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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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dann noch einmal eine kleine Summe. Aber ich habe auch immer wieder viel Geld gut angelegt, in Lebensversicherungen, in Bausparverträge, und wenn ich mich nicht auskannte, suchte ich mir einen Berater, der mir dabei half zu wirtschaften.
    Okay, für mein Dope habe ich immer Geld ausgegeben. Aber andere Menschen investieren dieselbe Summe in ein Auto oder in Schönheitsoperationen. Ansonsten bin ich sehr sparsam. Ich würde zum Beispiel niemals in einem Restaurant ein Wasser bestellen, das vier Euro kostet. Nie! Da gehe ich lieber aufs Klo und trinke aus dem Hahn. Was soll das bitte? Acht Markt, vier Euro – wer so was kauft, ist echt bescheuert.
    So habe ich schon immer gedacht, und die Keels haben das gemerkt. Wenn wir alle zusammen in Museen und im Theater waren, trug ich oft Klamotten von Anna oder Schmuck, den sie mir geliehen oder geschenkt hatte. Aber ich habe nie danach gefragt und mich damit auch nie zur Schau gestellt. Es war mir nicht wichtig, ich wollte mich nur ein Stück weit anpassen, das war alles.
    Wenn wir mit Loriot oder Federico Fellini ausgingen, konnte ich doch nicht in Jeans mit Nietengürtel auflaufen! Aber keiner hat an mir Gier gesehen, damals nicht und heute nicht.
    Natürlich hätten sich die Keels gefreut, wenn ein zweites Buch mit mir zustande gekommen wäre, aber es war nicht so, dass sie nur das von mir wollten. Kai Hermann hat mich damals für ein paar Tage in der Schweiz besucht, genauso der Stern-Kollege Heiko Gebhardt. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass weder Hermann noch Gebhardt weiter Lust hatten, mit mir zu arbeiten. Kai ist gekommen und hat ein paar Tage mit mir gesprochen, aber dann war es vorbei, ich denke, weil er merkte, dass ich zu dieser Zeit wieder ziemlich stark auf Heroin war.
    Beiden war anzumerken, dass sie keine richtige Lust mehr hatten. Die waren satt. Dass aus dem Buch nichts wurde, war aber kein Problem für die Keels. Die haben mir nie das Gefühl gegeben, dass ich dadurch weniger wert war für sie. Ich wurde eben keine Diogenes-Autorin, durfte aber trotzdem bei ihnen bleiben.
    Ich nahm zwar wieder Heroin, aber ich bin nicht abgerutscht in die Züricher Drogenszene, wie das manche Medien nachher geschrieben haben.
    Es lag nicht an den Keels, es lag an mir. Ich weiß nicht warum, aber ich war immer und immer wieder so dumm, rückfällig zu werden. Ich hatte damals eine echte Chance, aber der Scheiß hat mir alles kaputtgemacht.
    Köbi kiffte nicht, aber ein Freund von ihm hatte gutes Hasch am Start. Dieser Freund war Kellner in der Kronenhalle und warf uns oft verschwörerische Blicke zu, wenn wir dort mit den Eltern Keel am weiß gedeckten Tisch saßen.
    Was die beiden Jungs verband, war eine sehr ähnliche Geschichte. Köbis Freund kam aus dem Haus eines Uhrenherstellers, interessierte sich aber nicht für das Geschäft. Beide wollten damals nicht in die Fußstapfen ihrer Väter treten.
    Philipp hat ja diese Rolle schließlich übernommen. Er ist Buchautor, Künstler und Maler, aber auch Geschäftsleiter des Unternehmens. Zuletzt habe ich gelesen, dass Diogenes seit der Verlagsgründung über 200   Millionen Exemplare auf den Markt geworfen hat!
    Köbi hält sich aus dem alltäglichen Geschäft heraus und sitzt im Verwaltungsrat. Ein bisschen trat er also doch in Vaters Fußstapfen.
    Diesen Freund von damals, also den Kellner aus der Kronenhalle, mochte ich sehr. Wir trafen uns manchmal, ohne dass die anderen davon wussten, rauchten und probierten zusammen Kleider und Pumps an. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen!
    Aber ich habe trotzdem nicht aufgehört mit dem Heroin. Das heißt, am Anfang schon, während der ersten drei Monate in Zürich. Einmal hat Philipp mich in der Küche erwischt, wie ich kiloweise Appenzeller in mich reinstopfte. Das war mein Ersatz, ich habe meine Sucht nur umgelagert.
    Aber sobald ich zurück in Berlin war, schmeckte der Käse wieder schlechter, und das H kam wieder besser. Die ganzen drei Jahre von 1982 bis 1985 war ich ja nie an einem Stück in der Schweiz. Hin und wieder musste ich mich um meine Neuköllner Wohnung kümmern und nach der Post sehen. Außerdem hatte ich mich auf der Berliner Szene in einen Speedjunkie verknallt. Ungefähr ein halbes Jahr, nachdem das mit Alex auseinandergegangen war, lernte ich diesen Engländer, Greg, kennen.
    Keine Ahnung mehr, was ich an dem fand, aber damals war ich schlimm verschossen. Er war mit seinem Vater, einem Musiker, nach Berlin gekommen. Der Vater war auch schon Junkie, und

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