Christmasland (German Edition)
Die Erinnerungen an Wayne flackerten genauso schlaglichtartig durch ihren Kopf, und einen Moment lang wurde ihr schwindelig.
Chitra bemerkte es, ergriff sie am Ellbogen und stützte sie auf dem Weg zur Küche. Dort war es besser, weil sie den Raum für sich hatten.
Die Küchenfenster gingen auf den See und den Bootssteg hinaus. Der Bootssteg wurde ebenfalls von großen Scheinwerfern auf Stativen angestrahlt. Ein Polizist mit einer Taschenlampe stand knietief im Wasser. V ic hatte keine Ahnung, was er dort tat. Ein Polizist in Zivil befand sich am Ende des Bootsstegs und gab dem anderen Anweisungen.
Etwa hundert Meter vom Ufer entfernt schwamm ein Boot auf dem See. Im Bug befanden sich ein Junge und ein Hund, die die Polizisten, Scheinwerfer und das Haus neugierig beobachteten. Als V ic den Hund sah, erinnerte sie sich an Hooper. Sie hatte gar nicht mehr an ihn gedacht, seit sie die Scheinwerfer des Wraiths im Nebel hatte auftauchen sehen.
»Jemand sollte … nach dem Hund suchen«, sagte V ic. »Er muss … irgendwo dort draußen sein.« Sie musste ständig innehalten, um Atem zu holen.
Chitra sah sie mitfühlend an. »Machen Sie sich um den Hund keine Sorgen, Ms. McQueen. Wann haben Sie das letzte Mal etwas getrunken? Es ist wichtig, dass Sie genug trinken.«
»Es überrascht mich … dass er gar nicht … gar nicht bellt«, sagte V ic. »Bei all dem Tumult.«
Chitra legte V ic eine Hand auf den Arm und drückte ihn kurz. Da ging V ic ein Licht auf, und sie sah die Polizistin an.
»Sie hatten so viele andere Sorgen«, sagte Chitra.
»O Gott«, sagte V ic und begann erneut zu weinen. Ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
»Wir wollten Sie nicht noch mehr belasten.«
V ic schlang die Arme um sich und weinte, wie sie es nicht mehr getan hatte, seit ihr V ater sie und ihre Mutter verlassen hatte. Sie musste sich gegen die Küchentheke lehnen, weil sie nicht sicher war, ob ihre Beine sie weiterhin trugen. Chitra beugte sich vor und rieb ihr sanft über den Rücken.
»Schhh«, sagte V ics Mutter, die seit zwei Monaten tot war. »Durchatmen, V icky. Ordentlich durchatmen.« Sie sagte es mit einem leichten indischen Akzent, aber V ic erkannte die Stimme ihrer Mutter trotzdem. Die Berührung ihrer Hand auf ihrem Rücken. Die Menschen, die man verlor, blieben einem erhalten. V ielleicht waren sie gar nicht wirklich fort.
Es sei denn, Charlie Manx holte sie.
Nach einer Weile setzte V ic sich und trank ein Glas Wasser. Sie leerte es in fünf Schlucken, ohne zwischendurch Luft zu holen, so durstig war sie. Es war lauwarm und süß und schmeckte nach See.
Chitra öffnete die Schränke auf der Suche nach Papptellern. V ic stand auf und half der Polizistin beim Zubereiten der Sandwiches, obwohl diese sie bat, sitzen zu bleiben. V ic stellte die Pappteller in einer Reihe auf die Theke und legte jeweils zwei Scheiben Weißbrot darauf. Tränen tropften von ihrer Nase und fielen auf das Brot.
Sie hoffte, dass Wayne von Hoopers Tod nichts mitbekommen hatte. Manchmal hatte sie das Gefühl gehabt, dass der Hund ihm näher gewesen war als sie oder Lou.
V ic holte Schinken, Krautsalat und eine Tüte Doritos heraus und begann die Sandwiches zu belegen.
»Es gibt da einen besonderen Trick bei der Zubereitung von Polizeisandwiches«, sagte eine Frau hinter V ic.
Als V ic sich umdrehte, erkannte sie sofort, dass das die V erantwortliche war, auf die sie gewartet hatte, auch wenn sie eigentlich mit einem Mann gerechnet hatte. Die Frau hatte braunes Kraushaar und eine kleine Stupsnase. Auf den ersten Blick war sie wenig bemerkenswert, doch auf den zweiten unglaublich hübsch. Sie trug ein Tweed-Jackett mit Cordaufnähern an den Ellbogen und blaue Jeans und hätte auch eine Literaturstudentin sein können, wäre da nicht die Neunmillimeter unter ihrem linken Arm gewesen.
»Was ist das für ein Trick?«, fragte V ic.
»Ich zeige es Ihnen«, sagte sie, nahm einen Löffel und tat etwas Krautsalat auf eines der Sandwiches, die bereits mit Schinken belegt waren. Auf den Krautsalat gab sie eine Schicht Doritos und spritzte Dijon-Senf darauf. Dann bestrich sie die andere Sandwichhälfte mit Butter und drückte alles zusammen. »Die Butter ist das A und O.«
»Hält das Ganze zusammen, nicht wahr?«
»Außerdem sind Polizisten wahre Cholesterinjunkies.«
»Ich dachte, das FBI kümmert sich nur um Entführungsfälle, wenn jemand über die Grenzen eines Bundesstaates verschleppt wurde«, sagte V ic.
Die Frau mit dem
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