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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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zusammen mit Roland Klick an eine Drehbuchfassung. Doch über das Skript hinaus gingen die Vorstellungen der beiden Männer weit auseinander. Zuerst holte Bernd Eichinger seinen ehemaligen HFF-Kommilitonen, den Drehbuchautor und Produzenten Hermann Weigel als Dramaturgen hinzu, dann überwarfen sich die Drei, weil Klick, späteren Erzählungen von Weigel und Eichinger zufolge, die Rollen mit Darstellern in den Mittzwanzigern besetzen wollte.
    Das Faszinierende an der Geschichte von Christiane war aber, dass es sich um Teenager handelte. So endete die Zusammenarbeit und auch die Freundschaft zwischen Eichinger und Klick an dieser Stelle – damit aber zugleich die Finanzierung für das Filmvorhaben, denn Roland Klick hatte per einstweiliger Verfügung erwirkt, dass alle an ihn gebundenen Fördergelder nicht weiter in den Film investiert werden durften. Der Film startete dann mit einer Million Mark minus in die Produktion.
    Neuer Regisseur an Klicks Stelle wurde ein anderer Ex-Kommilitone Eichingers: Ulrich Edel. Aber obwohl die drei seit Unizeiten ein eingespieltes Team waren, stand die Produktion von „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ weiter unter keinem guten Stern. Zuerst gab es Streit mit Eichingers Co-Geschäftsführer Karl-Heinz Böllinghaus, weil dieser das Einspielergebnis für den Film auf nur 200.000   Mark taxierte, während Eichinger mindestens 800.000   Mark im Visier hatte. Und dann wollte auch noch Eichingers Partner Eckes aussteigen. Eckes und Böllinghaus waren älter als Eichinger, eine andere Generation, und sie konnten sich, so wie die Lektoren der etablierten Buchverlage, einfach nicht vorstellen, weshalb sich jemand für die Geschichte einer heroinabhängigen Kinderprostituierten interessieren würde. Eckes’ Anteile kaufte dann der Schweizer Bernd Schäfers.
    Der Realisierung des Films standen darüber hinaus ganz praktische Probleme im Weg, so blieb die Frage nach der Besetzung lange unbeantwortet. Eichinger war sich mit Edel darüber zunächst genauso uneinig wie einst mit Klick – bis der Zufall dann schließlich die Berliner Schülerin Natja Brunckhorst zu Probeaufnahmen vor die Kamera führte. Sie war in der Mittagspause aus der Schule heraus gecastet worden – eigentlich für die Rolle von Christianes Schwester. Doch als Eichinger sie sah, wusste er: Das ist Christiane!
    Natja Brunckhorst war eine Christiane F., wie sie im Buche steht, mit ihren langen, dünnen Beinen und dem langen, dunklen Haaren sah sie der echten Christiane verdammt ähnlich. Nach ihrer eigenen Aussage gab es auch Parallelen in den Biografien. „Ich war ein wirklich einsames Kind. Und dann gerätst du in eine Situation, wo du plötzlich etwas wert bist. Wo du Lob bekommst. Wo plötzlich jemand da ist, der sich um dich kümmert. Ich hatte ja auch einen Sozialbetreuer, den habe ich dann immer losgeschickt, mitten in der Nacht am Bahnhof Zoo, damit er mir Kakao mit Sahne holt. Also, das habe ich voll ausgekostet, dass sich da Menschen um mich gekümmert haben“, erzählte die Darstellerin Eichingers Witwe, Katja Eichinger, für die 2012 veröffentlichte Biografie „BE“.
    Am 5.   Januar 2011 ist der Regisseur und Produzent im Alter von nur 62   Jahren bei einem Abendessen mit der Familie und Freunden in Los Angeles an einem Herzinfarkt gestorben. Zu seinen größten Kinoerfolgen zählten unter anderem „Die unendliche Geschichte“ (1984), „Der Name der Rose“ (1986), „Der Untergang“ (2004, auch Drehbuch), „Das Parfum“ (2006, auch Drehbuch) und „Der Baader Meinhof Komplex“ (2008).
    „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ war der Anfang dieser großen Karriere – ein Paukenschlag, auf den 1980 kaum jemand gewettet hätte.
    Zurück zum Dreh: Der Kameramann arbeitete offenbar sehr präzise, aber auch sehr langsam. Der Dreh zog sich dermaßen in die Länge, dass die Herbstferien endeten und die jugendlichen Darsteller alle wieder in die Schule mussten. So konnte nur am Nachmittag zwischen Schulschluss und der immer früher einsetzenden Dunkelheit gedreht werden. Für viele Orte der wahren Geschichte gab es keine Drehgenehmigung, zum Beispiel nicht für die Szenen am Bahnhof Zoo. Der Kameramann setzte sich in einen Rollstuhl und verbarg seine Kamera unter einem Karton.
    Dann gab es die erste Leiche am Set: Als das Filmteam die Toilette am U-Bahnhof Bülowstraße für den Dreh herrichten wollte, lag da ein Drogentoter. Die Polizei holte ihn ab, noch bevor das erste Kind

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