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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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befreit.
    »Volo?«, rief er noch einmal.
    Keine Antwort. Mit Mühe stand er auf. Streifte ein Sweatshirt über und öffnete die Schlafzimmertür. Außer ihm war niemand in der Wohnung. Der Russe hatte sich verzogen. Sich an der schrägen Wand abstützend, ging Kasdan jedes Zimmer ab. Ohne Kaffee kein Glück.
    Er betrat die Küche und hielt inne.
    Mit Klebeband an der Kaffeemaschine befestigt, erwartete ihn eine Notiz.
    Beunruhigt machte er das gefaltete Papier ab und öffnete es.
    Kasdan,
    Sie sind ein Mistkerl, aber ich bin auch nicht besser als Sie. Ich versuche nicht, Sie zu verstehen. Gerade das nicht. Doch obwohl ich es nicht will, kann ich Sie, glaube ich, doch ein wenig verstehen …
    Wir, Sie und ich, kennen die Lösung. Jemand muss sich in die Kolonie einschleichen. Das ist die einzige Möglichkeit. Sie können sich das abschminken. Die kennen Sie ja mittlerweile dort. Daher bin ich jetzt unterwegs zur Kolonie. Sie stellen zu Beginn des Jahres Landarbeiter ein. Ich habe mir den Schädel rasiert, und mit Ihren Klamotten sehe ich aus wie ein echter Spießer.
    Zu Beginn unserer Zusammenarbeit habe ich Ihnen gesagt: ›Wir beide geben vielleicht ein leidliches Polizisten-Gespann ab.‹ Jetzt, kurz vor dem Ziel, würde ich es ganz anders formulieren: ›Ich glaube, dass wir beide ein ordentliches Verbrecher-Gespann abgeben‹ …
    Aber die Arbeit muss erledigt werden.
    Halten Sie sich von der Kolonie fern. Ich bin dort drin. Ich werde der unheilvollen Kraft, die dort am Werk ist, Einhalt gebieten. Ich werde das Morden beenden und das Geheimnis des Miserere lüften. Ich werde die Kinder retten.
    Meines Wissens feiern die Armenier Anfang Januar Weihnachten. Sie sollten es, trotz allem, so machen wie sie. Denken Sie unter dem Tannenbaum an mich.
    Herzliche Grüße
    Volo
    PS : Suchen Sie nicht nach dem Glas des Arztes der Kolonie: Ich habe es mitgenommen. Es ist mein Schlüssel, um ins Innere der Höhle zu gelangen …
    Kasdan las den Brief zweimal. Er konnte es nicht glauben. Volokine hatte sich in den Rachen des Wolfs geworfen. Der Armenier trat gegen seinen Küchenherd. Er hatte nur einen Gedanken: dem Jungen nachfahren. Ihn einholen, bevor es zu spät war.
    Er stürzte in sein Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, der vor der rechten Wand stand. Er schob die Jacken, die Hemden und die Anzüge beiseite und legte einen Wandtresor frei. Digitaler Code. Im Innern befanden sich mehrere kleine Koffer und Schutzhüllen aus Cordura. Er legte alles auf sein Bett und überprüfte den Inhalt.
    Der erste Kasten, ein logistischer Behälter aus Kunstharz, enthielt ein Präzisionsgewehr großer Reichweite, das Tikka T3 Tactical, von dem man sagte, dass es eine eigene Kategorie bildete. Die Einzelteile der Waffe sowie das Zielfernrohr und die Magazine waren sorgfältig in ihre Schaumstofffächer eingesetzt.
    Im zweiten Kasten, einem Kunststoff-Köfferchen mit Sicherheitszylinderschlössern, befand sich eine halb automatische Pistole vom Typ Safe Action , Glock 21, Kaliber 0,45. Eine wunderbare Waffe, die seine Kollegen ihm bei der Pensionierung geschenkt hatten, ausgerüstet mit einer »taktischen Lampe« – einer Xenon-Stablampe und einer Laserstrahl-Quelle, die am Lauf angebracht waren.
    Kasdan überprüfte die nächste Schutzhülle. Sie enthielt eine Pistole Sig Sauer P 220, Kaliber 9 mm Para. Halb schwarz, halb verchromt, besaß sie die Schönheit einer Skulptur von Brancusi und die Zielgenauigkeit einer modernen Waffe.
    In der letzten Tasche erwartete ihn ein Revolver der Marke Manhurin. Der berühmte MR 93 S.6, Kaliber 0,357, der ihn über zwanzig Jahre lang begleitet hatte.
    Kasdan rundete seine Ausrüstung mit einer Dose Tränengas, auf der »Police Nationale« stand, und einem Teleskopschlagstock ab. Er verstaute sein Arsenal in einer Sporttasche und dachte bereits darüber nach, wie er die Sicherheitszäune der Kolonie überwinden konnte. Auf die eine oder andere Art musste er auf das Anwesen vordringen und den jungen Hitzkopf aus der Gewalt der Sekte befreien.
    Einen kurzen Moment erwog er, die entsprechenden Einsatzkräfte der Polizei zu benachrichtigen. Seine Kollegen von der Sondereinheit zur Terrorismusbekämpfung. Aber mit welcher Begründung? Er hatte keinerlei offizielle Vollmachten. Und auch nicht die Spur eines Beweises dafür, dass die Kolonie in die Mordfälle verwickelt war. Außerdem hatten die französischen Polizeibehörden keinerlei Befugnisse auf dem Territorium der Kolonie. Er konnte sich

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