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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Vergehen derer, die sie umbringen. Im Gegenzug fügen sie ihnen Leid zu, damit ihre Seele erlöst wird.«
    Hinter dem Lenkrad seines Wagens hörte Kasdan die Mailbox seines Handys ab.
    »Ich denke mir das folgendermaßen, Kasdan. Dieses Holz ist rein wie die Hand, die mordet. Götz, Naseer und Pater Olivier wurden bestraft und zugleich erlöst. Und die Hände, die dieses Werk vollbrachten, sind die Hände wahrer Engel. Vollkommen reiner Wesen. Der …«
    »Ich habe eine Nachricht von Vernoux.«
    Kasdan schloss sein Handy an den Lautsprecher des Wagens an und wählte die Nummer:
    »Hallo?«
    Die Stimme Vernoux’ hallte im Wagen wider, allerdings verzerrt durch das Dröhnen des Regens.
    »Hier Kasdan. Gibt’s was Neues?«
    »Jetzt ist es amtlich: Man hat mir den Fall entzogen. Die Mordkommission übernimmt die Ermittlungen.«
    »Wer bei der Mordkommission?«
    »Ein Kommissar namens Marchelier.«
    »Kenn ich.«
    »Der Typ wird sich mit dem Inlandsgeheimdienst und seinen dunklen Machenschaften schon arrangieren.«
    Kasdan versuchte es auf die verständnisvolle Tour:
    »Tut mir leid.«
    »Ich hab Sie nicht angerufen, damit Sie mir Ihr Beileid aussprechen. Ich hab ’ne wichtige Neuigkeit. Der Attaché der chilenischen Botschaft, den ich kenne, ist zurück. Er heißt Simon Velasco. Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er hat sich kaputtgelacht, als ich ihm von unserem Fall erzählt habe. Vom Mord an einem Opfer des Pinochet-Regimes.«
    »Wieso?«
    »Weil Wilhelm Götz seiner Darstellung nach unter diesem Regime nie gefoltert wurde. Im Gegenteil, er soll auf der anderen Seite gestanden haben.«
    » WAS ?«
    »Wie ich es Ihnen sage. Götz ist nach Frankreich geflohen, weil sich Ende der achtziger Jahre der Wind im Land drehte. Ermittlungsverfahren gegen die Schergen des Regimes wurden eingeleitet. Klagen von Familien, die aus Chile, aber auch aus anderen Ländern stammen. Die politische Spur, Kasdan! Ich habe von Anfang an gewusst, dass hier der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt.«
    »Wo finde ich deinen Bekannten?«
    »In seiner Wohnung. Er ist gerade von der Reise zurückgekehrt.«
    Vernoux gab Lasdan die Adresse von Simon Velasco in Rueil-Malmaison.
    »Beeilt euch. Ihr habt ein paar Stunden Vorsprung. Ich habe Marchelier nichts gesagt.«
    »Weshalb geben Sie uns diesen Tipp?«
    »Ich weiß nicht. Vermutlich Solidarität unter den Ausgebooteten. Viel Glück.«
    Nur das Geräusch des Regens durchbrach die Stille im Wagen. Kasdan fiel es wie Schuppen von den Augen: Alles, was sie über die Vergangenheit von Götz wussten, stammte von diesem selbst. Ein Gespinst von Lügen, das er nie überprüft hatte. So viel zum Thema »Riecher«.
    Nach einigen Sekunden fragte er:
    »Soll ich anfangen?«
    »Nur zu. Ich habe mir schon den Mund über die Dornenkrone Christi fusselig geredet.«
    »Wir wissen jetzt zweierlei. Erstens, was sich Götz zuschulden kommen ließ. Wenn er ein Folterknecht in Chile war, hat er schwere Schuld auf sich geladen. Zweitens, falls sich Götz entschlossen hatte, gegen seine damaligen Kollegen auszusagen, war seine Aussage von großem Gewicht. Bis jetzt wusste ich nicht, was er hätte erzählen sollen, nachdem er mit verbundenen Augen in einem Keller gefoltert worden war. Aber wenn er selbst zu den Dreckskerlen gehörte, dann ändert das alles. Nichts ist gefährlicher als ein reuiger Verbrecher. Deshalb wollte man ihn zum Schweigen bringen …«
    »Zwei Motive sind eines zu viel, Kasdan.«
    »Du hast recht. Aber ich glaube, dass wir zur selben Seite tendieren.«
    Die Partner schwiegen.
    Beiden ging der gleiche Gedanke durch den Kopf.
    In Paris hatte die Zeit der Bestrafung begonnen.
    Und Engel mit reinen Händen erledigten die Arbeit.

Teil 2
    Die Peiniger

KAPITEL 33
    »Nichts für ungut, aber ich musste schallend lachen, als ich hörte, dass Sie Wilhelm Götz für ein Opfer der chilenischen Diktatur gehalten haben.«
    Kasdan und Volokine sahen sich an. Ihre Heiterkeit hielt sich in Grenzen.
    »Wir sind keine Experten«, erwiderte der Armenier.
    »Es hätte genügt, sich die Daten anzuschauen«, sagte Velasco lächelnd. »Götz ist 1987 aus Chile geflohen. Die politischen Flüchtlinge, das heißt diejenigen, die Angst vor Pinochet haben mussten, sind 1973 geflohen, unmittelbar nach dem Putsch.«
    »Man hat uns gesagt, dass Götz Ärger mit der chilenischen Justiz hatte, als er das Land verließ. Wie war das möglich, wenn er auf der Seite der Macht stand?«
    »Auch dort unten haben sich die Dinge

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