Christmasland (German Edition)
Woher weiß sie, dass Ihr Sohn unverletzt ist?«
»Sie überwachen Lous Handy?« Sie fühlte sich ziemlich dumm, als sie das sagte.
»Natürlich tun wir das. Womöglich hängt er in der Sache mit drin. Und Sie vielleicht auch. Sie haben zu Margaret Leigh gesagt, Sie hätten sich Mühe gegeben, Ihre Geschichte glaubhaft klingen zu lassen, aber dass wir sie Ihnen vermutlich nicht abgenommen haben. Da haben Sie recht. Ich nehme sie Ihnen nicht ab. Ich hatte von Anfang an meine Zweifel.«
V ic fragte sich, ob sie sich auf Tabitha Hutter stürzen, sie gegen die Kommode stoßen und ihr die Glock abnehmen könnte. Aber wahrscheinlich beherrschte sie irgendein spezielles FBI -Kung-Fu. Und was würde es V ic auch nützen? Was würde sie danach machen?
»Dies ist Ihre letzte Chance, V ic. Ich möchte, dass Sie begreifen, in welcher Lage Sie sich befinden. Ich werde Sie festnehmen müssen, wegen des V erdachts auf Mittäterschaft …«
»Sie denken, ich hätte mir die V erletzungen selbst zugefügt?«
»Wir wissen nicht, wer Ihnen diese V erletzungen zugefügt hat. V ielleicht war es auch Ihr Sohn, der sich gegen Sie gewehrt hat.«
So sah die Sache also aus. V ic konnte nicht sagen, dass es sie überraschte. Überraschend war höchstens, dass die Polizei nicht schon früher zu dieser Schlussfolgerung gelangt war.
»Ich möchte glauben, dass Sie nichts mit dem V erschwinden Ihres Sohns zu tun hatten. Aber Sie kennen eine Frau, die Ihnen sagen kann, wie es ihm geht. Sie haben uns wichtige Informationen vorenthalten. Ihre Erklärung der Ereignisse klingt wie eine paranoide Wahnvorstellung aus dem Lehrbuch. V ic, das ist Ihre letzte Gelegenheit, uns von Ihrer V ersion der Geschichte zu überzeugen. Denken Sie genau nach, bevor Sie etwas sagen. Denn wenn ich mit Ihnen fertig bin, werde ich mit Lou weitermachen. Er enthält uns ebenfalls Informationen vor. Kein V ater arbeitet einen Tag, nachdem sein Sohn entführt wurde, zehn Stunden lang an einem Motorrad. Wenn ich ihm Fragen stelle, die er nicht beantworten will, lässt er einfach den Motor aufheulen, um mich zu übertönen. Wie ein Teenager, der seine Musik aufdreht, wenn seine Mutter ihn bittet, sein Zimmer aufzuräumen.«
»Was meinen Sie damit, er lässt den Motor aufheulen?«, fragte V ic. »Er hat die Triumph zum Laufen gebracht?«
Hutter atmete langsam aus. Ihre Schultern sackten herab. Endlich war im Gesicht einmal etwas anderes zu lesen als professionelle Ruhe. Sie wirkte erschöpft und niedergeschlagen.
»Also gut, V ic«, seufzte sie. »Es tut mir wirklich leid. Ich hatte gehofft, wir könnten …«
»Kann ich Sie etwas fragen?«
Hutter sah sie an.
»Der Hammer. Sie haben mich fünfzig verschiedene Hämmer anschauen lassen. Als ich schließlich den gefunden hatte, mit dem Manx’ mich geschlagen hat, waren Sie überrascht. Wieso?«
V ic sah etwas in Hutters Augen – ein kurzes Aufflackern von Unsicherheit.
»Das ist ein chirurgischer Hammer«, sagte Hutter. »Er wird bei Autopsien benutzt.«
»Und er ist aus der Leichenhalle in Colorado verschwunden, wo Manx’ Leiche aufbewahrt wurde?«
Hutter antwortete nicht, fuhr sich jedoch mit der Zunge über die Oberlippe. Zum ersten Mal ertappte V ic sie bei einer nervösen Übersprunghandlung. Und das war eigentlich schon Antwort genug.
»Ich habe Ihnen nichts als die Wahrheit erzählt«, sagte V ic. »Wenn ich irgendetwas ausgelassen habe, dann nur, weil ich wusste, dass Sie es mir sowieso nicht glauben würden. Dass Sie es als Wahnvorstellung abtun würden. Was ich Ihnen nicht einmal übel nehmen kann.«
»Wir müssen jetzt gehen, V ic. Ich werde Ihnen Handschellen anlegen müssen. Wenn Sie wollen, können wir einen Pullover darüberlegen, damit niemand die Fesseln sieht. Sie werden vorn bei mir im Auto sitzen. Niemand wird sich etwas dabei denken.«
»Was ist mit Lou?«
»Momentan kann ich Ihnen leider nicht erlauben, mit ihm zu sprechen. Er wird uns in einem zweiten Wagen folgen.«
»Können Sie ihn nicht noch ein bisschen schlafen lassen? Es geht ihm nicht gut, und er war so lange wach.«
»Tut mir leid. Es ist nicht meine Aufgabe, mich um Lous Gesundheit zu kümmern. Mich hat einzig und allein das Wohlergehen Ihres Sohnes zu interessieren. Stehen Sie bitte auf.« Sie schob die rechte Seite ihres Tweed-Jacketts beiseite, und V ic sah, dass sie an ihrem Gürtel Handschellen trug.
Plötzlich schwang die Tür rechts von der Kommode auf, und Lou kam aus dem Badezimmer gestolpert und zog sich den
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