Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
entnahm, versuchte sie, ihre Gestalt zu verändern. Aber es funktionierte nicht. Ihr Körper flimmerte, doch sonst geschah nichts. »Verschwinde von hier, Nicolae!« Sie stieß mit der Handfläche hart an seine Brust. »Er benutzt mich als Köder, um dich zu erwischen. Geh weg!«
Nicolae fluchte in der uralten Sprache der Karpatianer. »Was dir passiert, passiert auch mir. Wir bleiben zusammen.«
Wieder stieß sie ihn von sich, diesmal fest genug, um ihn taumeln zu lassen. »Genau das will er doch! Ich bin eine Belastung für dich, ein Klotz am Bein. Mach, dass du wegkommst! Wenn ich dir irgendetwas bedeute, lässt du mich jetzt allein.« Die Auswirkungen der Wurmbisse wurden immer schlimmer und waren jetzt nicht nur in ihrem Kopf spürbar, sondern breiteten sich in ihrem ganzen Körper aus, bis sie glaubte, verrückt zu werden. Sie konnte weder die Lautstärke des Summens noch die Schmerzen kontrollieren.
Mehr als die wahnsinnigen Schmerzen aber beherrschte sie der Wunsch, Nicolae zu schützen. Sie wusste, dass sie recht hatte. Dem Vampir war bewusst, dass Nicolae sein mächtigster Feind war. Im Gegensatz zu ihr selbst hatte der Untote das Ausmaß von Nicolaes Macht erkannt. Er wusste, dass er es mit einem der uralten Karpatianer zu tun hatte und vor allem Nicolae vernichten musste, wenn er seine Pläne erfolgreich ausführen wollte.
Nicolae ignorierte ihre Einwände, indem er seine Ohren einfach vor den Tränen in ihrer Stimme verschloss. Gefühle konnte er sich jetzt nicht leisten. Er nahm sie in seine Arme und hob ab. Destiny, die seine unerschütterliche Entschlossenheit spürte, wusste, dass es sinnlos war, sich dagegen zu wehren, und verhielt sich ganz still. Andernfalls würde er ihr Nachgeben erzwingen, und ein solches Vorgehen könnte sie nur als gewalttätigen Akt empfinden.
Sie legte ihre Arme um seinen Hals und verwandte ihre ganze Kraft darauf, ihnen beiden Rückendeckung zu geben; sie versuchte trotz der schrillen Stimmen in ihrem Kopf und den brennenden Schmerzen in ihrem Körper, sich irgendwie nützlich zu machen. Sie würde den Kampf nicht Nicolae überlassen, egal, wie schwer es ihr fiel, sich zu konzentrieren.
Ihre Schmerzen waren entsetzlich. Nicolae fühlte, wie sie Destiny in Wogen überspülten; sie hörte die abstoßende Stimme des Vampirs in ihrem Kopf. Ihr Herz schlug viel zu schnell. Es raste vor Anstrengung, die Wirkung des Giftes und die unzähligen Bisse abzuwehren, die sie von innen heraus attackierten. Sie rang um ihren letzten Rest an innerer Kraft, um den Vampir, der ihnen folgte, mit Bannsprüchen und unsichtbaren Hindernissen aufzuhalten. Um Nicolae mehr Zeit zu verschaffen.
Nicolae vergrub sein Gesicht kurz an ihrem Hals, um ihren Duft einzuatmen und ihr leise Worte zuzuraunen.
Ohne Vorwarnung wurde es plötzlich dunkel um Destiny, und nur noch winzige Flecken Licht flackerten hinter ihren Lidern auf. Dann erlosch jede Helligkeit, jedes Empfinden. Die Stimme in ihrem Kopf brach abrupt ab, und die Welt ringsum versank.
Kapitel 13
Wie viel Zeit bleibt dir? Es war Vikirnoff, ruhig und unbewegt wie immer. Er war weit entfernt, bewegte sich aber schnell und unaufhaltsam auf seinen Bruder zu. Ihr Blut lockt die Untoten an wie ein Leuchtfeuer. Du wirst sie nicht vor ihnen verstecken können.
Ich habe nicht die Absicht, mich zu verstecken. Nicolae klang grimmig, entschlossen und gnadenlos. Er klang genau wie der Bruder, den Vikirnoff seit Jahrhunderten kannte. Seine Macht zeigte sich am Himmel, wo sie Blitze schleuderte, die sich im Zickzack über dem Horizont verästelten. Nicolae ging in die Offensive. Die Himmelsschleusen öffneten sich und schütteten Regenschauer auf die Erde. Lass sie nur kommen.
In der Ferne hörte Nicolae das Echo eines hasserfüllten Wutschreis. Ein zweiter und dritter Aufschrei folgten, als seine Waffen ihre Ziele fanden. Der Himmel loderte in hellen Flammen auf, und Donnerschläge erschütterten die Erde. Der Boden schwankte und bebte. Unter ihm bäumte sich in einem kleinen See eine gewaltige Woge auf und raste schäumend über die Wasseroberfläche. Rings um ihn schienen Sterne zu explodieren - die Antwort des Vampirs auf Nicolaes Kriegsruf.
Nicolae peitschte mit einer Handbewegung den Wind auf, sodass der Sturm wütend die glühend heißen Lichtfunken attackierte und sie von der Frau in Nicolaes Armen wegtrieb. Er hielt direkt auf die Berge zu, weg von den Menschen und Orten, wo andere in den bevorstehenden Kampf hineingezogen werden konnten.
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