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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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größeren Städte waren verschwunden, stattdessen waren andere Orte verzeichnet. In V ermont befand sich ein dichter Wald rund um einen Ort namens ORPHANHENGE ; in New Hampshire gab es einen Flecken mit der Bezeichnung DAS BAUMHAUS DES GEISTES . Ein Stück nördlich von Boston war ein Krater zu sehen, der wie ein V orhängeschloss aussah und den Namen LOVECRAFT trug. In Maine, etwa in der Gegend Lewiston/Auburn/Derry gab es einen Ort mit der Bezeichnung ZIRKUS PENNYWISE . Ein schmaler Highway namens NIGHT ROAD führte nach Süden und wurde immer röter, bis er einem Blutstrom glich, der nach Florida floss.
    Am St. Nick Parkway befanden sich eine Menge Haltepunkte. In Illinois die WACHSAMEN SCHNEEMÄNNER . In Kansas die RIESENSPIELZEUGE . In Pennsylvania das HAUS DES SCHLAFES und der FRIEDHOF DER MÖGLICHKEITEN .
    Und in den Bergen von Colorado, hoch oben auf den Gipfeln, wo der St. Nick Parkway endete, stand: CHRISTMASLAND .
    Der Kontinent selbst schwebte inmitten eines schwarzen, sternenübersäten Nichts, und auf der Karte stand nicht VER EINIGTE STAATEN VON AMERIKA , sondern VEREINIGTE INGESTALTEN VON AMERIKA .
    Der blaue Punkt bewegte sich durch das, was eigentlich der Westen Massachusetts hätte sein müssen, immer weiter auf das Christmasland zu. Aber die V ereinigten Ingestalten entsprachen nicht genau dem realen Amerika. Während zwischen Laconia, New Hampshire, und Springfield, Massachusetts, in Wahrheit etwa zweihundertvierzig Kilometer lagen, schien die Strecke auf der Karte höchstens halb so lang zu sein.
    Alle starrten auf die Karte.
    Daltry holte sein Taschentuch hervor und schnaubte sich nachdenklich die Nase. »Sieht dort jemand irgendwo das Candy Land?«, fragte er mit einem Räuspern, das halb wie ein Lachen klang.
    V ic hatte das Gefühl, dass die Welt um sie herum verblasste. Das iPad und der Küchentisch waren noch deutlich zu erkennen, schienen aber merkwürdig weit entfernt.
    Sie brauchte etwas, was sie in die Realität zurückholte. Sie glaubte, jeden Moment den Kontakt zum Boden zu verlieren … wie ein Luftballon, der einem Kind aus der Hand glitt. Sie ergriff Lous Handgelenk. Er war immer für sie da gewesen, wenn sie etwas gebraucht hatte, an dem sie sich festhalten konnte.
    Als sie ihn anschaute, sah sie jedoch ihr eigenes Entsetzen in seinem Gesicht gespiegelt. Seine Pupillen waren klein, und sein Atem ging flach und rasselnd.
    In einem überraschend normalen Ton sagte Hutter: »Ich weiß nicht, was ich hier vor mir habe. Kann einer von Ihnen etwas mit dieser merkwürdigen Karte anfangen? Christmasland? St. Nick Parkway?«
    »Kannst du etwas damit anfangen?«, fragte Lou und sah V ic hil fl os an.
    In Wahrheit lautete die Frage wohl: Sollen wir ihr vom Christmasland erzählen? Und von all den Dingen, an die du geglaubt hast, als du verrückt warst?
    »Nein«, seufzte V ic und beantwortete damit alle Fragen – die ausgesprochenen ebenso wie die unausgesprochenen.

Im Schlafzimmer
    V ic sagte, dass sie sich ausruhen müsse, und fragte, ob sie sich ein bisschen hinlegen dürfe. Hutter gestattete es ihr. Schließlich nütze es niemand etwas, wenn V ic vor Erschöpfung zusammenbrach, sagte sie.
    Im Schlafzimmer war jedoch Lou derjenige, der sich aufs Bett warf. V ic war dafür viel zu aufgewühlt. Sie ging zum Fenster, blickte durch die Jalousie nach draußen und betrachtete das bunte Treiben im V orgarten. Die Nacht war vom Knacken der Funkgeräte und dem Murmeln männlicher Stimmen erfüllt. Irgendwo lachte jemand leise. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass jemand in der Nähe des Hauses fröhlich sein konnte.
    Falls einer der Polizisten sie am Fenster bemerkte, dann dachte er wahrscheinlich, sie würde die Straße hinaufschauen, in der Hoffnung, einen Polizeiwagen zu entdecken, der ihren Sohn nach Hause brachte, sein Mund klebrig von dem Eis, das die Polizisten ihm gekauft hatten.
    Aber V ic glaubte nicht daran, dass die Polizei Wayne finden würde. Das würde sie schon selbst tun müssen. Ihr Blick ruhte auf der Triumph, die noch an derselben Stelle lag, wo sie sie hatte fallen lassen.
    Lou lag auf dem Bett wie eine gestrandete Seekuh. Sein Blick war zur Decke gerichtet, als er sagte: »Legst du dich eine Weile lang zu mir? Und … leistest mir Gesellschaft?«
    Sie ließ die Jalousie los und ging zum Bett. Dort kuschelte sie sich neben ihn, wie sie es früher immer getan hatte.
    »Dieser Typ, der wie Mickey Rooneys böser Zwillingsbruder aussieht – Daltry?«, sagte Lou. »Der

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