Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
könnte.
Pater kam langsam näher. Lautlos schlich er durch die Höhlen zu der Kammer, in der sie lag. Destiny konnte spüren, wie sich seine bösartige Gegenwart im Berg ausbreitete; sie fühlte das leise Grollen der Erde, der Insekten und anderen Höhlenbewohner. Der Schatten wuchs ständig, und mit ihm kam ein Gefühl drohenden Unheils, das sich unaufhaltsam in Destinys Bewusstsein stahl und ihre Zuversicht erschütterte.
Das Gift überwand die Antikörper, die Destiny zu ihrer Verteidigung aktiviert hatte, und schwächte ihre Kampfkraft. Winzige Blutstropfen traten aus ihren Poren.
Destiny verschloss ihren Geist vor allem anderen und konzentrierte sich ausschließlich auf das Problem in ihrem Inneren. Nicolae musste um jeden Preis geschützt werden. Dieses Ding, diese Falle, die für ihn aufgestellt worden war, musste zerstört werden. Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein, das zu tun. Indem sie all ihre Kräfte konzentrierte, rief sie nach den Mineralien der Erde, suchte nach dem, was sie brauchte. Natriumkarbonat oder, einfacher gesagt, Soda. Sehr viel Soda. Sie würde die Säure neutralisieren und das Glycerin auf natürliche Weise spalten. Keins von beidem war für sich allein genommen toxisch. Destiny bereitete ein Getränk, indem sie Mineralwasser verwendete und darauf achtete, dass es exakt ihre Körpertemperatur hatte.
Sie musste sich zwingen, es zu schlucken und in ihrem Körper zu behalten, obwohl alles in ihr dagegen rebellierte. Wieder begab sie sich in einen körperlosen Zustand, um das Natriumkarbonat dorthin zu lenken, wo sie es brauchte. Wie gebannt beobachtete sie, wie die Flüssigkeit, ihre einzige Hoffnung, sich beeilte, das zu tun, was sie verlangte. Falls es nicht funktionierte, würde sie warten, bis der Vampir über ihr war, ihre Körpertemperatur, so schnell sie konnte, ansteigen lassen und die Bombe zum Detonieren bringen und ihn mit sich nehmen. Sie würde nicht zulassen, dass er sie in die Hände bekam.
Die Chemikalien trafen aufeinander und vermischten sich. Destiny wusste genau, in welchem Moment sie gewonnen hatte.
Nicolae atmete erleichtert auf. Vikirnoff zog sich zurück.
Der Vampir war immer noch unterwegs zu ihr, und sie war nach wie vor geschwächt. Aber sie war eine Jägerin. Destiny behielt die Mischung möglichst lange bei sich und kroch dann, so schnell sie konnte, in eine Ecke, um sich heftig zu übergeben.
Sie wandte den Kopf, als ein leises Rascheln den Eindringling verriet. »Pater. Schön zu sehen, dass du deine wahre Gestalt gefunden hast. Die Schuppen stehen dir gut. Ich bin sehr beeindruckt von dem Reptilkopf. Der letzte Schrei, nehme ich an. Ich wette, du machst die Damen in dieser Aufmachung ganz wild.«
Es gab kaum Platz zum Manövrieren, und Destiny bezweifelte, ob sie die Kraft hatte, eine andere Gestalt anzunehmen. Sie lehnte sich zurück und sah das gewaltige Reptil an, das sie mit einem triumphierenden Blick in seinen kalten, toten Augen höhnisch angrinste. »Du glaubst, du hättest gewonnen, aber du kennst mich nicht. Und du kennst Nicolae nicht. Du wirst das hier nicht überleben.«
Der Vampir behielt den Tierkörper, aber der krokodilartige Kopf verzerrte und verformte sich, bis er zu einem Männerkopf wurde. Es war kein schöner Anblick, Paters Kopf auf dem Hals und dem Körper einer Riesenechse zu sehen. Er bleckte seine scharfen, verfärbten Zähne. Es lag ihm nichts mehr daran, den Anschein von Schönheit aufrechtzuerhalten. »Und du auch nicht, meine Liebe. Ich habe dir die Chance gegeben, dich uns anzuschließen. Mehr als einmal. Die Karpatianer werden eine wie dich nie akzeptieren. Niemals. Wenn der Jäger dein Blut nimmt, wird seine dunkle Seite stärker werden, ob ihr nun Gefährten seid oder nicht. Was hat es für einen Sinn zu leiden, um letztlich doch nur weggeworfen zu werden? Was, meinst du, wird der Prinz unternehmen, wenn er dich sieht ? Oder Gregori, ihr Heiler? Glaubst du, sie werden dich in ihre Gemeinschaft einbeziehen? Dir erlauben, mit ihren Frauen zu verkehren?«
Ihr Puls flatterte unruhig. Die Wahrheit seiner Worte bohrte sich scharf und tödlich wie ein Pfeil in ihr Herz. Sie würde immer eine Ausgestoßene bleiben. Immer. Selbst Nicolaes Bruder sah sie so. Beschämt wandte sie ihren Blick von den starren, ausdruckslosen Augen des Vampirs ab.
Schau ihn an, sagte Nicolae. Es bedeutet mir sehr wenig, was der Prinz oder Gregori oder sonst jemand denkt. Und dir sollte es auch nichts ausmachen. Dieses Monster hier ist ein
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