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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kennt, hat Dirk Schäffer nichts gemein. Außer eines: Er ist nicht der geläuterte Ex-Abhängige, der mithilfe einer Substitution aus der Drogenhölle fand. Nein. Zwar stehen die Drogen nicht mehr im Mittelpunkt seines Lebens, sie sind aber immer noch hin und wieder Teil davon.
    JES steht für Junkies, Ehemalige und Substituierte. Unter dem Motto „Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“ setzt sich die Initiative seit 1989 für die Rechte von Drogenkonsumenten gegenüber Politik, Ärzten und Gesellschaft ein, stellt sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung und bietet Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe, wenn es darum geht, trotz Abhängigkeit zurück in ein Arbeits- und Sozialleben zu finden.
    „Der Vorteil bei JES ist, dass man nicht viele Worte machen muss, sondern alle mehr oder weniger gleiche Erfahrungen gemacht haben. Dass wir eine Gemeinschaft bilden, in der Stigmatisierung und Ausgrenzung keine Rolle spielen“, sagt Dirk Schäffer. „Ich möchte viele andere Drogenkonsumenten einladen, sich bei JES zu engagieren, auf unsere Internetseite oder in das Magazin Drogenkurier zu gucken und herauszufinden, ob JES nicht auch eine Möglichkeit für sie wäre, sich drogenpolitisch zu engagieren.“
    Die 88.   Ausgabe des Drogenkuriers beschäftigt sich mit den 30   Ländern, in denen Drogendelikte noch immer mit der Todesstrafe geahndet werden, „der wahrscheinlich menschenverachtendsten Maßnahme“, wie es in dem mit einer Auflage von 4.000   Exemplaren erscheinenden Magazin heißt. Außerdem wird vom JES-Fachtag anlässlich des 22.   Jahrestages des Netzwerks in Köln berichtet, eine Reihe von Drogenselbsthilfegruppen aus anderen Ländern vorgestellt und über neue Behandlungen von Hepatitis C informiert.
    Unterstützt wird die Zeitschrift durch die Deutsche AIDS-Hilfe und zwei Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, die Medikamente zur Behandlung der Opiatabhängigkeit herstellen, Sanofi und Reckitt Benckiser. Organisation, Recherche und Produktion übernehmen die Mitglieder von JES in Eigenregie, über die Inhalte lässt sich sicherlich streiten, über die Qualität des Produktes nicht.
    Davon kann man sich auch im Internet überzeugen, JES stellt die Magazine als PDFs ins Netz – und Pressemitteilungen: Zum Beschluss des Deutschen Bundestages im Jahr 2009, Substitution durch Diamorphin, das ist medizinisch bereinigtes Heroin, zu erlauben, schreibt JES beispielsweise: „Dieses positive Votum wird in der Folge Menschenleben retten und langjährigen HeroingebraucherInnen ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen.“
    Von öffentlichen Bahnhofstoiletten in politisch organisierte und crossmediale Lobby-Initiativen: Die Drogenszene in Deutschland hat sich in den letzten 40   Jahren stark gewandelt. Das liegt zum einen daran, dass sie 35   Jahre nach „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ besser aufgeklärt ist über die Folgen und Gefahren ihrer Sucht, vor allem aber auch daran, dass Drogensüchtige weltweit längst nicht mehr ausschließlich als verabscheuenswürdige, im besten Fall bemitleidenswerte Opfer am Rande der Gesellschaft gelten.
    Berühmte und durchaus angesehene Drogenkonsumenten wie Bundesligatrainer Christoph Daum (Kokain), das britische Model Kate Moss (Kokain und Alkohol), Apple-Erfinder Steve Jobs (LSD), der argentinische Fußballstar Diego Maradona (Kokain) oder der 44.   US-Präsident Barack Obama („Haschisch hatte geholfen, Alkohol, manchmal Kokain, wenn das Geld da war“, schreibt er in seiner Biografie „Ein amerikanischer Traum“) sowie einflussreiche Unterstützer einer alternativen, akzeptierenden Drogenpolitik bestärken Konsumenten in der Haltung, ihr „Recht auf Rausch“ zu postulieren und ihre Bedürfnisse gegenüber der Politik, der Justiz und dem Gesundheitswesen zu vertreten.
    Beim Treffen der 33.   Staats- und Regierungschefs Amerikas im Jahr 2012 forderten die Regierungsvertreter Lateinamerikas von Barack Obama ein Umdenken in der Drogenpolitik. Sie forderten die Legalisierung der Substanzen, die überwiegend aus ihren Ländern stammen, damit das Blutbad im Kampf gegen die Drogen und gegen die Drogenkartelle Südamerikas ein Ende haben möge. Der mexikanische Erzbischof Carlos Aguiar Retes und auch Schriftsteller wie Carlos Fuentes (Mexiko) und Juan Gabriel Vásquez (Kolumbien) unterstützten diese Idee.
    Dem Thema „Recht auf Gift“ widmete Der Spiegel 2013 eine ganze Serie: Ethan Nadelmann, als Chef der Drug Policy

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