Christmasland (German Edition)
wenn Sie auch nur versuchen, mich in Ihren Wagen zu verfrachten!«
V ic hörte die Männer im Raum leise kichern. Inzwischen waren sechs oder sieben anwesend, die alle herumstanden und vorgaben, nicht auf die Tätowierung des V -6-Motors über ihren Brüsten zu starren.
Einer der Polizisten nahm ihr gegenüber Platz, der einzige ohne Uniform. Er trug einen blauen Blazer mit zu kurzen Ärmeln und eine rote Krawatte, auf der ein Kaffeefleck prangte. Mit seinem Gesicht hätte er jeden Hässlichkeitswettbewerb gewonnen: Er hatte buschige weiße Augenbrauen, die an den Spitzen gelb ausliefen, nikotinfleckige Zähne, eine komische Kür bisnase und ein hervorstehendes, gespaltenes Kinn.
Er wühlte in seinen Taschen, hob dann den breiten Hintern vom Stuhl und fand schließlich einen Notizblock in einer Gesäßtasche. Er schlug den Block auf und starrte unschlüssig darauf, als sollte er einen fünfhundert Worte langen Aufsatz über impressionistische Malerei verfassen.
Sein leerer Blick überzeugte V ic mehr als alles andere davon, dass der Mann nur ein Platzhalter war. Derjenige, der sich tatsächlich um die Suche nach ihrem Sohn kümmern, die Einsatzkräfte koordinieren und Informationen sammeln würde, war noch nicht angekommen.
Dennoch beantwortete sie seine Fragen. Korrekterweise fing er mit Wayne an: Alter, Größe, Gewicht, was er getragen hatte, ob sie ein aktuelles Foto von ihm besaß. Chitra entfernte sich während des Gesprächs und kehrte schließlich mit einem übergroßen Kapuzenpullover mit der Aufschrift NH State Police auf der V orderseite zurück. V ic zog ihn an. Er reichte ihr bis zu den Knien.
»Was ist mit dem V ater?«, fragte der hässliche Mann, dessen Name Daltry war.
»Lebt in Colorado.«
»Geschieden?«
»Nie verheiratet.«
»Wie steht er dazu, dass Sie das Sorgerecht für Ihren Sohn haben?«
»Ich habe das Sorgerecht nicht. Wayne ist nur … Wir sind uns einig, was unseren Sohn betrifft. Es gibt da keine Probleme.«
»Haben Sie eine Telefonnummer, unter der wir ihn erreichen können?«
»Ja, aber er befindet sich gerade im Flugzeug. Er hat uns am vierten Juli besucht. Heute Abend fliegt er wieder zurück.«
»Sind Sie sich da sicher? Woher wissen Sie, dass er in das Flugzeug eingestiegen ist?«
»Ich bin mir sicher, dass er mit der Entführung nichts zu tun hat, falls es das ist, was Sie meinen. Wir streiten uns nicht wegen unseres Sohnes. Mein Ex ist der harmloseste und ausgeglichenste Mensch, den Sie sich vorstellen können.«
»Weiß man nie, so was. Ich habe schon jede Menge ausgeglichene Menschen kennengelernt. Zum Beispiel diesen Typ in Maine, der eine buddhistische Therapiegruppe geleitet hat. Er brachte den Mitgliedern seiner Gruppe bei, wie sie mithilfe von transzendentaler Meditation ihre Aggressionen und Süchte in den Griff bekommen. Dieser Typ hat nur ein einziges Mal die Fassung verloren, nämlich als seine Frau eine einstweilige V erfügung gegen ihn erwirkt hat. Erst ist ihm sein Zen abhandengekommen, dann hat er ihr zwei Kugeln in den Kopf gejagt. Aber die buddhistische Therapiegruppe, die er in seinem Zellenblock in Shawshank leitet, ist trotzdem ziemlich beliebt. Da gibt es eine Menge Typen mit Aggressionsproblemen.«
»Lou hatte mit der Sache nichts zu tun. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich weiß, wer meinen Sohn entführt hat.«
»Okay, okay. Ich bin verpflichtet, diese Fragen zu stellen. Erzählen Sie mir von dem Typen, der Sie verprügelt hat. Oder nein, warten Sie. Erzählen Sie mir zuerst von seinem Auto.«
Sie gehorchte.
Daltry schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich.
»Dieser Entführer ist nicht besonders helle. Wenn er noch auf der Straße unterwegs ist, gebe ich ihm weniger als eine halbe Stunde.«
»Bevor was passiert?«
»Bevor er mit dem Gesicht voran im Dreck liegt, den Stiefel eines Bundespolizisten im Nacken. In einem Oldtimer entführt man doch keine Kinder. Das ist fast wie ein Eiswagen. Fällt irgendwie auf. Die Leute schauen hin. Einen antiken Rolls-Royce übersieht so leicht keiner.«
»Der Wagen wird nicht auffallen.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte er.
Sie wusste es selbst nicht so recht, deshalb schwieg sie.
Daltry fuhr fort: »Sie sagten, dass Sie einen der Angreifer er kannt haben. Wie war doch gleich sein Name? Charles … Manx?« Er las auf seinem Notizblock nach. »Woher kennen Sie ihn?«
»Er hat mich entführt, als ich siebzehn war. Und mich zwei Tage lang festgehalten.«
Darauf herrschte Stille im
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