Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Asphalt zu kriechen und schwebten einen halben Meter über dem Boden in der Luft, anfänglich in dünnen Fetzen, die sich allerdings bald zu einer trüben Masse verdichteten.
John Paul starrte immer noch mit zusammengekniffenen Augen auf das Glas und studierte die scharfkantigen Scherben, als übten sie eine geheime Faszination auf ihn aus. Destiny schob sich näher an ihn heran und überprüfte dabei ihre Umgebung; diesen Turm von Mann behielt sie aber scharf im Auge. Etwas stimmte nicht, doch sie konnte keine erhöhten Schwingungen von Kraft feststellen. Das Unwetter war ein wenig zu schnell aufgezogen, um ein normales Tief zu sein, und die in sich wirbelnden, düsteren Nebelschleier verharrten regungslos in der Luft. Die Sterne verschwanden hinter der Gewitterwand. Schwarze Wolken schoben sich vor den Mond und verhüllten ihn wie ein dunkler Spitzenschal.
»John Paul!«, rief Destiny leise. Sie sah ihn gar nicht gern so exponiert auf der Straße. Er gab ein viel zu großes Ziel ab.
John Paul fuhr herum, schweigend und bedrohlich und unglaublich schnell für einen Mann seiner Statur. Destiny war nur wenige Sekunden überrumpelt, aber länger brauchte er nicht, um sich auf sie zu stürzen. Mit der Wucht eines angreifenden Nashorns rammte er sie und stieß sie zu Boden. Als sie auf den Bürgersteig knallte, blieb ihr die Luft weg. Ein Teil von ihr hätte beinahe gelacht, als John Paul auf ihr landete und ihren Körper auf den Boden drückte.
Destiny kämpfte gegen Vampire, Wesen mit ungeheuren Kräften. Die Vorstellung, dass ein Mensch es geschafft hatte, sie zu Boden zu werfen, war absurd. Der Nebel wirbelte in dichten Schleiern um sie herum, als wäre er plötzlich zum Leben erwacht, und seine grauen Schwaden schlangen sich wie Lianen um ihre Gliedmaßen.
John Paul saß auf ihrem Bauch, seine gewaltigen Hände hatte er um ihre Kehle gelegt. Mit grimmig entschlossener Miene fing er an zuzudrücken. Seine Finger bohrten sich in ihre Luftröhre, schnitten ihr die Luft ab und quetschten ihren Kehlkopf.
Destiny versetzte ihm mit der Handkante einen heftigen Schlag, und zwar absichtlich auf die Schulter, um ihm ernsthafte Verletzungen zu ersparen, aber ihre ungeheure Kraft katapultierte ihn trotzdem nach hinten. »Runter da, du Hornochse ! Hau ab! Du wiegst eine Tonne.« Sie sprang auf, landete leichtfüßig und hob beide Hände. Ihre Augen glitzerten drohend. »Zurück, John Paul! Weißt du überhaupt, was du tust?«
John Paul war auf den Rücken gefallen. Benommen setzte er sich auf und schüttelte den Kopf, um wieder zu sich zu kommen. Destiny, die erkannte, dass er nicht er selbst war, ließ ihn nicht aus den Augen. Sie sah in ihm nur das Verlangen nach Gewalt, einer Gewalt, die sich gegen sie richtete. Destiny war sich nicht sicher, ob sie das ursprüngliche Ziel gewesen war, aber nun wirkte er wie eine Marionette, die von jemand anders geführt wurde. In seinem Bewusstsein wiesen keine leeren Flecken auf einen Vampir hin, doch sie war überzeugt, dass John Paul nicht wusste, was er tat.
Ein Nebelfetzen legte sich um ihren Hals, schlängelte sich zu ihren Knöcheln hinunter und biss wie mit kleinen scharfen Zähnen zu. Ein brennender Schmerz schoss durch ihr Bein. Als sie hinunterschaute, sah sie winzige scharlachrote Blutstropfen. Ihr stockte der Atem, als sie versuchte, sich in feinen Dunst aufzulösen, aber von dem Nebel daran gehindert wurde. Die geheimnisvollen Rauchschwaden hielten ihr Bein fest wie eine stählerne Zwinge.
Ihr Herz begann unruhig zu klopfen, doch sie schloss Angst und Schmerzen aus und konzentrierte sich auf ihren gefangenen Knöchel, wo sich die weißen Dunstschleier zu winzigen Drähten mit gezackten Kanten verfestigten, die sich immer tiefer in ihr Fleisch bohrten. Ihr Fuß und ihr Knöchel verformten sich und wurden so schmal, dass die Fesseln abfielen.
Sie blickte im selben Moment auf, als John Paul erneut angriff, indem er sie mit der Gewalt einer Dampflok zu Boden stieß. Destiny empfand ihn als lästiges Ärgernis, mehr nicht. Mit John Paul konnte sie fertigwerden, aber ihr unsichtbarer Feind war eine andere Sache. Der Nebel zerfloss zu kleinen, wurmartigen Gebilden, die sich mit gebleckten Zähnen und brodelnd vor Hass auf sie stürzten. Wieder versuchte Destiny, sich aufzulösen, aber der Bann, in dem sie gefangen war, ließ sich nicht brechen.
Die Würmer beachteten John Paul nicht, sondern fielen über sie her; sie gierten nach ihrem Blut. Als würde ihr Blut sie
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