Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)
Verkehr und der Konsum toleriert werden. Aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung würden Süchtige in ein Umfeld Gleichgesinnter und aus einem geregelten Leben gedrängt. In solchen peripheren Zweckgemeinschaften sind soziale und körperliche Verwahrlosung aber nur die harmlosesten Folgen, die wiederum, um das besser ertragen zu können, zu einer gesteigerten Flucht in die Sucht führen.
Von dem Ziel, den Konsum illegaler Drogen in Deutschland einzudämmen, ist man laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung bis heute weit entfernt. Jeder vierte Erwachsene im Alter zwischen 18 bis 64 Jahren hat schon einmal illegale Drogen probiert (Stand 2012). Der Trend geht zur „polyvalenten Einnahme“ von Betäubungsmitteln, also dahin, gleichzeitig mehrere illegale Drogen oder illegale Drogen zusammen mit Alkohol zu konsumieren. Der Staat stößt im Kampf gegen die Drogen vor allem auch deshalb an seine Grenzen, weil sowohl die Produzenten als auch die Konsumenten sich immer wieder Neues einfallen lassen. Sie suchen nach legalen Alternativen, die meist nicht weniger schädlich sind, oder wandeln Rezepte um.
Die Bundesregierung äußert ihre „große Sorge“ über neue psychoaktive Substanzen, die oft legal als Düngemittel, Badesalze oder Räuchermischungen angepriesen werden. Die chemische Struktur bereits unterstellter Betäubungsmittel würde „so verändert, dass der neue Stoff nicht mehr dem BtMG unterliegt. Die für Missbrauchszwecke geeignete Wirkung auf die Psyche bleibt jedoch erhalten oder wird sogar verstärkt.“
„King Kong“, „Lava Red“ oder „Monkey goes Bananas“ zum Beispiel heißen die Kräutermischungen, die in vielen deutschen „Headshops“ oft ganz legal als Marihuana-Ersatz verkauft werden. Auch über den Online-Versandhandel kann man diese Stoffe ohne Probleme beschaffen, sie gelten als sogenannte Legal-Highs.
Laut Experten verursachen die neuen Rauschmittel unter anderem Schmerzen in der Brust, hohen Blutdruck, Halluzinationen sowie extreme Erregungs- und Angstzustände. Es gab bereits Tote.
Offenbar werden die neuen Stoffe in Asien extra für den europäischen und amerikanischen Markt billig produziert, sie haben eine Pulver- oder eine Kristallform, viele beinhalten unter anderem Methylendioxypyrovaleron, das ähnlich wirkt wie das organische Aufputschmittel Khat, oder synthetische Cannabinoide.
So zum Beispiel „Spice“, das 2008 als Cannabis-Ersatz gehandelt und im Jahr darauf dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt wurde. Seither entwickeln Hersteller immer wieder neue Abwandlungen dieses Stoffs, und vor allem Jugendliche laufen Gefahr, zu den Versuchskaninchen dieser Industrie zu werden. Was legal online und in Headshops erhältlich ist, kann ja nicht so gefährlich sein, denken viele.
Krötenlecken ist unter manchen Jugendlichen der aktuelle Partyhit. Über das Internet kann man die Colorado-Kröte, auch Aga-Kröte genannt, bestellen. Sie kommt aus Amerika und sondert ein Sekret ab, wenn man ihren Nacken drückt. Manche trocknen das Sekret und rauchen es dann in einer Pfeife, andere lecken das Tier an Ort und Stelle einfach ab und reichen es herum wie einen Joint.
Nach Alkopops ist alkoholhaltige Seife das neue In-Getränk unter Teenagern und jungen Erwachsenen. Mit Cola oder Red Bull mischen, fertig – vor allem auf Musikfestivals sehr beliebt, dort werden gern sämtliche mobilen Toiletten geplündert. Damit sie schneller in die Umdrehungen kommen, setzen Jugendliche mit wachsender Beliebtheit auch sogenannte Stürzer ein. An einem Ende des Gefäßes ist ein Trichter befestigt, am anderen Ende ein langer Schlauch, den der Trinker schluckt. So kann ihm der Alkohol schneller und in größeren Mengen verabreicht werden.
Es heißt, diese Trinkspiele stammten aus Amerika und seien dort ganz gewöhnliche Rituale beim Spring-Break der US-Studenten und -Studentinnen. Dort und in Europa haben vor allem Mädchen für sich entdeckt, dass sie erst gar nicht saufen müssen, um betrunken zu werden: Sie tunken Tampons in Wodka und stecken sie sich dann in die Vagina. Über die Schleimhäute wird der Alkohol absorbiert. Los geht die Party. Vergleichsweise weniger Jungen versuchen diesen Rausch ganz ohne Fahne über ihren Anus herzustellen.
Junge Männer rauchen lieber Cannabis. „Von den männlichen 12- bis 17-Jährigen haben mit 6,2 Prozent etwa doppelt so viele in den letzten zwölf Monaten Cannabis genommen wie von den weiblichen 12- bis 17-Jährigen“, heißt es im
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