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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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nur an die Gendarmerie wenden, die sich ihrerseits mit der Spezialeinheit GIGN in Verbindung setzen würde … Aber auch das hätte nichts gebracht. Die Kolonie Asunción wurde durch ihr Statut geschützt. Tatsächlich hätte nur der Quai d’Orsay, das Außenministerium, einen Einsatz anordnen können.
    Sodann überlegte er, ob er die Leiter der laufenden Ermittlungen benachrichtigen sollte. Marchelier bei der Mordkommission. Die Typen vom Inlandsgeheimdienst und vom Verfassungsschutz. Diejenigen, die in Götz’ Wohnung Mikrofone installiert hatten. Schließlich mussten sie Bescheid wissen. Doch er durfte keine Zeit verlieren. Bis Kasdan sie vom Ernst der Lage überzeugen würde, hätten die wahnsinnigen Ärzte der Comunidad den Jungen längst in Scheiben geschnitten.
    Kasdan kehrte zum Tresor zurück. Er entnahm mehrere Schachteln Munition. Als er die Sporttasche zumachte, kam ihm eine andere Idee. Pierre Rochas, der Bürgermeister von Arro. Der Cowboy des Causse, der Vorsteher der Gemeinde, die mitten in der Steppe lag. Bauern, Viehzüchter, Erben der Seventies , die offenbar noch eine Rechnung mit Hartmann und seiner Bande zu begleichen hatten. Diese bewaffneten Männer konnten wichtige Verbündete sein, falls es zu einer tätlichen Auseinandersetzung kam.
    Kasdan nahm sich die Zeit, zu duschen und sich zu rasieren. Anschließend zog er sich warm an. Unterwäsche aus Gore-Tex. Fleece. Ski-Hose. Als er Richtung Wohnungstür ging, fiel ihm in seinem Büro etwas auf, das ihn innehalten ließ. Ein langer Streifen Papier kam aus dem Fax-Gerät heraus und reichte schließlich bis zum Boden.
    Er sah nicht gleich, worum es sich handelte.
    Dann erinnerte er sich. Die Liste der Sängerknaben der Kolonie, die ihm der Pfarrer von Saint-Sauveur geschickt hatte, der Kirche bei Arles. Die Liste, um die er vor zwei Tagen gebeten hatte.
    Kasdan vertraute seinem Instinkt. Er hätte nicht einen Fall nennen können, den er allein mit Hilfe seiner Intuition gelöst hätte, aber er glaubte daran, Punkt. Eine Stimme sagte ihm, dass er einen Blick auf diese Liste von Kindern werfen sollte – die Mitglieder der Knabenchöre der vergangenen Jahre …
    Er stellte seine Tasche auf den Boden und betrat sein Arbeitszimmer.

KAPITEL 68
    Victor Amiot
Paul Baboukchem
Thomas Bonnani
Florian Brey
Emmanuel Cantin
Julien Charvet
France Dubois
Raphaël Gaillon
Anthony Kuzma
Mathieu Leclerc
Maxime Moinet
Lucas Pelovski
Guillaume Pierrat
Bertrand Plance
Théo Rabol
Loïc Shricke
Jacques-Marie Tys
Cédric Volokine
Louis Werner
Dylan Zimbeaux
    Cédric Volokine.
    Diese Liste enthielt die Namen der Sängerknaben, die dem Knabenchor der Kolonie angehörten, als dieser 1989 seinen ersten Auftritt in Saint-Sauveur hatte. Kasdan schüttelte fassungslos den Kopf. Es war unmöglich. Zu verrückt. Unglaublich. Zu viel, in einem Wort.
    Das Letzte, womit er gerechnet hätte.
    Der elfjährige Volo war Mitglied des unheilvollen Chors gewesen!
    Er hielt den Atem an, während er die anderen Listen überprüfte. Zitternd glitten seine Finger über das lange Papierband.
    1990.
    Cédric Volokine.
    1991.
    Kein Cédric Volokine.
    Der Junge war also zwei Jahre lang bei der Sekte gewesen. Wenigstens. Dann hat er sie verlassen. Kasdan stieß die Luft aus, die sich in seinen Lungen angestaut hatte, und ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. Der menschliche Geist kann nur eine bestimmte Anzahl von Wahrheiten auf einmal verarbeiten. Die Augen auf die Liste geheftet, versuchte Kasdan Klarheit zu gewinnen. Welche Folgerungen ergaben sich aus der simplen Tatsache, dass dieser Name auf dem Thermopapier stand?
    Er bemühte sich, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Zu Beginn der Ermittlungen hatte Kasdan Nachforschungen über den jungen Polizisten angestellt. Greschi, der Leiter des Jugendschutzdezernats, vermutete, dass Volo in seiner Kindheit ein Trauma erlitten hatte. Ein Schock, der ihn besonders sensibel für Verbrechen an Minderjährigen gemacht hatte. Während der Tage mit Volokine hatte ihn diese Überzeugung nie verlassen: Es gab da offene Rechnungen mit den Kinderschändern und, ganz allgemein, mit Leuten, die Kindern wehtaten.
    Jetzt wusste er, was das Trauma war.
    Die zwei Jahre, die er in der Kolonie verbracht hatte.
    Was hatte man dem Jungen angetan? Welche Folterungen, welche Misshandlungen hatte der kleine Cédric bei den Fanatikern erlebt? Keine Antwort. Kasdan ging zur zweiten Frage über: Wie war der Junge zur Kolonie Asunción gekommen? Er fügte die

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