Christmasland (German Edition)
Atemzug von der Luft, die wie ein süßes Dessert schmeckte. Auf Händen und Füßen krabbelte sie rückwärts und versuchte, dabei den Atem anzuhalten, was ihr jedoch nicht gelang. Ihre zitternden Muskeln verlangten nach Sauerstoff.
»Wo willst du hin?«, fragte der Mann durch die Gasmaske. Er folgte ihr mit der Gasflasche in der Hand. »Der Raum hier ist luftdicht versiegelt, und die Flasche fasst dreihundert Liter. Damit könnte ich ein ganzes Zirkuszelt voller Elefanten ausschalten, Süße.«
Mit dem Fuß trat er ihre Beine auseinander und schob dann die Spitze seines Turnschuhs in ihren Schritt. V ic musste einen angewiderten Aufschrei unterdrücken. Einen Moment lang wünschte sie sich, das Gas hätte sie bereits betäubt, damit sie seinen Fuß nicht zwischen ihren Beinen spüren müsste, in dem Wissen, was als Nächstes geschehen würde.
»Schlampe, Schlampe, schlafe ein«, sagte der Gasmaskenmann. »Ich schieb dir meinen Schniedel rein.« Er kicherte erneut.
V ic kroch in eine Ecke, bis sie mit dem Kopf gegen die verputzte Mauer stieß. Der Mann folgte ihr, während Gas aus der Flasche strömte. Der weiße Dunst ließ die Umrisse der Gegenstände im Raum verschwimmen. Anfangs hatte nur eine Liege im Raum gestanden, jetzt waren es drei, die einander überlappten. Und auch der Gasmaskenmann spaltete sich in zwei Hälften auf, die gleich darauf wieder miteinander verschmolzen.
Der Boden unter V ic kippte zur Seite weg und verwandelte sich in eine Rutsche. Jeden Moment könnte sie hinuntergleiten, von der Realität in die Bewusstlosigkeit. Sie drückte sich noch tiefer in die Ecke und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Sie hielt den Atem an, aber ihre Lungen schmerzten, und ihr Herz ratterte wie der Motor der Triumph.
»Jetzt, da du hier bist, wird alles gut werden!«, rief der Gasmaskenmann aufgeregt. »Du bist meine zweite Chance! Jetzt wird Mr. Manx zurückkommen und mich mitnehmen ins Christmasland! Ich werde endlich die Belohnung erhalten, die mir zusteht!«
Bilder flackerten durch V ics Geist wie Spielkarten, die von einem Magier gemischt werden. Sie befand sich wieder hinter dem Ferienhaus, und Daltry drehte vergeblich das Rädchen seines Feuerzeugs. V ic nahm es entgegen, und gleich beim ersten V ersuch sprang eine blaue Flamme heraus. Sie betrachtete das Bild an der Seite – Popeye, der mit der Faust zuschlug und daneben ein Comic-Soundeffekt. Was hatte dort noch mal gestanden? Und dann sah sie die Warnung an der Sevofluranflasche vor sich: ENTZÜNDLICH . Sie dachte: Reiß ihn mit in den Tod. Bring den kleinen Scheißer um.
Das Feuerzeug befand sich in ihrer rechten Hosentasche, doch als sie hineingriff, hatte sie das Gefühl, die Hand in Maggies bodenlosen Scrabble-Sack gesteckt zu haben. Die Tasche war endlos tief.
Der Gasmaskenmann stand vor ihr und hielt die Düse der Gasflasche auf sie gerichtet. Sie hörte die Flasche flüstern – einen tödlichen Befehl zu schweigen: Schhh.
Ihre Finger ertasteten ein Stück Metall und schlossen sich darum. Sie zog die Hand aus der Tasche und hielt das Feuerzeug zwischen sich und den Gasmaskenmann, wie ein Kreuz, mit dem man V ampire abwehrt.
»Zwingen Sie mich nicht dazu«, keuchte sie und atmete noch mehr von dem giftigen Lebkuchenrauch ein.
»Wovon sprichst du?«, fragte der Mann.
Sie klappte das Feuerzeug auf. Der Gasmaskenmann hörte das Klicken, und als er erkannte, was sie da in der Hand hielt, trat er einen Schritt zurück.
»He«, sagte er mit einem warnenden Unterton. Er machte noch einen Schritt rückwärts, wobei er den Kanister wie ein kleines Kind umklammert hielt. »Tu das nicht! Das ist gefährlich! Bist du wahnsinnig?«
V ic legte den Daumen an das Stahlrädchen. Ein kratzendes Geräusch war zu hören, und das Feuerzeug spuckte ein paar weiße Funken aus. Einen wundersamen Moment lang fauchte ein blauer Feuerstrahl durch die Luft. Die Flamme entrollte sich wie eine Schlange, und die brennende Luft raste direkt auf den Kanister zu. Der weiße Dunst, der aus der Düse sprühte, verwandelte sich in eine lodernde Feuerzunge.
Kurzzeitig wurde die Sevofluranflasche zu einem Flammenwerfer, der Feuer in alle Richtungen spuckte, während der Gasmaskenmann von V ic wegstolperte – und ihr dadurch unbeabsichtigt das Leben rettete. Im flackernden Feuerschein las V ic, was an der Seite des Feuerzeugs geschrieben stand:
KABUMM .
Es war, als hätte der Gasmaskenmann einen Raketenwerfer auf seine Brust gerichtet und den Abzug
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