Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
verdunkelten sich zu einem tiefen Grün. »Dieser Mann ist so ein Schuft! Wie konnte ich bloß auf die Idee kommen, dass ich eine Beziehung mit ihm haben will?« Ihre Hände flogen schützend an ihren Hals. Sie konnte seine Lippen über ihre Pulsader streichen fühlen. Die Stelle pulsierte sofort, und ihr Körper brannte. Das wird dir bei deinem albernen Versuch, mir den Hof zu machen, nicht unbedingt weiterhelfen! Ich bin kein Kleinkind, das man an der Hand halten und führen muss. Ich will deine Hilfe nicht, und ich brauche sie auch nicht!
Du bist doch bloß wütend, weil du es nicht gemerkt hast. Ein selbstgefälliges Lachen schwang in seiner Stimme mit. Ich will nur deine Wachsamkeit schärfen. Hier geht irgendetwas vor, das wir nicht verstehen, und wir müssen beide gut aufpassen.
Destiny schnaubte. »Nicolae ist die größte Landplage auf Gottes Erdboden! Warum sollte ich einen so selbstgefälligen und überheblichen Mistkerl von Mann in meinem Leben haben wollen? Sag mir das, MaryAnn!« Ich bin immer wachsam!
»Sex«, antwortete MaryAnn lakonisch. »Schlicht und einfach Sex, Destiny. Er strahlt Sex förmlich aus. Ich nehme an, er ist telepathisch veranlagt?«
»Ein Nervtöter ist er, mehr nicht!« An dir ist gar nichts sexy. Ich weiß, dass du jetzt selbstzufrieden grinst und dir werweiß was einbildest, aber ich finde dich kein bisschen sexy.
Ich hatte keine Ahnung, was für eine kleine Schwindlerin du bist, Destiny. Du findest mich sexy.
»Vielleicht finde ich ihn sexy«, räumte sie ein, während sie MaryAnns Bürotür aufriss, »aber ich mag ihn nicht besonders.«
»Hör mal«, entgegnete MaryAnn ruhig, »jeder von uns braucht gelegentlich Hilfe.«
Destiny kehrte MaryAnn, Nicolae und allen Beziehungen den Rücken zu. Sie wollte keine Hilfe, entschied sie, als sie aus dem Büro floh. Sie wollte die Dinge auf ihre Art regeln. Und dann war da noch diese kleine bohrende Frage, die ihr keine Ruhe ließ. Destiny verdrängte sie energisch, weil sie sich damit nicht befassen wollte, aber da waren all diese Kleinigkeiten, die sie nicht ewig ignorieren konnte. Warum konnte er sie finden, obwohl er kein Blut von ihr genommen hatte? Und wie war es ihm möglich, in ihrem Bewusstsein zu sein und ihr zu helfen, ohne dass sie etwas von seiner Macht oder von Zwang spürte? Warum konnte oder wollte sie nicht gegen den Drang ankämpfen, ihm zu gehorchen, auch wenn sie wusste, dass er Druck auf sie ausübte?
Wie mächtig bist du? Ihre Stimme klang eher anklagend als bewundernd. Energisch verschloss sie ihr Inneres vor ihm und stieg in den Himmel auf. Es war der einzige Ort, an dem sie sich frei fühlte, und sie genoss es, sich mit den Wolken treiben zu lassen. Sie wollte nicht wissen, wie viel Macht er besaß, und sie wollte nicht allzu viel darüber nachdenken, was sie mit ihm gemacht hatte.
Nicolae hatte keinen Druck auf sie ausgeübt. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Sie selbst hatte darauf bestanden, dass er die rituellen Worte aussprach. Er hätte nicht mit ihr geschlafen, wenn sie nicht auch darauf bestanden hätte. Der Wind fegte an ihr vorbei, kühlte ihre Haut und beschwichtigte das Chaos in ihrem Inneren. Nicolae. Er gehörte zu ihr, und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.
Für den Priester war es leicht, ihr zu sagen, sie solle Mut haben. Er wurde nicht Tag und Nacht von albtraumhaften Visionen verfolgt. Er hatte keine Narben an Körper und Seele und kein Gift in seinem Blut, das etwas Gutes verderben und in etwas durch und durch Böses verwandeln konnte.
»Ich fühle mich so verloren.« Sie murmelte die Worte, lauschte dem Wind, als er sie davontrug, und wünschte, er könnte auch ihren Schmerz einfach mitnehmen.
Ich kann dir deinen Schmerz nehmen.
Da war er wieder, einfach so, als hätte sie ihn gerufen. Er war immer bei ihr, wenn ihre Welt im Chaos versank. Der Wind riss ihr Tränen aus den Augen, als sie durch den Himmel zog. Und was muss ich als Gegenleistung für dich tun? In ihrem Herzen war Verzweiflung, obwohl sie ihm so gern Freude gezeigt hätte. Sie wollte anders sein und wünschte, sie könnte rein und unbefleckt zu ihm gehen, frei von Kummer und frei von Narben. Frei von der schrecklichen Last des Wissens um das, was sie war. Denn sie konnte es ja nicht ändern. Destiny hasste es, sich selbst zu bemitleiden, und sein Mitleid wollte sie auch nicht.
Du bist da. Du liebst mich. Du beginnst allmählich, dich meiner Obhut anzuvertrauen. Das ist genug. Er war so ruhig wie immer,
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