Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
sie damit, dass Destiny sie auslachen würde.
»Ich weiß auch manches über andere«, gestand sie, um die Schwestern zu beruhigen. »Es kann beängstigend sein, Informationen zu haben und nicht zu wissen, wie man sie anderen vermitteln soll. Erzählen Sie mir bitte, was Sie beobachtet haben, Velda.«
Die alte Dame tätschelte ihren Arm. Inez streichelte ihr Knie. Keine von ihnen schien zu merken, dass sie sich innerlich vor Unbehagen wand, aber Destiny kannte die beiden jetzt. Sie verstanden sich gut darauf, in anderen zu lesen; sie wussten, dass sie nicht gern angefasst wurde, doch sie waren entschlossen, den Schutzwall zu durchbrechen, den sie um sich errichtet hatte.
»Sie sind ein gutes Mädchen, Destiny«, erklärte Velda beifällig. »Du hattest recht, Schwester - sie ist diejenige, die uns zuhören wird.«
Destiny wurde allmählich nervös. Konnten die zwei nicht endlich zur Sache kommen? Die ungewohnte Nähe zu Menschen zerrte an ihren Nerven. In ihrem Kopf hämmerte es so laut, dass sie Angst hatte, er könnte platzen.
Das Lachen eines Mannes echote leise in ihrem Hinterkopf, ein wenig spöttisch, aber sehr liebevoll und so typisch für Nicolae, der sich über die Klemme, in der sie steckte, zwar amüsierte, aber dabei nicht boshaft war. Warum geriet ihre Meinung über ihn ins Wanken? Warum entdeckte sie liebenswürdige kleine Züge an ihm? Vampire waren Blender, gewandte und sehr gerissene Blender.
Ich mag es gar nicht, dass du mich für einen Untoten hältst. Mein Herz ist durchaus lebendig und liegt ganz und gar in deinen Händen. Pass auf, dass du es nicht kaputtmachst.
Du kannst von Glück sagen, dass es nicht tatsächlich in meinen Händen ist. Sie antwortete ihm sofort auf seine Worte, die sie völlig entwaffneten. Das Einzige, was ich mit Herzen mache, ist, sie in Brand zu stecken!
Autsch! Sein Lachen wehte durch ihr Inneres und vermischte sich mit der Hitze in ihrem Blut und ließ sie auf diesem albernen Liegestuhl schmelzen wie Butter in der Sonne. Sein Lachen sollte gesetzlich verboten werden. Das hatte sie sich im Lauf der Jahre mehr als einmal gedacht.
»Angefangen hat alles mit Helena«, vertraute Velda ihr mit gesenkter Stimme an. Destinys Aufmerksamkeit konzentrierte sich sofort ausschließlich auf sie. »Haben Sie die kleine Helena schon mal gesehen? Ein nettes junges Ding mit einer richtigen Figur, nicht diese ausgehungerten Gestelle, die man heutzutage so oft sieht.«
Inez nickte. »Sie hat eine Figur wie eine echte Frau, mit Fleisch auf den Rippen, damit sich ein Mann so richtig ankuscheln kann. Und sie weiß, was sie wert ist.«
»Stimmt, Schwester, Helena weiß es. Sie hatte immer genug Selbstvertrauen, um auf den Richtigen zu warten«, pflichtete Velda ihr bei.
»Auf den Richtigen«, wiederholte Inez und nickte bekräftigend mit ihrem violetten Kopf.
Destiny kannte »das junge Ding«, von dem sie sprachen. Helena war Ende dreißig oder Anfang vierzig und immer ein bunter Farbtupfer auf der Straße, wenn sie über den Bürgersteig eilte und allen und jedem ein »Hallo« zurief. Sie hatte mahagonibraune Haut und glattes, tiefschwarzes Haar. Ihre Augen waren wie dunkle Schokolade, und sie lachte fast immer. Ihr Gang war sehr selbstbewusst, und sie wirkte ausgesprochen anziehend auf Männer.
»Ich weiß, wer sie ist«, gab Destiny zu.
»Sie hat einen Freund, einen ganz lieben Kerl. John Paul. Ein Bär von einem Mann.«
»Ein Schmusebär«, ergänzte Inez.
Destiny hatte die beiden zusammen gesehen - Helena, eine eher kleine Frau mit einer üppigen, kurvenreichen Figur, und John Paul, ein großer, kräftiger Mann, der den Eindruck machte, als wäre Helena für ihn Sonne und Mond und alles, was dazwischenlag. Sie hielten Händchen, wann immer sie zusammen unterwegs waren, und John Paul berührte Helena ständig, streichelte gern zärtlich ihr Haar, ihre Schultern oder ihren Arm. John Paul schien der sprichwörtliche gutmütige Riese zu sein und war offensichtlich sehr stolz darauf, dass es ihm gelungen war, Helenas Interesse zu fesseln.
»Sie sind schon seit Jahren zusammen«, fuhr Velda fort. »Immer harmonisch, eine perfekte Beziehung. Helena flirtet allerdings gern«, fügte sie hinzu.
»Schrecklich gern«, bekräftigte Inez.
»Aber sie geht nie mit anderen Männern aus. Sie redet und lacht mit ihnen, doch es gibt nur John Paul für sie. Sie vergöttert ihn, wirklich. Und er ist verrückt nach ihr.«
Destiny wusste, dass die Schwestern die Wahrheit sagten. Sie
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