Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
nörgeln, bloß weil ich dir als Jäger überlegen bin?« Er zog ihre Fingerspitzen über sein Kinn, einfach weil er sich nach ihrer Berührung sehnte und weil er ihr zeigen wollte, was er nicht mit Worten ausdrücken konnte. »Das hätte ich nicht von dir gedacht.«
»Man kann es wohl kaum als Nörgeln bezeichnen, wenn ich darauf hinweise, wie nervtötend du sein kannst. Und du bist mir nicht überlegen, du hast bloß mehr Glück gehabt.« Ihre Stimme war rau und klang wie aus weiter Ferne, doch sie war froh, überhaupt sprechen zu können.
»Ich erwähne es nur ungern. Aber ich bin nicht derjenige, der geheilt werden muss.«
»Du erwähnst es aber doch, und zwar laut und deutlich. Ich bin sicher, dein Bruder hat dich gehört.« Ihre unglaublich langen Wimpern senkten sich über ihre einzigartigen Augen. Sie wandte das Gesicht, sodass sie mit ihren Lippen seinen Handrücken streifte. »Wusstest du, dass es Gesetze gegen Stalker gibt?«
Er spürte die zarte Berührung ihrer weichen Lippen am ganzen Leib. Es war nur der Hauch einer Berührung, mehr nicht, nicht einmal eine richtige Liebkosung, aber sein Herz schlug trotzdem einen Salto. »Ich weiß nur, dass du mir wohl kaum vorwerfen kannst, dich zu verfolgen. Du hast dich an mich gewandt. Ich bin lediglich deinem Ruf gefolgt.« Was er sagte, klang durchaus vernünftig. Seine Fingerspitze zog ihren geschwungenen Mund nach, ihre volle Unterlippe, und ein Schauer durchlief ihren Körper. Und den seinen.
Du hast den faszinierendsten Mund, den ich je gesehen habe.
Was ist daran so faszinierend? Es ist ein Mund wie jeder andere.
Ich glaube, es ist deine Unterlippe, die du immer so schön zum Schmollen spitzt.
Jetzt weiß ich, dass du verrückt bist. Ich schmolle nie und meine Unterlippe auch nicht.
»Da bin ich anderer Ansicht.« Die reine Freude, die ihn erfüllte, schwang in seiner Stimme mit. Sie war am Leben, seine tapfere Destiny!
Wieder öffnete sie die Augen und sah ihn direkt an. »Und was machen wir jetzt, Nicolae? Ich habe mein Möglichstes getan, um dich zu beschützen, aber du wolltest ja einfach keine Vernunft annehmen.«
Er zog ihre Hand an seine Lippen und strich mit den Zähnen zart über ihre Haut. »Ist es das, was ich falsch gemacht habe? Ich hätte gehorchen sollen?«
»Zumindest zuhören.« Ihre Finger berührten den dunklen Bartschatten an seinem Kinn, eine schwache, unsichere Berührung, die ihm mehr gab, als ihre Worte es je vermocht hätten. »Ich will, dass du in Sicherheit bist, Nicolae. Das ist mir sehr wichtig.«
»Ich bin in Sicherheit, Destiny«, beruhigte er sie. Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Solange ich dich habe, solange wir zusammen sind, bin ich in Sicherheit.«
Vikirnoff räusperte sich und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er sah seinen Bruder an. »Ihr seid nicht aneinander gebunden, Nicolae. Du bist erst dann in Sicherheit, wenn du sie nach der Art unseres Volkes an dich gebunden hast.«
Ein Ausdruck von Ungeduld huschte über Nicolaes dunkle, sinnliche Züge. Bevor er etwas sagen konnte, legte Destiny ihm ihre Hand auf den Mund und schaute seinen Bruder fragend an. »Diese Worte gehen ihm ständig durch den Kopf diese Sache mit seiner Gefährtin.« Insgeheim fand sie die rituellen Worte ebenso schön wie erschreckend. »Wie können uns Worte aneinander binden oder Nicolaes Sicherheit garantieren?«
Nicolaes kräftige Zähne knabberten an ihrer Handfläche. Sie japste und starrte ihn erzürnt an. »Darüber musst du dir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, Destiny. Wir haben genug Zeit.«
»Ich kann mich nicht erinnern, mit dir gesprochen zu haben«, gab sie von oben herab zurück. »Mit dir zu reden, hat überhaupt keinen Sinn, wenn du in deiner lächerlichen Alphatier-Rolle steckst. Also wirklich! Alles, woran du denkst, ist, das kleine Frauchen zu beschützen. Ich spreche im Moment mit deinem Bruder.« Sie versuchte, das Kinn zu heben, aber es tat so weh, dass sie einen Schmerzensschrei unterdrückte und sich damit zufriedengab, ihn mit Blicken zu durchbohren.
Nicolaes Herz schmolz unwiederbringlich dahin. Sie war so tapfer und so mutig. Zerschlagen, geschunden und mit zerfetztem Fleisch lag sie in seinen Armen. Schmerzen beherrschten ihren ganzen Körper, und die Beschmutzung durch den Vampir stand zwischen ihnen, aber trotzdem hielt sie Vikirnoffs Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr ging es vor allem um Nicolaes Sicherheit. Er las es in ihren Gedanken und sah ihre eiserne
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