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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Polizisten, nur von denen, die aus dem Westteil Deutschlands hier ihren die Behörde aufbauenden Dienst verrichten. Eine Einbildung gehört eben auch dazu. Er lachte damals laut, nahm eben einen der alten Wartburgs und fuhr dahin, wohin er musste. Zumal es sich auch noch um Modelle der letzten Bauart handelte. Wartburg 1.3. Nobel, nobel. Mit einem recht guten Motor. Natürlich Lizenz… angeblich. Er hat keine Ahnung. Für ihn muss so ein Ding eben fahren… ansonsten ist es unbrauchbar, egal, wie toll der Motor klingt oder wie schön der Chrom auch blitzt.
    Der Audi ist schon etwas Anderes. Vielleicht zu einfach? Na eher hätte ihm wohl der Passat zugestanden, aber er nahm, was er greifen konnte. Und inzwischen weiß er sehr genau, welcher Wagenschlüssel beim Diensthabenden wo abgelegt wird.
     
    Er rollt vors Wohnheim. Hochhaus. Hier wohnte er auch einmal… und seine vielen Kommilitonen ebenso. War eine spannende, schöne Zeit. Und später ging es noch auf die Polizeischule. So hat er eigentlich drei Abschlüsse. Die Schlosserlehre, das Studium und… die Schule. Na ja, die der Polizei. Die Normale schaffte er auch noch. Das ist lange her. Schon darum und weil sie auch nicht alle erst 1989 geboren wurden, ist manches, was in seiner Behörde heute noch als Ost-West-Vereinigung betrieben wird, eher mit nochmaliger Trennung gleichzusetzen… Er schüttelt sich und parkt ein.
     
    „Frau Sander, ich weiß, es ist unheimlich schwer, aber wir brauchen noch einige Informationen… eben auch und gerade weil wir doch den Täter finden wollen!“
    Sie sitzt da und hält das Foto ihres Freundes in der Hand, kann die Tränen nicht zurückhalten. Er schimpft in sich hinein. Etwas einfühlsamer wäre es den Kollegen sicher möglich gewesen… Man kann sie doch nicht mir nichts, dir nichts in der Pathologie vor den Tisch stellen und sie fragen, ob der Fleischberg wirklich ihr Freund ist. Na ja war wieder ein Kollege, der dem Ruf der Behörde sicher nichts Gutes tut. Er schluckt noch einmal und schaut der jungen Frau fest ins Gesicht. Sie nickt dazu und setzt sich etwas bequemer in einen Sessel, der auch schon bessere Zeiten erlebte.
    „Ja, ich versuche es… was wollen Sie denn wissen?“
    Geht es sie etwas an, das er schon bei seinen Eltern… seiner Mutter war? Nein, sicher nicht. Daher kann er auch die gleichen Fragen stellen. Er tut es und sie schaut ihn immer wieder noch mehr fragend an. Na ja, war zu erwarten.
    „Feinde? Marcus? Wie denn? Wer sollte ihm etwas antun wollen? Nicht einmal unter den Studenten… die sprachen entweder gar nicht oder nur gut über ihn. Und seit wir zusammen sind, ist er für einige eher gestorben, als dass man sich irgendwelche Gedanken um ihn oder irgendetwas mit ihm macht… Oh Mann, was ist da nur los!“
    Sie schimpft und versucht, die kleine Tischdecke gerade auf der runden Holzplatte vor ihr zu ziehen, doch es misslingt und schließlich zerrt sie sie gar mit einem rabiaten Ruck ganz herunter und wirft sie mit ziemlicher Wut in eine der Zimmerecken.
    „Ruhig, ruhig… die Decke kann auch nichts dafür!“
    Behringer beißt sich gleich auf die Zunge. So kann und sollte er sie auch nicht beruhigen. Sie ist außer sich. Nicht wegen ihm, sondern wegen allem um sie herum… seit sie von Marcus’ Tod erfuhr. Wie denn auch nicht?
    „Er hatte also keine Feinde… Gab es denn irgendwelche Besonderheiten, Dinge oder auch Geschehnisse, die in letzter Zeit ungewöhnlich erschienen?“
    Wieder zuckt sie mit den Schultern. Dann kullern schon wieder die Tränen. Gestritten hätten sie sich manchmal. Früher nicht, aber eben in der letzten Zeit. Wegen so einfacher und unbedeutender Dinge auch noch, dass sie es jetzt gleich gar nicht mehr verstehen kann.
    „Und heiraten wollten wir. Bald schon. Ich habe ja noch über ein Jahr zu studieren, Marcus länger… ist erst seit einem Jahr reichlich dabei. Na ja. Aber wenn man eben weiß, dass es der Richtige ist…“
    Sie sucht nun auch noch dafür eine Entschuldigung, denkt, einen Fehler begangen zu haben. Behringer kommt sich fehl am Platze vor.
    „Er hatte… hatte so einen komischen Anruf. Er wurde zum Pförtner gerufen. Wir können uns jetzt zwar Telefon aufs Zimmer legen lassen, müssen Sie wissen, aber das ist irgendwie teuer. Marcus störte das nicht, aber er brauchte das Ding auch nicht unbedingt und bisher hatten wir nie Probleme, wenn uns mal eben irgendjemand über den Pförtner anrief, verstehen Sie?“
    Der Kommissar nickt. Hmm… er hatte

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