellen sich die Nackenhaare auf. Er weiß genau, Behringer kann ihn nicht leiden. Warum? Keine Ahnung. Er mag seinen Chef… nur eben nicht, wenn der ihm seine… fehlende Liebe zeigt. Ha, denkt er noch… Liebe war es wohl nie.
„Im Pflaster… der da, Herr Kramer und Herr Noack, die können Ihnen das noch besser erklären.“
Abweisen, einfach an die Zeugen übergeben. Dann kann Behringer nicht auf ihm herumhacken. Der schnauft schon, sieht den recht breiten Mann, auf den sein Assistent zuletzt zeigte. Bei dem sollte er sich nicht unbedingt einen Patzer erlauben! Wer weiß, wie der reagiert. Er geht auf ihn zu. Glöckner hält ihn zurück.
„Nicht erst einen Blick auf den Toten?“
Nicken. Dann schlägt der Assistent die Zeltplane zur Seite. Natürlich ungeschickt hoch drei. Behringer schimpft und versucht, das auf ihn geworfene Wasser irgendwie fortzubekommen, doch sein Mantel ist durch. Nichts zu machen. Selbst, wenn Glöckner endlich den bisher geschlossen gehaltenen großen Familienschirm öffnet und über seinen Chef hält. Der schubst ihn zur Seite. Trottel, denken beide über den jeweils anderen. Schließlich schaut Behringer doch ins Zelt und… erschaudert. Nein, er kennt den Mann dort sicher nicht gut, aber… das Bild ist… nicht gerade etwas für schwache Nerven. Nicht, dass der Kriminalhauptkommissar über solche verfügte… Trotzdem. So früh am Morgen, bei diesem Wetter, viel zu vielen Schaulustigen und ohne den sonst gewohnten Kaffee bei Dienstantritt… Schauderhaft!
„Pflaster. Sie verstehen? Dresden, Sand, viele Gruben, alte Keller… und darüber Pflaster. Na ja, zu ordentlich hat man damals vielleicht auch nicht gearbeitet… ich meine, als man den Platz vor der Weihe pflasterte… und nun hatten wir eben einen Auftrag.“
Trotz der Muskeln kann man mit Herrn Noack eigentlich ganz gut reden. Behringer schimpft sich einen Idioten. Immer diese verdammten Vorurteile! Dann versucht er, richtig zu erfassen, was der Bautruppführer
Weitere Kostenlose Bücher