Christmasland (German Edition)
Zigarette ins Gesicht. Sie traf ihn funkenstiebend unter dem rechten Auge. Daltry zuckte zusammen, und der Lauf seiner Pistole richtete sich himmelwärts. Chris nahm ein Holzscheit vom Stapel und zog es Daltry so fest über die Schulter, dass dieser fast das Gleichgewicht verloren hätte.
»Los, Gör, hau ab!«, brüllte McQueen.
Daltry taumelte drei Schritte rückwärts über die schlammige Erde, fing sich wieder, hob die Pistole und schoss McQueen eine Kugel in den Bauch und eine in den Hals.
V ic schrie laut auf. Lou fuhr herum und rammte Chitra Surinam dabei die Schulter ins Kreuz. Das war in etwa so, als hätte sie ein Pferd getreten. Surinam geriet ins Taumeln, ihr Fußgelenk knickte ein, und sie sackte ins nasse Gras.
»Alle sofort die Waffen runter!«, schrie Hutter. » V erdammt noch mal, NICHT SCHIESSEN! «
Lou streckte die Hand nach V ic aus. Er legte ihr die Arme um die Taille und schwang das Bein über den Sitz.
»Runter vom Motorrad, runter vom Motorrad!«, brüllte einer der Männer mit den kugelsicheren Westen. Drei von ihnen kamen mit Maschinengewehren über die Wiese gestürmt.
V ic hatte das Gesicht ihrem V ater zugewandt. Ihr Mund stand weit offen, und ihre Augen waren blind vor Entsetzen. Lou küsste sie auf die fiebrige Wange.
»Wir müssen los«, sagte er. »Sofort.«
Er schloss die Arme enger um ihre Taille. Im nächsten Augenblick schoss die Triumph vorwärts. Die Nacht wurde vom Mündungsfeuer der Maschinengewehre erleuchtet.
Hinterm Haus
D as Knattern der Gewehre ließ die Finsternis erbeben. V ic spürte, wie der Lärm durch sie hindurchfuhr, und packte reflexartig den Gashebel. Das Hinterrad rauchte und rutschte über die nasse Erde, wobei es einen langen Streifen Gras abrasierte. Dann machte die Triumph einen Satz nach vorn in die Finsternis.
Im Geist schaute sie immer noch zurück, sah, wie ihr V ater sich vornüberkrümmte, sich an den Hals fasste, während ihm das Haar ins Gesicht fiel. Sein Mund öffnete sich, als wollte er sich übergeben.
Im Geist fing sie ihn auf, bevor er auf die Knie sinken konnte, und hielt ihn in den Armen.
Im Geist küsste sie sein Gesicht. Ich bin bei dir, Papa, sagte sie zu ihm. Ich bin hier bei dir. Sie war ihm so nahe, dass sie den frischen Kupfergeruch seines Blutes riechen konnte.
Lou presste seine weiche, stoppelige Wange an ihren Hals. Er schmiegte sich an sie, und der Rucksack voller Sprengstoff wurde zwischen ihnen zusammengedrückt.
»Fahr einfach los«, sagte er. »Bring uns ans Ziel. Schau nicht zurück, sondern fahr einfach.«
Erde spritzte zu ihrer Rechten hoch, als sie das Motorrad herumriss und bergauf raste, direkt auf die Bäume zu. Sie hörte, dass hinter ihnen Kugeln im Boden einschlugen, und über dem Lärm der Schüsse Tabitha Hutters Stimme, die vor Anspannung zitterte: » NICHT SCHIESSEN, NICHT SCHIESSEN! «
V ic konnte keinen klaren Gedanken fassen, aber das musste sie auch nicht. Ihre Hände und Füße wussten, was sie zu tun hatten, ihr rechter Fuß schaltete in den zweiten Gang und dann in den dritten. Das Motorrad raste den nassen Hang hinauf. Die Kiefern erhoben sich vor ihnen in der Dunkelheit. Sie senkte den Kopf, als sie zwischen den Stämmen hindurchrasten. Ein Zweig peitschte ihr über die Lippen. Sie brachen durch das Unterholz, und die Reifen fanden die Bohlen der Shorter Way Bridge und polterten darüber hinweg.
»Was zum Teufel?«, rief Lou.
Sie war nicht in gerader Linie in die Brücke hineingefahren, und sie hatte immer noch den Kopf gesenkt. Ihre Schulter streifte die Wand. Der Arm wurde taub, und sie wurde nach hinten geworfen, in Lou hinein.
Wieder sah sie vor sich, wie ihr V ater ihr in die Arme fiel.
V ic zog am Lenker, steuerte nach links, weg von der Wand.
Ich bin bei dir, hallte es in ihrem Kopf wider, während sie beide zu Boden sanken.
Eine der Bohlen gab unter dem V orderrad nach, und der Lenker wurde ihr aus den Händen gerissen.
Sie küsste ihren V ater auf die Schläfe. Ich bin hier bei dir, Papa.
Die Triumph schlingerte gegen die linke Wand. Lous Arm wurde dagegengeschmettert, und er stieß ein Ächzen aus. Die Wucht, mit der er die Wand rammte, ließ die ganze Brücke erbeben.
V ic roch die ungewaschenen Haare ihres V aters. Sie wollte ihn fragen, wie lange er schon allein war, warum es keine Frau im Haus gab. Sie wollte wissen, wie er zurechtkam, was er an den Abenden tat, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr leidtat und dass sie ihn immer noch
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